Leben im Untergrund

Viele Arten sterben aus. Das hören wir oft genug. Aber nicht so oft hören wir, dass auch neue entstehen. Ein Beispiel dafür bietet die Stechmücke. Die hat sich in der Londoner U-Bahn ausgebreitet, seit deren Eröffnung 1863. Das Resultat: Sie unterscheidet sich genetisch inzwischen grundlegend von ihrem oberirdischen Pendant. So sehr, dass sie  sich nicht mehr miteinander fortpflanzen können. Der klassische Beweis, dafür dass eine neue Art entstanden ist. Verständlicherweise unterscheiden sie sich auch in ihrem Verhalten: Die oberirdischen leben von Vogelblut und halten Winterschlaf, die unterirdischen halten keinen Winterschlaf und ernähren sich nicht von Vogelblut. Vögel kommen unten in der U-Bahn nicht so häufig vor. Ist auch nicht nötig. Die Mücken haben Tausende von Passagieren, an deren Blut sie sich laben können. Auch die Mücken der unterschiedlichen U-Bahn-Linien entwickeln sich unterschiedlich. Die Mücken der Bakerloo-Line haben ein anderes Erbgut als die der Victoria-Line. Kein Wunder: Sie kommen kaum in Kontakt miteinander. Dafür müssten sie am Oxford Circus umsteigen. (Blage, Judith: “Die Mücken der Bakerloo-Linie”, in: Süddeutsche Zeitung 259/2018: 39)

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