Gipfel der Verzweiflung

Zitate wie “Ich schreibe nur in Augenblicken, in denen ich absolut verzweifelt bin” oder “Die Tatsache, dass ich lebe, beweist, dass die Welt keinen Sinn hat”, Buchtitel wie Auf den Gipfeln der Verzweiflung oder Die verfehlte Schöpfung,  Sterben, Tod und Freitod als lebenslange Obsessionen (erst die Möglichkeit des Selbstmords macht das Leben erträglich), ein radikaler Skeptiker mit Einsicht in die bodenlosen Abgründe des menschlichen Lebens, illusionslos, sarkastisch, massiv ungerecht in seinen Wertungen, die Sicht der Schöpfung als Werk eines bösen Demiurgen, die Wertung von Erfahrungen als Synonym für fortlaufende Enttäuschungen, Fundamentalkritik von Elternschaft, konsequente Ablehnung aller öffentlicher Ehrungen und Preise, da stellt man sich einen hasserfüllten Misanthrop vor. Statt dessen ein umgänglicher, liebenswürdiger, hilfsbereiter Mensch, der gerne und viel lacht: E.M. Cioran. Er schreibt zunächst auf Rumänisch, dann lange gar nichts mehr und dann, nach einem sehr harten, intensiven und jahrelangem Studium des Französischen, auf Französisch. Darin bringt er es zur Meisterschaft. Er firmiert immer als E.M Cioran. Die Initialen werden nie ausgeschrieben. E steht für Emile, aber was M bedeutet, bleibt unklar. Er selbst hat sich nie eindeutig dazu geäußert. Einige sagen, es stehe für Michel, andere, er habe es sich einfach zugelegt, weil E.M. Cioran einfach besser klinge als E. Cioran. (“‘Prometheus und Adler’. Der rumänische Schriftsteller und Philosoph E.M. Cioran”, in: SWR2 Wissen: 18/10/2012)

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