Schulmäßig

Während meiner Zeit als Fremdsprachenassistent in England wurde ich von meinen Schülern auf ein deutsches Wort angesprochen, das ich nicht kannte. Zuerst glaubten meine Schüler, er handele sich um ein Missverständnis, aber auch, nachdem sie mir die Schreibung des Wortes genannt hatten, stein, wusste ich nicht, worauf sie hinaus wollten. Meine Schüler fühlten sich nicht ernst genommen: „Oh, come on!“ Es war schlimm genug, wenn ich behaupten wollte, ich hätte keinen stein, aber zu behaupten, ich wüsste nicht, was ein stein ist … Seitdem weiß ich es: Das Wort stein bezeichnet im Englischen einen großen Bierkrug aus Keramik, häufig einen Bierkrug, den man mit einem Deckel schließen kann. Die Aussprache ähnelt dem Deutschen, aber <s> wird, wie manchmal in Norddeutschland, als /s/ gesprochen. Das jedenfalls sagen die Wörterbücher, aber im Mund meiner Schüler klang das Wort so verfremdet, dass es überhaupt nicht zu identifizieren war, eher wie steen. Jedenfalls wusste ich nicht, wovon die Rede war. Nicht zum letzten Mal hatte ich meine Schüler in Sachen ‚Bier’ enttäuscht.

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Der Pokal hat seine eigenen Gesetze

Welche Spieler haben bei mindestens drei Weltmeisterschaftsturnieren ein Tor erzielt? Bei der Suche nach der Antwort auf diese existenzielle Frage stieß ich im Internet auf diese Kategorie: “Spieler, die zählten in drei unterschiedlichen Weltschalen”. Es lebe der Übersetzungscomputer! Oder der Engländer mit Deutschkenntnissen?

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Frauenpower

In einer Musiksendung eines regionalen Radiosenders wurde die Pianistin Sophie-Mayuko Vetter von der Moderatorin als Gästin im Studio begrüßt. Da wollte sich eine renommierte deutsche Wochenzeitung nicht lumpen lassen und informierte, Angela Merkel sei zur achten Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland gewählt worden. Nicht erwähnt wurde, dass alle ihre Vorgänger Transvestiten waren.

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Enlightened

Once when climbing down a mountain I ran into a young, English-speaking couple on their way up. We were in the middle of nowhere, and we were worried not to be able to make it before it got dark. They wanted to make it to the top, I wanted to make it to the ground. So we exchanged some information about distances and paths and our chances to make it. During this conversation I asked them if they had a torch. The woman said yes, the man said no. When he added that they had a flashlight, however, I realised that we were dealing with a piece of intra-cultural communication, and that I was talking to a British-American couple. My question must have appeared rather backward, extravagant, outlandish to him.

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Hungermauer

Auf dem Weg nach Prag entdeckte einer der Reisenden in einer größeren Reisegruppe, dass es in Prag eine sogenannte Hungermauer gibt. Das löste bei allen Mitreisenden, Kindern, Jungen und Alten, sofort größtes Interesse aus. Die Hungermauer, erfuhr man, hat ihren Namen daher, dass durch ihren Bau viele Menschen in Arbeit und Brot kamen, die vorher Hunger litten. Erst nach drei Tagen war es so weit, dass die Hungermauer besichtigt werden konnte. Die allgemeine Enttäuschung war groß. Es handelte sich um eine Stadtmauer oder deren Reste, wie man sie auch anderswo finden konnte. Das magische Wort Hungermauer hatte Erwartungen geweckt, die nicht erfüllt wurden, obwohl niemand so recht wusste, welche. Wenn die Mauer nicht zufällig diesen Namen gehabt, sondern einfach Stadtmauer geheißen hätte, wäre die Hälfte der Belegschaft vermutlich überhaupt nicht hingefahren.

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