Fasten – viel Lärm um Nichts

Warum halten sich eigentlich alle für aufgeklärte, mündige, kritische Menschen und laufen dann jedem Trend unkritisch hinterher? Beispiel Intervallfasten. Es lässt angeblich die Pfunde purzeln, verbessert die Gesundheit und gewährt ein langes Leben. Hohe Erwartungen, aber die Begründungen sind schwach und die Beweislage dürftig. Zugunsten des “modernen” Intervallfastens und des „altmodischen“ FdH, der simpelsten aller Fastenmethoden, wird angeführt, FdH halte keiner aus. Aber hält man Intervallfasten besser aus? In Studien haben viele Teilnehmer vorzeitig das Handtuch geschmissen. Nicht verwunderlich. 16 Stunden ohne Essen sind eine lange Zeit. Und das Intervallfasten kollidiert mit den Lebensgewohnheiten. Soll man bei einer Einladung zum Abendessen, zu einer Feier, zu einer Vernissage, dabeisitzen, ohne zu essen? Wie muss das auf die anderen wirken? Und: Hält man das aus, auf die Dauer? Dazu kommt: Wenn man beim Intervallfasten genauso viel isst wie sonst, hat die Diät keine Wirkung, auch wenn man sich an den zeitlichen Rahmen hält. Einige Experten sagen jetzt, es müsse auch nicht 16/8, es könne auch 14/10 oder 12/12 sein. Aber warum quälen sich dann so viele mit 16/8 ab? Und wenn es nicht so drauf ankommt, wo ist dann die Grenze nach unten? Viele Menschen, die sich (zeitweise) dem Intervallfasten verschrieben haben, führen die Diät strenger durch als von den Experten vorgegeben. Morgens einen Würfel Zucker im Kaffee oder ein bisschen Milch, sagen die, schade überhaupt nicht. Wenn man tatsächlich die Diät eine Zeitlang durchhält und tatsächlich Gewicht verliert, muss das gar nicht positiv sein. Vielleicht hat man nur Muskelmasse, kein Fett verloren, und das ist für den Körper eher schädlich. Wie ist es mit den Studien? Eine Studie hat ergeben, dass vollwertige Ernährung besser ist als vollwertige Ernährung plus Intervallfasten. Und es gibt keine zuverlässigen Daten, mit denen man die Vorzüge des Intervallfastens belegen kann. Sollte man dann nicht einfach auf das achten, was man isst und wie viel man isst? Die Experten sagen, ganz egal, wie die Datenlage ist, mit einer Diät erreicht man, auf seinen Körper zu achten und nur noch dann zu essen, wenn man tatsächlich Hunger hat. Aber: Ist das erstrebenswert? Essen ist doch mehr als die Bekämpfung von Hunger, ist Lebensfreude, Genuss, Kultur. Und dann stellt sich noch eine grundsätzliche Frage: In welchem Verhältnis stehen überhaupt Ernährung und Gesundheit? Eine groß angelegte Langzeitstudie mit Tausenden von Teilnehmern, heißt es, habe eindeutig nachgewiesen: Bei 20% der Probanden hat die veränderte Ernährung einen heilsamen Einfluss auf den Gesundheitszustand gehabt. 20%! Und was ist mit den restlichen 80%? Da gehe ich gerne das “Risiko” ein, zur Mehrheit zu gehören und befolge bei meinem Speiseplan die Regel, die ich mein ganzes Leben befolgt habe: Ich esse nur, was mir schmeckt und wann mir danach ist.

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