10. Oktober (Donnerstag)
Wo liegt eigentlich Alcalá? Bin ich in den letzten Wochen mehrmals gefragt worden. Antwort: In der Nähe von Madrid. Früher hätte die Frage gelautet: Wo liegt eigentlich Madrid? Antwort: In der Nähe von Alcalá. Madrid war zwar nicht das unbedeutende Mancha-Dorf, als das es manchmal gesehen wird – Madrid hatte schon im Mittelalter eine Stadtmauer – aber es wurde von Alcalá deutlich überragt. Dessen Universität war eine der renommiertesten in Spanien, und im Goldenen Zeitalter studierten sie alle hier: Quevedo, Nebrija, Lope de Vega, Calderón de la Barca, Tirso de Molina, Fray Luis de León und andere. Und ganz nebenbei ist Alcalá auch noch der Geburtsort von Cervantes. Dessen Geburtshaus steht noch, oder jedenfalls Reste davon.
Wenn die Einwohnerbezeichnung, el gentilicio, von Madrid madrileños lautet und die von Barcelona barceloneses und die von Valencia valencianos, wie heißt dann die von Alcalá? Complutenses! Die Erklärung für diese scheinbare Abweichung liegt im lateinischen Namen von Alcalá, Complutum. So spricht man eben auch von der Universidad Complutense. Allerdings ist die gar nicht in Alcalá, sondern in Madrid. Als man im 19. Jahrhundert die Universität dorthin verlegte, nahm man den Namen gleich mit. Heute ist die Complutense die renommierteste der drei großen Universitäten Madrids.
Alcalá liegt am äußersten östlichen Rand der Comunidad de Madrid, also des Bundeslandes. Hierher bin ich gestern nach einem verregneten Tag in Madrid mit dem Nahverkehrszug gekommen. Bis dahin hatte ich schon festgestellt, dass ich meine Karte für die Metro und meine Karte für die Renfe abgelaufen waren. Es mussten neue gekauft und aufgeladen werden. Das ging allerdings glimpflich aus. Die Karte für die Renfe kostete einschließlich der Fahrkarte nach Alcalá 3,90 €. Allerdings lässt der Zug sich auch Zeit. Für die 40 Kilometer braucht er 55 Minuten.
In Atocha, dem riesigen, aber übersichtlichen Bahnhof, war richtig viel los. Ich musste den ersten Zug passieren lassen, er war rappelvoll.
An einem Geländer sind in den verschiedenen Sprachen Spaniens unterschiedliche Denksprüche angebracht, die an den Terroranschlag in diesem Bahnhof von 2004 erinnern. Darunter: Nadie muere mientras alguien le recuerde – Niemand stirbt, solange sich jemand an ihn erinnert. Wie lange wird das bei uns sein? Zwei Generationen? Oder nur eine?
Im nächsten Zug erwische ich sogar einen Sitzplatz. Das System bei den Zügen in Spanien folgt dem der Metro. An den Drehkreuzen bei der Abfahrt und bei der Ankunft steckt man seine Fahrkarte ein. Dadurch erübrigt sich die Kontrolle im Zug.
In Alcalá bin ich bei einer älteren Dame untergebracht, Rosa, in einem winzigen Kinderzimmer, dessen Protagonist der Enkelsohn ist. Er ist hier mit über 40 Photographien vertreten. Er muss sich den Platz teilen mit Johannes Paul II., allen möglichen Schutzengeln und dem Don Quijote, dessen tausendseitige Geschichte hier in 40 Comic-Strips erzählt wird. Das Passwort für das Internet ist aus den beiden Vornamen des Enkels zusammengesetzt.
Das Bett ist etwas kurz geraten, und die Bettfedern quietschen bei jeder Bewegung. Das Bettende dient gleichzeitig als Schreibtischstuhl, denn zwischen Bett und Schreibtisch ist kein Platz.
Bei dem Flug nach Madrid sind mir zwei Dinge aufgefallen. Erstens, dass die Distanz nach Madrid nur 1400 Kilometer beträgt. Luftlinie. Über die Straße sind es ungefähr 1700 Kilometer. Auch das ist weniger, als ich dachte.
Zweitens ist mir aufgefallen, dass der Einstieg ins Flugzeug immer auf der linken Seite erfolgt, auf der Seite des Piloten. Dafür gibt es bestimmt eine Erklärung.
Von meinem letzten kurzen Aufenthalt in Alcalá sind mir in Erinnerung geblieben ein langgestreckter, ziemlich leerer Platz im Zentrum, eine Straße mit Portalen in der Fußgängerzone (wo sich auch die Casa Cervantes befindet), ein Friseursalon in der Nähe meiner Unterkunft und vor allem die Störche, die in der Altstadt überall klappernd durch die Luft flogen und auf ihre Nester auf den Türmen der historischen Gebäude. Ganz besonders in Erinnerung geblieben ist mir aber die eisige Kälte mit Temperaturen um den Gefrierpunkt auch während des Tages.
Jetzt bietet sich die Stadt ganz anders dar: Es hängen dicke weiße Wolken am Himmel, aber zwischen ihnen ist der Himmel blau, und die Temperaturen sind angenehm. Die Störche sind verschwunden, sie sind nicht mehr oder noch nicht da, aber ihre Nester warten auf ihre Rückkehr. Und in der Altstadt ist es jetzt rappelvoll, es herrscht dichtes Gedränge, und auch der große Platz, die Plaza Cervantes, ist voll. Es findet ein Mittelaltermarkt statt, und überall sieht man Buden, verkleidete Menschen, Fressstände, Verzierungen, die mit dem Mittelalter herzlich wenig zu tun haben. Vor der Casa Cervantes eine lange Schlange, und vor den Skulpturen von Don Quijote und Sancho Pansa so ein dichtes Gedränge, dass ich die Flucht antrete.
Der Fußweg in die Altstadt dauert 20 Minuten, etwas länger, als mir lieb ist. In die Altstadt rein geht es an der ehemaligen Puerta de los Mártires, einem Stadttor, von dem der Weg nach Guadalajara ausging.
Hier befinden sich die Gebäude zweier ehemaliger Konvente. Vor mir das Jesuitenkolleg, das eine architektonische Neuheit seiner Zeit aufweist: einen Balkon. Nach der Ausweisung der Jesuiten diente das Gebäude eine Zeitlang der Universität, dann wurde es Kaserne. Heute ist hier die Juristische Fakultät untergebracht.
Links von mir das Colegio de Santa Catalina Mártir, heute Hotel. Der Orden hieß auch Die Grünen, wegen der auffälligen Farbe der Ordenstracht.
Ich gehe zur Touristeninformation, um nach einer Stadtführung zu fragen. Die werden von der Touristeninformation durchgeführt, aber hier kann man sich weder anmelden noch kann man hier bezahlen. Das geht nur online. So ein Unsinn! Als ich das am Abend zu Hause mache, stellt sich heraus, dass es alles ziemlich kompliziert ist. Man muss sein eigenes Profil anlegen, einschließlich Passwort, muss sogar seine Personalausweisnummer angeben und eine Provinz auswählen, in der man lebt, eine spanische Provinz. Verrückt.
Stattdessen entscheide ich mich für eine Führung durch die alte Universität. Auf dem Weg dahin gibt es in einer Bar einen Milchkaffee und einen Toast mit Marmelade, a la plancha. Der Lautpegel, das Klappern mit dem Geschirr, die Kunden, die um die Theke herum sitzen, das Klimpern des Wechselgelds aus den Tellern, die schnellen Bewegungen der Kellner, das hat mir alles schon gestern Morgen in Madrid ein Gefühl von Spanien gegeben. Hier geht es etwas ruhiger zu, aber auch hier ist der Preis moderat: 2,70 €.
Zur Universität komme ich fast zu spät, da ich einen kleinen Fußweg übersehe, der an einer Baustelle entlang führt. Aber dann bin ich Schlag 11 Uhr da.
Eine junge Frau führt uns drei alte Männer, außer mir einen Spanier und einen redefreudigen Kubaner, der gerne von sich erzählt und dabei sein Licht nicht unter den Scheffel stellt. Er ist in Havanna geboren, hat dann in den USA gelebt, wo es ihm nicht gefallen hat, und lebt jetzt in der Schweiz, dem gelobten Land, im französischsprachigen Teil der Schweiz, zusammen mit seiner italienischen Ehefrau.
Die junge Frau macht ihre Sache gut, ist aber viel zu schnell. Man ist so mit dem Zuhören beschäftigt, dass man keine Zeit hat, hinzusehen und die Details zu beachten.
Die Universität wurde 1499 vom Kardinal Cisneros gegründet, einem der einflussreichsten Männer seiner Zeit. Seine Vorfahren kamen tatsächlich aus einem Ort namens Cisneros, daher der Nachname. Sein Vorname war Gonzalo, aber bekannt wurde er als Francisco de Cisneros. Er gab sich selbst einen neuen Vornamen, als er nach einer spirituellen Krise in den Franziskaner-Orden eintrat. Damit einher ging das franziskanische Ideal der Einfachheit. Das ist auch für das Universitätsgebäude relevant: Backsteine, Holz, Gips, Lehm sind die wichtigsten Baumaterialien. Die berühmte Fassade, vor der wir stehen, stammt aus einer späteren Zeit! Links und rechts davon sieht man noch die Backsteinbauten.
Die Fassade, dreistöckig, aus Kalkstein und Granit, gilt als einer der Höhepunkte der spanischen Renaissance. Unter den Statuen sind allegorische Figuren, die Tugenden wie die Weisheit oder vielleicht auch die Jahreszeiten darstellen. Daneben auch klassisch gewandete Männer, die eine Säule umfassen, vielleicht Allegorien der Kraft. Dazu die Heiligen Paulus und Petrus und Ildefonso. Er ist der Namensgeber des Gebäudes, Colegio Mayor de San Ildefonso.
Oben das Wappen von Karl V., des Königs von Spanien und des deutschen Kaisers. Als er nach einer Sedisvakanz zum zweiten Mal Regent von Spanien und auf dem Weg war, Karl als dem neuen König zu begegnen, verstarb Cisneros.
Die ganze Fassade wird eingefasst von einer Kordel, in Anspielung auf den Franziskaner-Orden.
Das Besondere an Cisneros‘ Gründung war der Aufbau einer ganzen „Stadt“ des Lernens. Neben der Universität, den Colegios Mayores, gab es auch Schulen, Colegios Menores, an der Jungen von 12 Jahren aufwärts ausgebildet wurden. Deshalb hat die Universität als solche heute de Welterbestatus, zusammen mit nur vier anderen Universitäten weltweit, darunter Mexiko und Coimbra.
Nach der wirkungsmächtigen desarmortización des 19. Jahrhunderts, der Überführung kirchlicher Güter in Nationaleigentum und deren Veräußerung an Privatleute, diente die Universität als Fabrik und als Viehhaltung. Seit der Neugründung der Universität 1997 ist sie der Sitz des Rektorats und anderer Verwaltungseinheiten. Die Fakultäten und Hörsäle sind über die ganze Stadt verteilt.
Wir gehen rein und sehen uns zunächst die Kapelle an, ein wahres Prachtstück mit einer kunstvoll verzierten Holzdecke, dem, was man hier artesanado nennt.
An den Seitenwänden Verzierungen im isabellinischen und plateresken Stil, alle aus Gips, dem Ideal der Einfachheit folgend.
An einer Wand erinnert eine Plakette an Nebrija,, einem Absolventen der Universität, dem Verfasser der ersten spanischen Grammatik. Der Beginn einer neuen Zeit, jetzt wurden auch die Nationalsprachen Gegenstand des Interesses und nicht mehr vom Lateinischen ausgestochen.
An der anderen Seite ein Kästchen mit den Überresten von Covarrubias, dem spanischen Renaissance-Architekten. Wirkt fast wie ein Reliquienschrein, ist aber einfach gestaltet. Warum seine Überreste hier in Alcalá sind, verstehe ich nicht.
Vorne das Grabmal von Cisneros, aus Marmor, gegen seinen Willen nach seinem Tod geschaffen. Er wollte eine ganz einfache Bestattung. Allerdings ist dieses Grabmal, unserer Führerin zufolge, ein Kenotaph, also leer. Bestattet sei Cisneros in der Kathedrale. In den Reiseführern steht es anders.
Der Marmor hat im Laufe der Jahrhunderte – Ironie der Geschichte – seinen Glanz verloren, und sieht gar nicht mehr wie Marmor aus. Die Figuren, sie stellen die Kirchenväter und die sieben Artes Liberales dar, sind teils kopflos, Opfer der Napoleonischen Truppen.
Zur Zeit von Cisneros gab es nur drei Abschlüsse, Medizin, Theologie und (kanonisches) Recht, und es gab keine festen Studienzeiten oder Studienzyklen. Und auch keine Prüfungen während des Studiums. Man besuchte die einzelnen Vorlesungen ohne feste Reihenfolge, und wenn man damit durch war, stellte man sich dem Endexamen, einer mündlichen Prüfung mit einer hohen Durchfallquote. Im ersten Anlauf fiel praktisch jeder durch.
Wir kommen in den ersten Innenhof, sehr schön, dreistöckig, mit Stockwerken, die nach oben hin immer niedriger werden. Eiene Hälfte liegt im Schatten, die andere im Sonnenschein. An den Seiten die Reliefs von Cisneros und von Santo Tomás de Villanueva, dem ersten Absolventen von Alcalá, der die Priesterweihe erhielt.
Im Zentrum ein Brunnen mit dem Relief von Schwänen an den Brunnenwänden. Das ist eine Anspielung auf den Namen des Gründers: Schwan = cisne > Cisneros.
Die Universität hatte Studenten aus solventen Familien, aber auch immer 33 Stipendiaten. Die mussten aus armen Familien kommen und nicht aus Alcalá stammen. Sie wählten den Rektor. Dass sie nicht aus Alcalá stammen durften, sollte Mauscheleien vermeiden.
Um den ganzen Innenhof herum zieht sich oben ein Spruchband. Auf Latein. Der beginnt so: EN LUTEAM OLIM CELEBRA A MARMOREAM. Es ist eine Anspielung auf eine Begegnung zwischen Cisnernos und Fernando, dem Katholischen König. Der besuchte die neu gegründete Universität und zeigte sich schwer beeindruckt, beklagte aber die einfachen Materialien, die bei dem Bau der Universität zum Einsatz kamen. Woraufhin Cisneros (prophetisch) gesagt haben soll: “Otros harán en mármol y piedra lo que yo construyo en barro – Andere werden in Marmor machen, was ich in Lehm mache”.
Von hier geht es in den nächsten Innenhof, den Patio de los Filósofos, mit einer Statue von Cisneros im Zentrum. Zu den Seiten zwei Tore, die Puerta de la Gloria und die (jetzt zugebaute) Puerta de los Burros. Durch die gingen die Prüflinge nach Absolvierung ihrer Prüfung. Vorher wurden sie von dem Leiter des Paraninfo abgeholt und in einer Prozession durch die Stadt geführt. Dieser Prozession konnte sich jeder anschließen. Dann ging es zurück in den Paraninfo, den Prüfungssaal, und dann ging es, je nach Ergebnis, durch die Puerta de la Gloria oder durch die Puerta de los Burros wieder in die Stadt hinaus. Die erfolgreichen Kandidaten gingen durch das Tor der Glorie, die anderen, die Mehrheit, durch das Tor der Esel. Die bestanden hatten, mussten dann die ganze Bürgerschaft einladen zu
Wein und Imbiss. Es herrschte Volksfestatmosphäre.
Viele der Absolventen schafften es gar nicht bis zur Prüfung darunter einige Berühmtheiten wie Lope de Vega. Feste Regeln für die Studenten waren: Pünktlichkeit, Latein sprechen und sich an die abendliche Ausgangssperre halten. Bei Zuwiderhandlung gab es Karzer oder Ausweisung.
Dann kommen wir in den Patio Trilingüe. Sein Name spielt an auf die Bedeutung der drei Sprachen Latein, Griechisch und Hebräisch. Cisneros selbst brachte eine frühe Bibel heraus, in der alle Teile in der Originalsprache stehen, Hebräisch, Aramäisch, Griechisch, Latein.
Der von hohen Zypressen bestandene Patio Triligüe ist der einzige, der in seiner originalen Form erhalten ist, und der einzige, der auch damals schon aus Stein gebaut worden war. Im Zentrum ein Brunnen mit einer Muschel, dem Symbol der Santiago-Pilger.
Dann geht es in den Paraninfo, ursprünglich wohl Theatersaal, aber auch Prüfungssaal. Hier wird jedes Jahr der Premio Cervantes verliehen, der prestigeträchtigste Preis der spanischsprachigen Literatur. Er wird seit 1976 vergeben, stammt also aus der Zeit der Transición nach dem Tod Francos. Der erste Preisträger war Jorge Guillén. Traditionellerweise wird es jedes zweite Jahr an einen Spanier und jedes andere Jahr an einen Lateinamerikaner vergeben. Unter ihnen befinden sich Jorge Luis Borges (der aber auf den Nobelpreis vergeblich wartete), Dámaso Alonso, Octavio Paz, Rafael Alberti, Miguel Delibes, Mario Vargas Llosa, Camilo José Cela (der sich vorher über den Preis lustig gemacht hatte, aber später in der Auswahlkommission saß), Carlos Fuentes, Ana María Matute (als eine von sechs Frauen), aber auch viele andere, deren Namen man noch nie gehört hat. Es fehlt Gabriel García Márquez, der aber dafür den Nobelpreis bekam. Neben Spanien sind Argentinien, Uruguay, Kuba, Mexiko, Paraguay, Peru, Chile, Kolumbien, Nikaragua und Venezuela vertreten. Die Namen der Preisträger sind an der Wand vor dem Eingang in den Paraninfo angebracht, in wahlloser Reihenfolge. Viel Platz ist nicht mehr.
Der Paraninfo hat eine sehr schöne, farbig gefasste Decke, die aussieht, als wäre sie aus Holz, tatsächlich aber wohl aus Gips ist. Der Boden mit schönen Fliesen ist erneuert, offensichtlich zogen sich die Fliesen ursprünglich auch die ganze Wand hoch.
Rechts befindet sich die Kathedra, auf allen anderen Seiten die Zuschauerbänke. In der Mitte der Kathedra stand der Prüfling und hielt seinen Vortrag, vor den Akademikern und den Bürgern. Links und rechts von ihm zwei Professoren, von denen der eine eine Lobrede auf ihn hielt, der andere eine ironische Schimpftirade abhielt. Dann wurde der Prüfling von den Professoren examiniert. Das konnte Stunden dauern. Anschließend musste jeder der weiteren 80 Professoren auf den Rängen mindestens eine Prüfungsfrage stellen. Kein Wunder, dass die meisten durchfielen. An den Wänden sind die Namen berühmter Absolventen von Alcalá eingelassen wie Covarrubias, Lope, Nebrija, Quevedo, San Juan de la Cruz, Jovellanos, Ignacio de Loyola. Nur ganz wenige von ihnen bestanden.
Damit endet diese interessante Führung. Danach suche ich im Museumsshop nach einem Reiseführer von Alcalá, kann aber nichts Passendes finden. Also gehe ich noch mal zur Touristeninformation. Die haben genau das Richtige, aber man kann nicht mit Karte bezahlen und muss das Geld passend haben. Das habe ich aber nicht.
Ich gehe in eine kleine Bar und bestelle ein frisch gezapftes Bier und ein Stück Tortilla, una caña y un pinchito de tortilla. Neben mir an der Theke sitzen zwei Araber und unterhalten sich angeregt auf Arabisch.
Im Fernsehen wird berichtet, dass Nadal seine Karriere beendet. Er hat allein Roland Garros 14-mal gewonnen, eine unglaubliche Karriere. Und bei uns sprechen sie immer noch von Borris Becker.
Gestern kam die Nachricht, dass Iniesta seine Karriere beendet, für mich einer der feinsten Fußballer, die es überhaupt gegeben hat. Er hat nicht ganz die Reputation, die er verdient, bei all seinen Erfolgen mit Barça und mit Spanien, mehrmals Champions League, zweimal Europameister, Weltmeister. Und Torschütze des entscheidenden Tores im Finale. Er ist in seiner Karriere keinmal vom Platz gestellt worden, wie Lineker.
Jetzt habe ich das nötige Kleingeld und kann den Stadtführer in der Touristeninformation abholen. Die ist untergebracht in der Capilla del Oidor, der Kapelle des ehemaligen Klosters Santa María La Mayor. Der Name Oidor bezieht sich auf den Gründer der Kapelle, der der oidor, vermutlich der Beichtvater von Juan II. von Kastilien war.
Erhalten ist eine Stuckarbeit am Übergang zur Apsis, mit gotischem, verschlungenem Dekor. In der Mitte steht das Taufbecken. Hier wurde Cervantes getauft, genauso wie seine vier Geschwister. Ausgestellt ist ein Faksimile des Taufregisters, nicht zu entziffern, in dem die Taufe von Cervantes amtlich bestätigt wird. Die Taufe erfolgte am 9. Oktober, deshalb war gestern hier in Alcalá Feiertag. Das Geburtsdatum ist nicht bekannt. Vielleicht der 29. September, dem Tag des Hl. Michael. Einer alten Tradtion zufolge erhielt man den Namen des Tagesheiligen des Tages, an dem man geboren wurde: Aber: Hätte man damals ein Kind so lange ungetauft gelassen?
Auf dem Rückweg komme ich wieder über die Plaza de Cervantes, mit dem Cervantes-Denkmal in der Platzmitte. An den vier Seiten des Sockels Reliefs mit Szenen aus dem Quijote und einer Karte des beachtlichen Territorium, auf dem die Ausfahrten Don Quijotes sich abspielten. Natürlich ist auch die Szene mit den Windmühlen abgebildet. Um die Szene zu verstehen, muss man wissen, dass Windmühlen damals eine Neuerung waren. Don Quijote hatte vermutlich vorher noch nie welche gesehen.
Abgebildet ist auch Rocinante, das Pferd Don Quijotes, das er zu einem prächtigen Ritterpferd aufgewertet hat. Der Name scheint willkürlich gewählt, hat aber eine zweite Bedeutung. Er ist abgeleitet von rocín, und das bezeichnet einen Klappergaul. Rocinante ist also rocín ante, also ehemaliger Klappergaul.
Es wird immer wärmer, jetzt fühlt es sich fast sommerlich an. Kurz vor der Unterkunft gehe ich noch in eine kleine Bar, um einen Kaffee zu trinken. Das Mädchen hinter der Theke singt textsicher alle Schlager mit, die aus dem Lautsprecher kommen, nicht nur den Refrain.
Als ich nach Hause komme, tut Rosa das, was spanische Frauen in ihrem Alter am liebsten tun: telefonieren.
11. Oktober (Freitag)
Heute geht es nach Aranjuez. Vorher besuche ich aber noch die Casa Cervantes hier im Zentrum, in der Hoffnung, das am Morgen noch nicht so viel los ist.
Ich komme ins Zentrum über die lange Straße mit den historischen, schön renovierten Gebäuden, den typischen Gebäuden aus Backstein mit steinernen Portalen und Balkonen. Über den Eingängen steht Ermita, Colegio, Residencia, Convento. Es ist noch kühl, aber sonnig. Kaum jemand ist auf der Straße. Zufällig gelange ich zum Frühstück wieder in dieselbe Bar wie gestern.
Trotz der frühen Stunde muss man an der Casa de Cervantes schon Schlange stehen. Eine Gruppe französischer Schüler ist vor mir dran. Es herrscht aber nicht so ein Gedränge wie gestern.
Ich bekomme auch ein Photo auf der Bank zwischen Don Quijote und Sancho. Das haben die Planer der Skulptur clever gemacht. Da Platz zwischen den beiden ist, setzt man sich unwillkürlich dahin und lässt sich photographieren. Es dürfte eins der wichtigsten Photomotive von ganz Spanien sein.
Vor mir sind vier ältere, ziemlich alberne Spanierinnen an der Reihe, die sich in allen denkbaren Posen, einzeln, als Paar oder als Dreiergruppe photographieren. Sie machen aber anschließend sehr freundlich ein Photo von mir.
Vor dem Eingang wird auf einem Gedenkstein an Cervantes erinnert, mit verschiedenen Attributen, darunter manco. Das erinnert an Cervantes‘ Teilnahme an der berühmten Seeschlacht von Lepanto gegen die Osmanen, bei der Cervantes einen Arm verlor. Er war sein Leben lang stolz darauf. Später erfahre ich bei einer Führung, dass Saavedra, Cervantes‘ zweiter Nachname, eine spanische Variante des arabischen Wortes für ‚einarmig‘ ist. Ob das stimmt?
Das Haus, zweistöckig, eher klein, mit einem Patio in der Mitte, ist zu großen Teilen rekonstruiert, gibt aber einen guten Eindruck von dem Wohnhaus einer wohlhabenden Bürgerfamilie der Zeit.
Inzwischen steht wohl fest, dass Cervantes tatsächlich hier in Alcalá geboren wurde. Allerdings – das sagt man in Alcalá nicht allzu laut – lebte er nur die ersten vier Jahre seines Lebens hier. Danach zog die Familie nach Valladolid. Der Vater war pleite gegangen und musste das Haus verkaufen.
Unten befinden sich die eher öffentlichen Räume, oben die privaten, vor allem die Schlafzimmer, mit den typischen kurze Betten der Zeit, in denen man eher saß als lag. Unter den Einrichtungsgegenständen der verschiedenen Räume befinden sich ein Sekretär, geschnitzte Kommoden, bronzene Kerzenständer, Keramikgefäße, ein Spinnrad, gestickte Deckchen, ein paar Bücher, einen brasero, also ein aus Messing gefertigtes Becken zur Aufnahme brennender Kohlen, An einer Wand hängt an feinen Ketten eine eiserne Lampe, deren Profil im Schatten an die Wand geworfen wird. Gemälde und Figuren mit meist religiösen Motiven.
Auch eine Badewanne ist zu sehen, mit einem großen Tuch bedeckt. Damit hat es folgende Bewandtnis: In der Regel badete zuerst der Herr des Hauses, dann wurden die Kinder gebadet, und erst dann kam die Frau des Hauses dran. Deshalb lag unten in der Wanne ein Tuch, in dem sich der Schmutz der Vorgänger gesammelt hatte. Bevor die Dame des Hauses in die Badewanne stieg, hievte sie das Tuch aus der Wanne raus und stieg in einigermaßen sauberes Wasser.
In dem Frauengemach unten lässt sich der arabische Einfluss fühlen. Man saß auf Teppichen auf dem Boden, zwischen Kissen und niedrigen Möbeln.
Der interessanteste Raum ist der von Cervantes‘ Vater. Der war das, was man damals Chirurg nannte. Das beinhaltete auch Aderlasse und Zähneziehen. Er arbeitete hier zu Hause, in seiner botica. Dort ist ein zurücklehnbarer Holzstuhl für die Behandlung der Patienten ausgestellt, und auch eine Rasierschüssel. Auch das war im Aufgabenbereich eines Apothekers.
Bei den Restaurierungsarbeiten hat man einen Teil der originalen Wand entdeckt, aus Lehmziegeln und Holz. Darauf ist al fresco eine Wandverzierung angebracht, die einen bunten Vorhang vortäuscht. Sehr schön.
Dann mache ich mich auf den Weg zum Bahnhof. Unterwegs noch mal eine Kaffeepause in einer Bar. Hier gibt es Rosquillas de Alcalá, eine typische lokale Süßigkeit, mit Cremefüllung und Zuckerguss. Nicht mein Ding.
An der Wand steht, man habe kein Internet, man solle sich untereinander unterhalten.
Über dem Eingang zur Küche steht in bunten Buchstaben: Hace muchos años tenía un montón de sueños, hoy tengo mucho sueño y un montón de años.
Aranjuez befindet sich am äußersten südlichen Ende der Comunidad de Madrid. Es sind nur 60 Kilometer von hier, aber ich muss über Madrid fahren und dort umsteigen. Ziemlich umständlich. Und nicht ohne Hindernisse. Erst finde ich in Alcalá den Bahnhof nicht, der sich hinter einer großen Baustelle mit einem improvisierten Übergang befindet. Dann will und will in Atocha kein Zug nach Aranjuez kommen. Dafür einer nach dem anderen nach Parla. Ich werde langsam unruhig, zur vereinbarten Zeit kann ich nicht mehr ankommen. Und Informationen über Abfahrtszeiten gibt es keine. Dann kommt der Zug endlich, aber als ich Aranjuez aussteigen will, bleibe ich am Drehkreuz hängen. Meine Fahrkarte sei ungültig. Die habe ich aber in Alcalá am Schalter gekauft. Ich suche den ganzen Bahnsteig ab auf der Suche nach jemandem, den ich befragen könnte. Niemand zu finden. Dann entdecke ich irgendwo ein Interphon. Man lässt mich durch. Die Fahrkarte ist nur bis zur letzten Station vor Aranjuez gültig. Und für die Rückfahrt muss ich mir eine neue kaufen.
Der ganze Aufwand lohnt sich aber. Meine englischen Freunde, schon seit Jahrzehnten hier ansässig, erwarten mich auf der Terrasse eines Restaurants gegenüber den Palastgärten. Und laden mich zu einem hervorragenden Essen ein. Wir sind ganz allein oben auf dem Balkon und werden entsprechend bedient. Es gibt originelle Gerichte, und auf der Speisekarte erscheinen in der Rubrik Vegetarisch Seeigeleier und Rebhuhn.
Wir haben uns viel zu erzählen, die Vertrautheit ist sofort wieder da. Es ist gut, alte Freunde zu haben.
Anschließend fahren wir noch zu ihnen in die gemütliche Wohnung, wo Doris, ihr Hund, schon sehnsüchtig auf uns wartet.
Dann mache ich mich auf den Rückweg. In der Nähe der Unterkunft finde ich die aus der Ferne empfohlene Bar El Cordobés. Dort gibt es noch mal ein Bierchen und leckere Tapas. Es herrscht eine sehr spanische Atmosphäre. Im Schein der Laternen spielen Kinder auf dem Platz, laut lachend und rufend, und drum herum sitzen die Erwachsenen mit ihren größeren Kindern an den Tischen der Bars. Dabei herrscht viel Kommen und Gehen.
Zu Hause empfängt mich Rosa und fragt, wie es mir ergangen sei. Sie hat einen Maler im Haus, der heute ihr Zimmer gemacht hat und morgen das Bad machen soll.
Es stellt sich heraus, dass sie ursprünglich aus Uruguay stammt, aus Salto. Das ist gar nicht weit von Paysandú, wo ich war. Sie hält noch Kontakt zu ihrer Schwester und deren Familie und zu den Freundinnen ihrer Kindheit. Und sie reist auch noch regelmäßig dorthin, um sie alle zu treffen.
12. Oktober (Samstag)
Heute ist der Jahrestag der Entdeckung Amerikas durch Kolumbus, also hier Feiertag. Heute heißt er Día de la Hispanidad.
Ein trüber Tag, mit Nieselregen. Auf dem Weg in die Stadt wird der Regen stärker, und dann, pünktlich zu dem Beginn der Stadtführung, geht es so richtig los. Am Ende sind die Broschüren und Notizblöcke in meinem Rucksack durchweicht und in dem neuen Reiseführer lösen sich die Seiten.
Auf dem Weg in die Stadt muss ich wohl an der Bar vom Frühstück der letzten Tage vorbeigerauscht sein und lande in einer an der Plaza Cervantes: winziger Tisch, unfreundliche Bedienung, nur ein WC für das ganze Lokal, Frauen und Männer zusammen, und 4,70 statt 2,70.
Durch den Regen und an den Massen vorbei suche ich den Treffpunkt für die Stadtführung und schaffe es nur so gerade, pünktlich zu sein. Die anderen, lauter Spanier, warten schon. Eine Frau mit unvorteilhafter Frisur und einer unsäglichen Brille macht einer anderen ein Kompliment für ihre potthässlichen Schuhe. Sie will wissen, wo sie die gekauft hat.
Der Treffpunkt ist die Casa de la Entrevista, ein falscher Name, basierend auf der volkstümlichen Überzeugung, hier habe die erste Begegnung zwischen den Katholischen Königen und Kolumbus stattgefunden. Die hat tatsächlich in Alcalá stattgefunden, aber nicht hier, sondern im Erzbischöflichen Palais.
Unsere Führerin ist eine junge, stark geschminkte Frau, die sehr kenntnisreich und mit einer Affengeschwindigkeit, aber ganz deutlicher Aussprache zweieinhalb Stunden lang die Stadt erklärt, ohne auch nur einmal ins Stocken zu geraten.
Die Führung beginnt an der Kathedrale, der Keimzelle. Dies ist der Ort, an dem in der römischen Zeit zwei Kinder das Martyrium erlitten haben sollen, Justo und Pastor.
Die Kathedrale ist sehr einfach gehalten, und an den Seitenschiffen sieht man außen, dass sie nach Zerstörungen durch Brand und durch Bürgerkrieg stark erneuerte ist. An dem hohen Hauptportal, im flamboyanten Stil moderat verziert, sieht man das Wappen der Kirche und das Wappen von Cisneros sowie ein Relief San Ildefonso.
Die Kirche hat im Laufe der Jahrhunderte verschiedene Stadien durchlaufen und ist von einer Colegiata zu einer Magistral und von einer Magistral zu einer Catedral geworden. Kathedrale ist die Kirche erst seit kurzem. In Alcalá heißt sie gemeinhin Magistral.
Wir kommen zum Bischofspalast. Vom Platz aus kann man nur ahnen, wie große der ist. Wir sehen, weit hinter der Umzäunung, einen länglichen Seitenteil. Um das zentrale Fenster herum ist das Wappen der Bourbonen angebracht. Das ersetzt das Wappen der Habsburger, das hier bis zur Thronbesteigung von Felipe V. angebracht war.
Dessen jüngster Sohn wurde bereits mit 8 Jahren für den Posten des Erzbischofs bestimmt, aber als er volljährig wurde und es so weit war, hatte er keinen Bock auf den Job. Er widmete sich den Künsten, und wurde unter anderem ein wichtiger Förderer Goyas.
Links von uns ein Portal, das in einen leeren, ummauerten Innenhof führt. Das ist die Albaca, eine befestigte Stadt innerhalb der Stadt. Hierher zog man sich im Falle eines feindlichen Angriffs zurück. Da hier später ein Gemüsegarten angelegt wurde, heißt das Grundstück in Alcalá Huerta.
Außerhalb dieser Mauern steht eine Ruine, die Ruine eines einst bedeutenden Gebäudes. Hier befand sich das erste Archäologische Museum. Es brannte bis auf die Mauern ab. Wichtige Schätze gingen verloren.
Was hier ziemlich trocken klingt, schildert unsere Führerin ausführlich und mit viel Verve, und man hört ihr gerne zu.
Dann flüchten wir uns vor dem Regen in die Kirche eines ehemaligen Klosters, San Bernardo. Drinnen ein ganz unerwarteter Anblick, ein elliptischer Raum mit einer elliptischen Kuppel und sechs elliptischen Seitenkapellen, ganz in Weiß gehalten, mit schmalen vergoldeten Streifen als Dekor. Der Hauptaltar, ganz vergoldet, steht mitten in der Apsis, nicht an der Wand. In den Seitenkapellen großformatige, stark nachgedunkelte Gemälde in Chiaroscuro eines italienischen Malers.
Unsere Führerin lässt die Zeit der Gegenreformation vor unser Augen auferstehen, wie die Kirche es mit allen Mitteln versuchte, die lateinisch gelesene Messe dem weitgehend analphabetischen Publikum schmackhaft zu machen: das Gold und die Gemälde, der Weihraucht, ein Lichtstrahl, der um die Mittagszeit aus einem elliptischen Fenster im Westen genau auf den Altar fiel, Rosenblätter, die aus der Laterne in der Kuppel in die Kirche flatterten. Da wurden die Sinne angesprochen.
Der Gründer des Klosters hieß selbst auch Bernardo, und suchte sich seinen Namenspatron als Patron des Klosters aus. Er war ein Hans Dampf in allen Gassen und förderte auch die Künste. Durch ihn konnte Cervantes den zweiten Teil des Quijote publizieren.
Man erfährt, dass es sich hier wegen der riesigen Dimensionen um ein Kloster handelt, nicht um einen Konvent, wie es in der Regel bei kleineren innerstädtischen Institutionen der Fall ist.
Draußen, wieder im Regen, liest unsere Führerin die Fassade für uns. Nach oben nimmt die Bedeutung zu, das erkennt man in den Inschriften und in der architektonischen Gestaltung. Ganz oben, wo Gottes Auge die Fassade durchbricht, ist Gott. Über ihm ist nichts, sagt sie. Außer den Störchen.
Wir kommen durch das ehemalige jüdische und das ehemalige muslimische Viertel. Von beiden ist nichts übrig geblieben, und sogar die Straßenzüge sehen anders aus.
In diesem Viertel befindet sich das Geburtshaus von Manuel Azaña, dem Präsidenten der Zweiten Republik. Sein Vater war Bürgermeister von Alcalá, ein engagierter Mann, der bis heute großen Respekt genießt.
Von hinten nähern wir uns der Casa Cervantes an. In diesem Zusammenhang erfährt man, dass auf der Rückseite der Münze, die die Preisträger beim Premio Cervantes bekommen, eine Hand abgebildet ist, die in einem Buch blättert. Es ist nicht der Quijote, sondern die Galatea. Die wurde nämlich in Alcalá gedruckt.
Durch das Gedränge der Calle Mayor gehen wir zur Plaza Cervantes. Zu beiden Seiten die Laubengänge. Die Straße mit den längsten in Spanien. Stimmt allerdings nur, wenn man beide Seiten einbezieht. Palencia hat einen ganzen Kilometer lang Laubengänge in der Altstadt, aber nur auf einer Seite.
Ursprünglich waren hier die Verkaufsstände untergebracht, die von den Familien betrieben wurden, die hier wohnten. Die Stände wurden nachts abgebaut. Ein interessantes Detail entdeckt man am Ende des Balkens, der das Dach der Arkaden stützt: ein Loch! Das war ein Spion, durch den konnten die Eigentümer von oben sehen, wer da zu Besuch kam und je nach Lage entscheiden, ob man den reinlassen sollte oder nicht.
Wir kommen zur Plaza Cervantes. Die hat Laubengänge auf zwei von vier Seiten. Hier, auf diesem großen Platz, begegneten sich die Stadt der Bürger und die Stadt der Universität. Und Cisneros wollte keine Laubengänge. Das war ihm alles zu kommerziell.
Die Führung endet an der Universität. Die Fassade wird detailliert erklärt. Und als Leckerbissen gibt es noch den Hinweis, dass sich hier irgendwo ein fauler und ein fleißiger Student verbergen. Aber wo, das wird nicht gesagt.
Nach der Führung mache ich den Versuch – der gegen alle Wahrscheinlichkeiten gelingt – das alte Viertel zu finden, in dem ich bei meinem letzten Besuch gewohnt habe. Der Orientierungspunkt ist ein Kreisverkehr mit einer hohen, modernen, abstrakten Statue des Quijote aus grauem Eisen. Als ich damals ein Photo davon machen wollte, blieb ein Mann neben mir stehen und äußerte kopfschüttelnd, aber nicht unfreundlich, sein Unverständnis für diese Art von Kunst. Da könne man doch nichts erkennen. Ich antworte mit einem Lächeln, bin aber nur halb einverstanden. Die schlanke Gestalt veranschaulicht doch ganz gut das Vergeistigte, das Himmelsstrebende Don Quijotes.
Als ich in das Viertel komme, erkenne ich auch den Friseursalon von damals. Glaube ich wenigstens. Stimmt aber nicht. Den hier gibt es erst seit einem Jahr. Sie sehen aber alle gleich aus, und auch hier ist der Friseur Marokkaner. Es stellt sich heraus, dass er in Leipzig gewohnt hat und Deutsch spricht! Spanisch habe er nur auf der Straße gelernt, erklärt er mir. In die Sprachschule sei er nur einen Tag lang gegangen. Wir sprechen über Spanien, Deutschland, Marokko, und als sich herausstellt, dass ich Fez kenne, seine Heimatstadt, zeigt er sich sehr erfreut. Der Haarschnitt kostet 10 € einschl. Trinkgeld!
Dann geht es in die Bar, in die ich damals öfter gegangen bin. Kaum sitzt man, als schon Tischdecke, Öl und Essig, Besteck und Brotkorb auf dem Tisch stehen. Als Vorspeise gibt es Nudeln mit Fleisch. Die schmecken asiatisch, und kurz darauf sehe ich tatsächlich die Gesichter von zwei Asiaten aus der Küche in den Schankraum gucken. Hier muss es einen Besitzerwechsel gegeben haben. Das zweite Gericht, ebenfalls sehr schmackhaft, knusprig gebratene Hähnchenflügel, wird mit Kartoffeln serviert. Nichts Asiatisches daran. Wohl aber die scharfe Soße, die es dazu gibt.
Ich gehe ins Zentrum zurück und mache noch mal einen Versuch bei dem Corral de Comedias. Der Kartenschalter ist immer noch geschlossen. Draußen steht zwar, wann der Schalter auf macht, aber nicht, wann Führungen stattfinden.
Ich gehe zur Touristeninformation und frage nach dem Palacio de Laredo, in der Nähe des Bahnhofs gelegen. Dort kann man eine Ausgabe der viersprachigen Bibel von Cisneros sehen, aber ach, der Palacio hat den ganzen Sommer über wegen Renovierung geschlossen.
Ich gehe noch ein bisschen durch die Stadt und stoße in der Nähe des Erzbischöflichen Palasts auf eine Statue von Katharina von Aragón. Die ist hier in Alcalá geboren. Hier ist sie dargestellt als schlanke junge Frau, mit Buch und Rose in der Hand. Als junge Frau wurde sie nach England verschifft, mit vollem Hofstaat, als zukünftige Frau der Thronfolgers, Arthur. Bei der Hochzeit führte Heinrich sie an der Hand in die Kirche. Die Ehe sei nie vollzogen worden, behauptete sie ein Leben lang. Arthur starb dann kurz danach, dann starb der König, der zweite Sohn, Heinrich, folgte ihm auf den Thron. Der erinnerte sich an seine Schwägerin und machte ihr den Heiratsantrag. Sie bekam ein Kind, aber das falsche, ein Mädchen, Maria, die zukünftige Königin. Dann bekam sie einen Sohn, aber der verstarb schon im ersten Lebensjahr. Es wurde nichts mehr mit dem männlichen Thronfolger, und Heinrich wollte sie loswerden. In der Bibel fand er eine Stelle, aus der er herauslas, dass man nicht die Frau seines Bruders heiraten dürfe, und als dem Papst diese Argumentation nicht einleuchtete, gründete er die Church of England und ließ sich scheiden. Katharina schrieb ihm noch auf dem Sterbebett einen liebevollen, zärtlichen Brief und bat ihn, sich um Maria zu kümmern.
Ganz in der Nähe die Statue der Katholischen Königin, Isabel. Ganz anders, sitzend dargestellt, mit Zepter und Krone und voller königlichem Selbstvertrauen.
Ich gehe noch weiter durch die Stadt und komme dabei an dem Friseursalon La Pelu de Pili vorbei, an dem Lokal El gato verde und an der Boutique del cannabis medicinal.
Auf einem der winzigen Balkone an einem Universitätsgebäude steht die Bronzefigur eines Mannes in Renaissancegewandung, mit auffälliger, runder Brille, einen Hut in der einen, ein Buch in der erhobenen anderen Hand. Sieht nach Quevedo aus, aber ob er es wirklich ist und was er hier macht, ist nicht herauszufinden.
An einem Kreisverkehr steht eine Skulptur aus mehreren aufeinandergestapelten Würfeln, mit den Entfernungsangaben nach Merida und Zaragoza: Caesar Augusta 282 km, Emerita Augusta 372 km. Dass die Römer keine Kilometer kannten, darüber kann man hinwegsehen.
Bei einem Asiaten bekomme ich Ansichtskarten und dann, aber nur durch den Ruf eines Kindes aufmerksam geworden, sehe ich auch den ersten Storch. Und den einzigen, den ich in diesen Tagen sehe. Vor zwei Jahren sind es Dutzende gewesen. Da stimmt also was nicht an der Behauptung von Rosa, bestätigt von der Frau der Touristeninformation, die Störche blieben das ganze Jahr über hier. Eine Broschüre klärt auf: Die jungen Störche ziehen, sobald sie das Fliegen gelernt haben, gemeinsam nach Nordafrika. Später ziehen sie dann nur noch nach Südspanien, und irgendwann bleiben sie ganz hier!
Das Archäologische Museum ist, entgegen den angegebenen Öffnungszeiten, geschlossen, der Día ebenfalls, und auch die Bar El Cordobés hat zu. Muss wohl wegen des Feiertags sein.
Zum Schluss komme ich noch, weil ich auf einen Umweg geraten bin, zufällig an einem Waschsalon vorbei. Adresse ist notiert.
13. Oktober (Sonntag)
Der Reiseführer erklärt den Namen Alcalá de Henares. Alcalá kommt von dem arabischen Namen der Stadt und ist mit dem Wort Alcázar verwandt, bezeichnet also eine Burg. Henares ist der Name des Flusses, der hier in der Nähe in den Jarama mündet, der wiederum in den Tajo mündet, der in Lissabon in den Atlantik fließt. Wo der Henares hier ist, weiß ich nicht, er hat sich bisher noch nicht gezeigt.
Der Henares teilt die Gegend in zwei unterschiedliche Teile, die Sierra, nackt und karg, und das fruchtbare Tal, die Vega. Die Römer siedelten erst in der Sierra, wo sie ihre Verteidigungsanlagen aufbauten, und dann, als die Gegend gesichert war, im Tal.
Auf dem Weg ins Zentrum finde ich eine Apotheke, die geöffnet hat. Dort werde ich gut versorgt.
Auf der breiten Straße, der Calle de los Libreros, bekomme ich ein ausgezeichnetes Frühstück in der Cueva de Antolín. Sie haben auch eine verlockend aussehende Karte für das Mittagessen. Adresse ist notiert.
Heute ist es nicht ganz so sonnig wie angekündigt, aber moderat warm. Und es regnet nicht.
Als erstes geht es zum Corral de Comedias. Wieder ist der Schalter geschlossen. Zwei Frauen, die dort warten, und ein Ehepaar, geben es auf. Ich bleibe noch ein paar Minuten. Da kommt eine Frau angesaust und sagt, heute sei keine Aufführung, da hätten sie geänderte Öffnungszeiten.
Also gehe ich zum Archäologischen Museum. Verriegelt und verrammelt. Ich will schon gehen, als ich 50 Meter weiter ein Portal sehe, das geöffnet hat. Und tatsächlich: Dort befindet sich der „Provisorische Eingang“. Auf den es aber keinen Hinweis am Haupteingang gibt. Nach der Führung kann ich einer Familie helfen, die genauso verdutzt vor dem Eingang steht wie ich vorher.
Das Museum ist in einem ehemaligen Kloster untergebracht, in großen, hohen Sälen, nicht sonderlich geeignet für ein Museum. Und die Architektur des Klosters ist kaum zu erkennen, weil überall Stellwände und Treppen angebracht sind. Aber die Besichtigung lohnt sich.
Unten, auf dem Weg zum Ausstellungssaal, geht es los mit einem riesigen römischen Dionysos-Mosaik, in Teilen präsentiert, von außen nach innen. Die Mosaiksteinchen sind nicht glasiert und wirken auch nicht so fein geschliffen wie bei uns im Landesmuseum, aber die szenischen Darstellungen sind schön: gefangene Jaguars, die Allegorien der vier Jahreszeiten, vor allem aber Dionysos mit seinem Gefolge. Er ist dargestellt mit nacktem Oberkörper, deutlich schwankend, und auch sein Gesicht drückt Trunkenheit aus.
Auch interessant aus der römischen Zeit der Plan eines Hauses, mit dem Peristyl Zentrum. Drum herum angeordnet zehn Zimmer, mehr oder weniger gegen das Peristyl abgesondert. Am offensten das Tablinum, dorthin konnten Gäste praktisch ungehindert vom gegenüberliegenden Eingang gelangen. Auch ziemlich offen das Triclinium, der Speisesaal, wo der Hausherr seinen Reichtum, seinen Besitz zur Schau stellte. Stark abgeschirmt dagegen die Culina, dort hatte der Gast nichts zu suchen.
Ausgestellt ist auch ein Brettspiel, das unserer Dame haargenau gleicht. Die Würfel sind aus Knochen hergestellt, die Spielfiguren aus Elfenbein.
Im Mittelalter, im 10. Jahrhundert, aß man in dieser Gegend Hülsenfrüchte, Kirschen, Melonen, Tauben und Schwein. Woher man das weiß? Man kann es aus dem Müll ablesen, in unterirdischen Silos wurden bestimmte Produkte frisch gehalten, und in denen finden sich organische Reste, Knochen und Samen, aus denen man ablesen kann, was dort einst gelagert wurde.
Ähnlich ingeniös die Techniken der Archäologen, etwas über die Steinzeit zu erfahren. Man weiß aus winzigen Überresten, dass mit den Steinwerkzeugen Fell, Fleisch und Holz geschnitten wurde. Im Laufe der Zeit entwickelten sich bestimmte Werkzeuge für bestimmte Zwecke, während es vorher nur ein Einheitswerkzeug gab. Man hat hier drei Steinwerkzeuge reproduziert, die man in die Hand nehmen kann. Beide Seiten sind unterschiedlich bearbeitet, und alle Werkzeuge liegen perfekt in der Hand. Ergonomisch würde man heute sagen.
Sehr instruktiv aus der Zeit der Sesshaftwerdung der Vergleich zweier Schädel, die in einer Vitrine ausgestellt sind, der eines Hausschweins und der eines Wildschweins. Ähnlich, aber doch anders. Der Schädel des Wildschweins ist länglicher, aerodynamischer, der des Hausschweins gedrungener. Man weiß, dass die Sinne des Hausschweins nicht mehr so scharf waren, Geruchsinn, Hörsinn, Sehkraft hatten nachgelassen, sie waren nicht mehr so wichtig fürs Überleben.
Auch interessant: Mit der Domestizierung der Schafe änderte sich auch ihr Fell. Es wurde weicher und reichhaltiger!
Dann kommen die Bestattungsriten. Am Anfang, als es den Menschen einfiel, dass man Menschen überhaupt begraben konnte – etwas, was kein Tier tut – steht das kollektive Grab, erst in Höhlen, dann in Dolmen. Meistens wurden die Körper einfach übereinandergestapelt. Die Körper wurden in Embryo-Stellung bestattet.
Dann setzte sich die individuelle Bestattung durch, zunächst ohne Differenzierung. Manchmal fügte man Beigaben hinzu, Keramikteile oder Schmuck. Mit der zunehmenden Hierarchisierung der Gesellschaft wurden die individuellen Unterschiede immer größer.
Erst danach kamen Sarkophage auf. In denen wurden die Körper lang ausgestreckt bestattet. Und zum Schluss kam die Tradition der Einäscherung auf. Sie bedeutete eine Neuerung.
Als ich aus dem Museum komme, höre ich aus den hohen Bäumen das Kreischen von papageienartigen Vögeln, ein guter Vorgeschmack auf Amerika. Man hört sie, aber sehen tut man sie nicht.
Dann geht es durch das Gedränge des sog. Mittelaltermarkts zurück zur Plaza de Cervantes. Hier versuchen Verkäufer in vermeintlich mittelalterlicher Gewandung, den Leuten Baklava, Schlüsselanhänger, Seidenschals, Waffeln, Stofftiere eine Laterne mit dem Wappen von Real Madrid und den Dudelsack als „mittelalterlich“ anzudrehen.
Diesmal hat der Schalter beim Corral de Comedias geöffnet, und die Führung geht auch bald los. Zuerst ist man verwirrt, man kommt in ein geschlossenes Theater, nicht in einen offenen Hof, wie der Name naheliegt. Es ist ein kleines, gemütliches Theater mit neoklassischem Dekor, Parkett und zwei Ränge. Die elektrischen Lampen vor der Brüstung der Ränge sehen wie Kerzen aus.
Die Führerin erklärt mit starker Gestik und Mimik und viel Ironie die Geschichte des Theaters. Das Gebäude ist offensichtlich praktisch ununterbrochen über Jahrhunderte als Theater benutzt worden, war allerdings eine Zeitlang, bis 1971, Kino.
Die Reste des alten Theaters entdeckt man nur mit der Hilfe der Führerin. Durch den Glasboden vor unseren Füßen sehen wir auf den alten Steinboden. An den Ecken des Innenraums vier starke Holzpfähle – heute statisch nicht mehr von Bedeutung – die ehemals den viereckigen Innenraum stützten. Zu beiden Seiten der Bühne ein Fenster. Das waren die Fenster ganz normaler Bürgerhäuser. Die konnten praktisch durch das Küchenfenster das Theaterstück verfolgen. Unten schließlich Wände aus Holzbalken und Mauerwerk aus Lehm.
Das ursprüngliche Theater war offen, das Dach wurde erst im 18. Jahrhundert eingezogen. Vorne waren die billigen Stehplätze, dahinter standen die Musketiere, bewaffnet. Sie sorgten gegebenenfalls für Ordnung. Im ersten Rang das Bürgertum, im zweiten Rang der Adel. Frauen betraten das Theater getrennt von den Männern, zwei Stunden vor Aufführungsbeginn. Sie wurden dann von einem Theaterdiener mit einer Stange zusammengepfercht, damit möglichst viele reinpassten. Damals waren das 700 Zuschauer, heute sind es 125!
Bei der Enge gab es immer wieder Frauen, die ohnmächtig wurden, aber umfallen konnten sie nicht. Ale Frauen benutzten einen Fächer, mit deren Sprache sie auch mit den feineren Herren auf den Rängen flirten konnten.
Gespielt wurde von Mai bis September, und zwar nachmittags, um 16 Uhr. Die Vorstellung dauerte mindestens drei Stunden, oft länger, da die Schauspieler – anfangs Studenten ohne Ausbildung- oft aufgefordert wurden, eine Szene zu wiederholen, die im allgemeinen Gejohle, im Lachen und in den Kommentaren untergegangen war. Es war echt was los. Der Reiz des Theaters lag auch darin, dass von vornherein, von 1602 an, die Volkssprache, also Spanisch verwendet wurde, nicht Latein, wie in der Kirche.
Zu Beginn der Saison musste zunächst einmal das Vieh – es handelte sich schließlich um einen Corral – an das äußerste Ende des Grundstücks gedrängt werden. Auch musste der Bode notdürftig gesäubert werden.
Wir gehen nach unten. Dort stehen noch zwei Trommeln mit einer Kurbel, mit denen man täuschend echt den Wind und den Donner nachmachen konnte. Daneben steht das Katapult. Mit dem wurden Dämonen und Teufel von unten auf die Bühne katapultiert. Interessante Führung, man kann sich zumindest vorstellen, wie es damals zugegangen ist. Auf jeden Fall anders als heute im Theater.
Danach will ich noch auf den Turm steigen. Der ist gleich in der Nähe. Soll einen schönen Blick auf die Altstadt gewähren. Dort sind aber zu viele Leute oben, im Moment lässt man niemanden rein. Also gehe ich zur Kathedrale. Dort ist Gottesdienst. Keine Besichtigungen. Also geht es wieder zurück zu dem Turm. Der wird gerade geschlossen.
Ich gebe es auf und gehe zur Cueva de Antolín, mit Vorfreude auf ein leckeres Mittagessen. Aber das Lokal ist rappelvoll. Frühestens in anderthalb Stunden, sagt man mir. Ich habe das Gefühl, dass Alcalá es nicht gut mit mir meint.
Am nächsten Tag, ohne den Mittelaltermarkt, finde ich die Stadt völlig verändert vor. Aus der Touristenstadt ist eine Studentenstadt geworden. Die angekündigte Sonne zeigt sich aber immer noch nicht. Zeit für den Aufbruch.