Die Römer hatten einen riesigen Bedarf an Holz. Holz für den Bau von Wagen, Holz für den Schiffbau, Holz für die Brücken, Holz fürs Heizen. Allmählich wurden die Wälder immer dünner. Die Römer reagierten. Sie starten eine Aufforstungsaktion im großen Stile. Dabei wurden Platanen verwendet. Die passten sich ans Klima an und wuchsen schnell. Heute gilt: Wo es Platanen gibt, waren die Römer.
Das ist eine der interessanten Erkenntnisse der Ausstellung zum Untergang des Römischen Reichs, nach bewährtem Rezept organisiert: drei Museen, ein Thema, drei Ansätze.
Im Landesmuseum hat man allerhand für die Ausstellung zusammengetragen: Grabsteine, Skulpturen, Gürtelschnallen, Fibeln, Mosaike, Münzen, Helme, Fesseln, Schmuck. Die kommen aus Köln und Mainz, aber auch aus Ravenna und dem Vatikan, aus Serbien und aus Slowenien.
Am weitesten angereist ist ein Gemälde aus Australien, ein riesiges Gemälde, das den Kaiser Honorius zeigt, wie er seine Tauben füttert – statt sich um die Regierungsgeschäfte zu kümmern. Eine Anspielung auf die Dekadenz der römischen Führungselite als Grund für den Untergang des Reichs.
Eine Skulptur aus Athen, die eine römische Göttin darstellt, ist anschließend “bearbeitet” und der christlichen Ideologie angepasst worden: Man hat ihr ein Kreuz in die Nase geritzt.
Unter den Münzen gibt es einen n ganz besonderer Fund: Ein reicher Römer hatte, für schlechtere Tage (in Erwartung einer Inflation), seinen großen Vorrat aus Münzen, aus einer Silberlegierung gefertigt, in einem Tonkrug in der Erde vergraben. Aus nicht bekannten Gründen grub er den Schatz später nie wieder aus. Vielleicht hatte er die Stelle vergessen – zur Freude der Archäologen.
Auf einem Steinblock ist eine längere Inschrift angebracht, eine Art Tabelle. Es ist ein kaiserliches Preisedikt. Für über 1000 Waren wurde ein Höchstpreis festgesetzt.
Eins der Gesetze des 12-Tafel-Gesetzes untersagte die Bestattung innerhalb der Stadtmauern. Auch die Einäscherung wurde verboten, und die Zugabe von Grabbeigaben. Diese letzte Regelung wurde aber manchmal umgangen. Dem ist das Diatretglas zu verdanken, das vielleicht wertvollste Exponat des Landesmuseums. Es ist ein Schmuckglas, in der Form eines größeren Bechers, und ist mit einem Blütennetz überzogen. Das ist nicht, wie man meinen könnte, später aufgesetzt worden, sondern aus demselben dicken Glas geschnitten wie das Glas selbst. Eine unvorstellbare Arbeit, bei der der kleinste Fehler fatal wäre.
Der Grund für die Wahl von Trier als Residenz war einmal die Entfernung von der Grenze am Rhein, dann das Tal, das Moseltal, das sich hier ausweitet wie sonst kaum irgendwo, aber auch die vier Flüsse, die hier in die Mosel münden: Saar und Ruwer, Kyll und Sauer.
Ganz phantanstisch ein Klappstuhl, ganz modernen Prinzipien folgend, aber aus Silber und fein ziseliert, mit Verzierungen an den Stuhlenden.
Erstaunlich, dass sich auch Alltagsgegenstände erhalten haben, wie ein Eimer aus Holz und Bronze (III).
Ein Glanzstück der Ausstellung ist ein Stein, in den konzentrische Ringe und alle möglichen Symbole und Zahlen eingelassen sind. Man steht ziemlich ratlos davor, aber der Stein hat es in sich. Es ist die älteste erhaltene Berechnung des Datums des Osterfests nach der Einführung der neuen Zeitrechnung, mit dem Geburtsjahr Christi als Wendepunkt.
Der allmähliche Weg in den Untergang wird in der Ausstellung sinnlich erfahrbar gemacht, indem die Räume, vom Eingang bis zum Ausgang, immer dunkler werden. Am Ende landet man in einem ganz dunklen, schwarzen Raum.