Kunstfehler

Die Laokoon-Gruppe, Sinnbild der Zerstörung Trojas, kam bei einem sensationellen Fund im Jahre 1506 ans Licht. Man wusste von der Skulptur, da sie bei Plinius erwähnt wird. Nach dem Fund hielt man die Skulptur jahrhundertelang für das Original. Das war sie aber nicht. Sie war die Kopie eines Bronzegusses. Der Irrtum entstand aus einem simplen Übersetzungsfehler: Plinius hatte von arte statuaria gesprochen, und das bedeutete Bronzeguss und nicht Marmorskulptur. Es ist ein merkwürdiger Zufall, dass Michelangelos, zusammen mit seinem Gastgeber Sangallo, der erste war, der die Gruppe zu Gesicht bekam. Michelangelo wartete bei Sangallo auf Marmorblöcke, die er für das Grabmal Julius II. bestellt hatte. Ein Reitknecht traf ein mit der Nachricht, unweit von Santa Maria Maggiore, unweit des von Plinius genannten Aufstellungsortes, sei eine ganz ungewöhnliche Skulpturengruppe gefunden worden. (Kupper, Daniel: Michelangelo. Reinbek: Rowohlt, 2004: 65-66 + 140)
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