29. Oktober (Dienstag)
Copán Ruinas, meine erste Station in Honduras, ganz im Westen des Landes gelegen, hart an der Grenze zu Guatemala. Copán ist, neben Uxmal, Chichén Itzá, Palenque und Tikal, eine ganz großen Maya-Stätten, meine zweite nach Palenque. Copán, heißt es, habe architektonisch nicht das, was die anderen Stätten haben, mache das aber durch besonders gelungene Steinmetzarbeiten wett.
Langsam kommt auch Licht in das große Geheimnis um das Verschwinden der Maya-Kulturen. Man hat in späteren Knochenfunden Zeichen von Unterernährung gefunden, und die Lebenserwartung scheint auch zurückgegangen zu sein. Das erklärt man durch das Bevölkerungswachstum. Es muss zu einer regelrechten Bevölkerungsexplosion gekommen sein. Folge: Die städtische Besiedlung griff immer mehr in die landwirtschaftlichen Gebiete aus, und die Landwirtschaft wurde nun in weniger fruchtbaren Gebieten betrieben. Am Ende konnte die Bevölkerung nicht mehr ernährt werden. Die großen Stätten verfielen, obwohl vermutlich noch jahrhundertelang Abkömmlinge der alten Maya hier lebten. Dann aber zogen auch die ab oder starben aus, und am Ende griff der Urwald um sich und begrub die Stätten unter sich. Das blieb so bis zur deren Wiederentdeckung durch die Europäer, durch die berühmte Expedition von Stephens und Catherwood im 19. Jahrhundert. Allerdings, und das ist neu für mich, hatten sie Vorläufer. Schon im 16. Jahrhundert schrieb ein Spanier, Diego García de Palacios, an Felipe II. und berichtete über die Ruinen, die er entdeckt hatte. Nur noch fünf Familien lebten dort, und sie wussten nichts von den Ruinen. Die Sache wurde nicht weiter verfolgt, und es mussten weitere 300 Jahre vergehen, bis ein anderer Spanier, Juan Galindo, die Ruinen besichtigte und eine Karte von ihnen anfertigte. Erst das war der Startschuss zu der Expedition von Stephens und Catherwood.
Es gibt also einen guten Grund, Copán zu besuchen, und die Stadt selbst macht bei der Ankunft auch gleich einen schönen Eindruck. Ankunft nach sieben Stunden Fahrt in einem bequemen Kleinbus über gute Straßen, mit viel Verkehr und Staus in Guatemala schon zwischen 4 und 5 Uhr am Morgen. Danach geht es zügig voran, über eine zweispurige Schnellstraße, bis zu einer Abbiegung, und von da an über eine einsame grüne Gebirgslandschaft, einspurig, aber mit ganz wenig Verkehr.
Bei einer kurzen Kaffeepause fällt mir auf, dass an dem Eingang zu der Tankstelle Hale steht, nicht Jale.
Gegen 8 Wird ein Landgasthof angefahren. Dort findet ein Pferdewechsel statt. Unser Fahrer nimmt neue Fahrgäste in Empfang und fährt nach Guatemala zurück, wir fahren mit einem anderen Fahrer nach Copán.
Beim Kaffee komme ich mit den anderen ins Gespräch, einem Ehepaar aus Zaragoza, bei dem die Frau aus Honduras stammt. Sie sind auf dem Weg nach San Pedro Sula, wo die Familie lebt. Sie ist völlig europäisiert, liebt Schengen und den Euro und erklärt die Briten für verrückt, ist stolz, dass „bei uns“ diszipliniert gefahren und ein Helm auf dem Motorrad getragen wird.
Außer den beiden ist nur noch eine Frau an Bord. Sie trägt ein T-Shirt mit einer Aufschrift auf Arabisch. Ich frage sie, woher sie komme, und die Antwort ist so überraschend wie sie nur sein kann: Brasilien! Sie ist Anhängerin von Corinthians, und die sind politisch sehr engagiert, und ganz auf der Seite der Palästinenser. Sie hasse die Israelis, sagt sie, das seien Imperialisten und die hielten sich für was Besseres.
Sie ist viel unterwegs. Nach Copán reist sie zurück nach Brasilien und dann nach Peru. Da war sie schon dreimal. So viel Zeit fürs Reisen? Ja, sagt sie, sie sei 58. Pensionierte Biologin. Sie hat sich, wenn ich das richtig verstehe, mit Affen beschäftig. Und sorgt sich unterwegs um die streunenden Hunde, die uns vors Auto zu laufen scheinen.
Sie heißt Angelita und ist erfreut, dass ich Sao Paulo kenne und da sogar im Fußballmuseum war – sie wohnt in unmittelbarer Nähe – findet aber Florianopolis und seinen Strand, von dem ich so begeistert bin, schlechterdings hässlich. Man müsse weiter in den Norden fahren, um an gute Strände zu kommen.
Dagegen teilt sie meine Begeisterung für O meu pé de laranja lima, das brasilianische Kinderbuch.
Sie betreibt selbst eine Unterkunft Airbnb in Sao Paolo, was man sich für alle Fälle schon mal merken kann.
Weiter geht die Fahrt. Der Spanier telefoniert mit der Familie in San Pedro Sula. Er hat ein zusammenklappbares Handy. Das sieht echt praktisch aus.
Überall am Wegesrand gibt es Werbung für Caldo de Gallina. Wir haben Spaß daran, die gute alte Hühnerbrühe. Gibt es überall, und wird von allen Müttern der Welt für ihre Kinder gekocht, wenn die erkältet sind.
Es geht auf die Grenze zu, und wir sprechen über Geldwechsel. Die Spanier wollen nur ein paar Euro wechseln, sie zahlen alles mit der Kreditkarte. Ist das nicht teuer? Nein, sie haben ein Abkommen mit ihrer Bank geschlossen. Sie zahlen 3 Monate lang 3 Euro Gebühren, und dafür wird ihnen während dieser Zeit keine Kommission in Rechnung gestellt. Perfekte Lösung.
Der Fahrer fragt mich, ob ich auch Geld wechseln wolle. Ich sage ja und krame meinen Pass und 100 Dollar raus. Wo kann man denn hier wechseln? Aber der Fahrer bewegt einfach wortlos seine Hand nach hinten. Ich soll ihm wohl meine Dollars in die Hand geben. Dann bleibt er irgendwo stehen und verhandelt mit einem Mann, der mit einem dicken Stapel Geld am Straßenrand steht. Er wechselt die 50 Euro und fährt weiter. Halt! Was ist mit meinen Dollars? Er fährt an die Grenzkontrolle, holt sein eigenes Geld raus und drückt es mir in die Hand. Wortlos. 2250 Lempira.
Dann geht es in einen kleinen Raum. Hier sitzen wenige Meter entfernt die Grenzpolizei von Guatemala und die von Honduras. Bei Guatemala dauert es nur Sekunden, auch bei Honduras dauert es nicht lange, aber der Mann will mir partout meinen Pass nicht wiedergeben. Ich verstehe ihn sehr schlecht. Dann stellt sich heraus: Man muss Eintritt bezahlen! Gut bei Honnie abgeguckt. 80 Lempira. Ich gebe dem Mann meine 200. Aber irgendetwas funktioniert immer noch nicht. Dann verstehe ich: Er kann nicht wechseln. Und was jetzt? Ich solle raus gehen und irgendwo wechseln. Etwas unsicher geworden gehe ich wieder auf die Straße und sehe schon Angelita, die schon vor mir bei einem Geldwechsler angekommen ist. Sein Geschäft ist es eigentlich nicht, große Scheine gegen kleine zu tauschen, aber er hilft uns bereitwillig aus.
Dann wieder zurück an den Schalter. Stempel, Quittung. Alles erledigt. Keiner hat nach dem Formular gefragt, das ich mühsam ausgefüllt habe und keiner nach dem Nachweis der Weiterfahrt, die ich schon vor Monaten gebucht habe.
Weiter geht’s und kurz danach kommt Copán in Sicht, klein, hübsch. Wir werden an dem Hotel der Spanier herausgelassen. Von hier aus sind es nur ein paar Schritte zum Parque Central. Dort soll ich nach der Bar El Churro fragen. Der erste Passant kennt sie nicht, der zweite auch nicht. Dann kommen zwei Frauen. Die ältere fragt noch mal nach und schickt mich dann in die richtige Richtung. Alles kurze Distanzen, aber mit dem Koffer über die schmalen, oft brüchigen Bürgersteige, auf denen andere Fußgänger entgegenkommen – keine leichte Sache. Wenn man auf die Straße ausweicht, auch die ist schmal und hat Kopfsteinpflaster, drängen sich die vielen Tuk-Tuks und auch schon mal ein Lastwagen an einem vorbei.
Ich kann die Bar nicht finden und frage weiter. Komischerweise versteht mich auch keiner auf Anhieb: Bar El Churro. Sí, el Ch-u-rr-o. Allgemeines Kopfschütteln. Nie gehört. Drei Männer an der Ecke zum Parque Central wollen auf jeden Fall helfen. Einer ruft seine Tochter an. Sie weiß Bescheid. Er schickt mich die Straße runter, ich glaube, ich bin hier schon mal gewesen, finde aber nichts. Dann frage ich eine Frau, und die fragt mich, ob ich es da und da schon versucht hätte. Was weiß ich, wo ich schon gewesen bin! Schließlich erwische ich einen Mann, der die gute Idee hat, irgendwen anzurufen, und schon erscheint hinten an der Straßenecke eine Frau, die mir zuwinkt. Paolo. Sie hat den Schlüssel.
Wir gehen rauf und sie drückt mir den Schlüssel in die Hand. Will sich schnell wieder aus dem Staub machen. Halt! Welcher Schlüssel ist wofür? Wie ist das Kennwort fürs Handy. Wo ist denn jetzt die Bar El Churro? Sie macht eine Handbewegung und sagt „Por ahí“, als ob ich was damit anfangen könnte. Ich sage noch mal, dass ich die Bar vergeblich gesucht hätte. Sie sagt, sie öffne erst um 1. Aber: Wo denn da der Name der Bar stehe, will ich wissen. Nirgendwo. Der steht nirgendwo.
Nach dem Auspacken gehe ich in die Bar San Rafael, gleich um die Ecke, zum Frühstücken. Ich bin hingelockt worden, weil aus dem Lautsprecher Norwegian Wood erklingt und an der Tafel am Eingang ein Hinweis auf die Heimat zu finden ist: Paulaner.
Das Café, am Ende eines Ganges mit mehreren kleinen Läden, die alle dazugehören, ist sehr gepflegt, mit Keramik und Gemälden an den Wänden und Wein und Kaffee und Kakao in den Regalen. Das hat seinen Preis. Es gibt Spiegeleier auf Toast und einen riesigen Obstsalat, mit Nüssen und Honig.
Danach gehe ich noch zur Touristeninformation, die aber eigentlich keine ist. Hier ist das Rathaus, und hier ist man auf Fragen solcher Art nicht vorbereitet. Man schiebt sich gegenseitig die Verantwortung zu. Am Ende findet eine junge Frau in einem Stapel eine Art Stadtplan und sagt mir, hier gebe es nur das Archäologische Museum zu sehen. Das steht im Reiseführer anders. Sie gibt sich aber Mühe, begleitet mich zu einem Tuk-Tuk-Fahrer und deutet die Straße runter. Da stehen Männer, die Geld wechseln. Ich werde die nächsten 100 Dollars los. Diesmal bekomme ich 2.300 Lempira.
Dann kommt die Suche nach der Reinigung. In dem Apartment ist von der angekündigten Waschmaschine nichts zu sehen. Alle wissen, wo die Reinigung ist, aber leicht zu finden ist sie deshalb nicht. Immer wieder passiere ich einen Soldaten mit Maschinengewehr, der vor einem kleinen, unscheinbaren Geschäft in einem Seitengässchen steht. Am Ende kapiere ich es. Die Treppe zu dem Wohnhaus auf der Ecke rauf. Dort, auf einem überdeckten Gang, gibt es mehrere Türen und Fenster. Nirgendwo ein Schild. Ich klopfe hier und da an. Keine Reaktion. Als ich schon aufgeben will, sehe ich ein einen Spalt breit geöffnetes Fenster. Ich rufe rein, und plötzlich erscheint eine junge Frau. Die Wäsche wird gewogen. Danach richtet sich der Preis. Ob die Wäsche an der frischen Luft oder im Trockner getrocknet werden soll. Den Trockner gibt es nur gegen Aufpreis. Ich entscheide mich für die frische Luft.
30. Oktober (Mittwoch)
Das Apartment ist wirklich sehr schön, mit alten Möbeln und Türen aus dunklem Holz und schönen, mehrfarbigen „Rädern“ aus Glas über den Fenstern. Und der Spiegel hat eine hölzerne Einfassung. Nach oben, auf einen Alkoven, führt eine eiserne Leiter. Dort ist noch ein Bett. Hier könnten insgesamt mindestens fünf Gäste übernachten.
Der praktische Nachteil: Es gibt keinen Kühlschrank und keinen Wasserkocher, um sich mal schnell einen Tee zu machen.
Als ich meine Sachen ordne, merke ich, dass einer der beiden USB-Sticks fehlt. Ich gehe alles noch mal durch, Kleidung, Rucksack, Koffer, Schreibtischschublade, Etui. Nichts.
In dem Moment kommt die Nachricht von der Reinigung, dass die Wäsche fertig ist. Und da geht mir ein Licht auf: die Hose! Ich habe den Stick „zur Sicherheit“ in einer der Taschen mit Reißverschluss getan. Immer dasselbe. Zuhause Münzen, Geldscheine, Tempotücher. Und jetzt der Stick.
Ich gehe zur Reinigung und frage die junge Frau, ob sie einen Stick gefunden habe. Ja, aber zu spät. Erst nach dem Waschen. Sie habe ihn zum Trocknen dann auch gleich in der Hose gelassen.
Ich schleppe meine Wäschebeutel nach Hause, fahre den Laptop hoch, stecke den Stick rein und, oh Wunder! Funktioniert, alle Daten vorhanden.
Das Archäologisch Museum hat geschlossen. Also entscheide ich mich für den Vogelpark. Läuft hier unter seinem englischen Namen Macaw Mountain Bird Park.
Ein Tuk-Tuk-Fahrer bringt mich hin. 30 Lempira. Ich gebe ihm 50. Er kramt in den Taschen. Ohne Erfolg. Er kann nicht wechseln: „No ando“. Noch nie gehört in diesem Zusammenhang. Glücklicherweise finde ich Kleingeld.
Im Vogelpark sind die meisten Vögel in einer Voliere, nur wenige fliegen frei herum. Das hatte ich mir anders vorgestellt, aber es lohnt sich auch so, vor allem wegen der wunderbaren Anlage. Hohe Bäume, riesige Blätter, Wurzeln, die sich drehen und winden und um die Baumstämme schlingen, Baumstämme, die so dicht bewachsen sind, dass man sie hinter dem Laubwerk verschwinden, Schmetterlinge, die durch die Luft schwirren und ein rauschender Bach.
Die Stars des Parks sind die guacamayas, das sind die macaws aus der englischen Bezeichnung des Parks, Papageien mit rotem, gelbem und blauem Federkleid. Sie sind die zahlreichsten, die auffälligsten und die lautesten.
Es gibt aber auch Eulen und Habichte und einen Vogel mit dem wunderbaren Namen caracara und, dann, zu meiner großen Freude, auch den Rabengeier, zopilote, denen ich in Mexiko so oft begegnet bin. Dessen Federkleid ist innen schneeweiß, außen schwarz und weiß, um den Hals hat er eine graue Halskrause, und der Kopf ist rot und gelb, mit schwarzen Trennstrichen. Die Augen sehen wie Knöpfe aus.
Schön ist auch der Tukan, schwarz-gelb mit einem bunten, langen Schnabel. Der ist so auffällig, dass er bei der Paarung ein Pluspunkt ist und auch als Warnung für Feinde dient. Zum Kämpfen ist er allerdings nicht geeignet, denn er ist aus Knochen und innen hohl!
Von den guacamayas erfährt man, dass sie in der Freiheit bis zu 40 Kilometer am Tag zurücklegen, auf der Suche nach Futter. Dennoch hat man hier eine Gruppe junger guacamayas in einer Voliere zusammengefügt, die man auf die Freilassung vorbereitet. Es habe schon vier oder fünf ähnliche Aktionen in der Vergangenheit gegeben.
Ganz allgemein erfährt man über die Papageien noch, dass sie ihren Schnabel als dritten „Fuß“ benutzen, wenn sie an Bäumen herumklettern. Ihre Zehenanordnung ist zygodaktyl, d.h. der erste und der vierte Zeh zeigt nach hinten, die beiden anderen nach vorn, genauso wie bei der Eule und dem Kuckuck. Das gibt Halt! Bei den Singvögeln zeigt nur der erste Zeh nach hinten. Und dann gibt es noch eine Besonderheit: Viele Papageien sind monomorph, d.h. Männchen und Weibchen zeigen keine äußerlichen Unterschiede! Das Geschlecht muss durch DNA-Analyse festgestellt werden! Papageienbesitzer versuchen durch sekundäre Geschlechtsmerkmale herauszufinden, wer wer ist, Federkleid, Gewicht – denn die Papageien leben am liebsten als Paar zusammen – aber das ist nicht sehr zuverlässig.
So belehrt, leiste ich mir noch einen leckeren licuado und sehe den Vögeln zu, die vor mir durch die Luft schweben und dabei heftig mit den Flügeln flattern oder die sich in aller Ruhe auf einen Ast setzen und sich die Welt ansehen.
Auf dem Rückweg habe ich einen cleveren Tuk-Tuk-Fahrer, der ein Geschäft riecht aber auch gut informiert ist. Er heißt Jesús. Für die Weiterfahrt müsse ich erst nach Santa Rosa de Copán und dann nach Gracias. Die Fahrt geht vom Busbahnhof los. Nein, Fahrkarten braucht man vorher nicht zu kaufen, dort gebe es gar keinen Schalter. Die Fahrkarten kauft man im Bus. Er kennt auch die Abfahrtszeiten. Und will mich dann natürlich auch dorthin fahren. Wenn ich zum Archäologischen Park wolle, könne er mir einen guten Führer vermitteln.
Am Nachmittag hat das Archäologische Museum geöffnet. Klein, aber fein, mit viel zu hohen Eintrittspreisen. Ich bin der einzige Besucher.
Am Anfang sieht man auf einer Schautafel die Ausdehnung der Maya-Reiche, von denen es wohl um die 50 gegeben haben muss, verteilt auf das Gebiet vom Süden Mexikos bis El Salvador.
Zu dieser Unterscheindung kommen noch die zwischen Hochland und Tiefland und die verschiedenen Perioden, vorklassisch, klassisch und postklassisch, weitere Einteilungen innerhalb der Perioden. Als Vorläufer gelten die Olmeken, während die Zapoteken gegen Ende der Maya-Zeit eine wichtige Rolle spielten.
Ich lasse mich von all dem nicht beeindrucken und sehe mir einfach die Exponate an. Als erstes fällt mir die Figur eines Maya-Gouverneurs auf, mit seinem Schmuck: einer Halskette, zwei Armreifen, Ohrgehänge, einer Art Krone, von der rechts und links eine Hand ausgeht, ein Gürtel, an dem kleine Früchte baumeln, eine Art Lendenschurz, aufgespritzte Lippen und vor allem zwei Ringe um die Augen, die wie Brillengläser aussehen! Und was ist das Ganze? Eine Urne!
Dann gibt es einen ganz fein geschnitzten Stab, sieht wie Elfenbein aus, kann es aber kaum sein, auf dem man das Gesicht des Königs und der Königin erkennen kann.
Sehr schön eine Scheibe aus Jade, die auf den ersten Blick nur geometrische Formen erkennen lässt, zwischen denen man dann aber ein Gesicht entdeckt!
Dann kommt eine Figur, die wie eine Maske aussieht, aber eine Axt ist. Man sieht das Profil eines Mannes mit gefletschten Zähnen. Alles ist bräunlich, nur das weiße Auge sticht hervor und verleiht dem Gesicht einen furchteinflößenden Charakter.
Danach sehe ich mich noch ein bisschen auf dem Platz um. Echteckig, nicht sehr groß, grüne und gelbe Hecken, Palmen, an einer Seite eine Kirche, wie sie weißer nicht sein kann. In der Mitte ein Brunnen, bei dem das Wasser aus den Mäulern von Maya-Ungeheuern läuft. Ich bitte eine Passantin, ein Photo von mir zu machen. Sie reagiert überrascht, fast etwas erschreckt. „¿Yo?“ Dann macht sie es aber, und es wird ganz gut.
Überall im Stadtzentrum stehen Nachbildungen von Stelen und Skulpturen der Maya herum, darunter auch Kröten. Die hatten wohl eine besondere Bedeutung.
Viele der kleinen Häuser sind in leuchtenden Farben bemalt, dunkelrot und hellblau vor allem, und Wände und Tore sind oft bunt bemalt. Über zwei der Sträßchen, die auf den Platz führen, flattern bunte Bänder, vom Anfang bis zum Ende der Straße.
Es gibt viele Souvenirläden und Händler, aber wird kaum einmal angesprochen, und wenn überhaupt, dann gar nicht aufdringlich.
Ein Restaurant heißt Vamos a Ver, und verschiedene kleine Lokale sind Pupuserías. Muss wohl eine Spezialität sein.
Entgegen der Ankündigung scheint die Sonne, und beim Umhergehen kommt man ordentlich ins Schwitzen. Am Abend, als ich schon zu Hause bin, fällt dann heftiger Regen. Und dann kommt das angekündigte Gewitter.