Schön zu Hause bleiben?

In einem vor kurzem erlassenen Gesetzt, dem “Gesetz zum Schutz der Rechte der Alten”, wird festgelegt, dass Kinder ihre Eltern besuchen müssen. Das ist ein einklagbares Recht. Die Pflicht, sich um die Eltern zu kümmern, hat eine lange, auf Konfuzius zurückgehende Tradition. Konfuzius sagte, man dürfe nicht in die Ferne reisen, solange die Eltern noch lebten. Diese Bürde macht es heute noch vielen jungen Chinesen schwer, ins Ausland zu reisen und fördert das Heimweh chinesischer Auslandsstudenten. Bei den Taoisten, die eine Anti-Kultur bildeten und sich von Hof und Politik entfernten, spielen die kun-Lu-Berge eine wichtige Rolle. Der Weg dorthin sei steinig, aber dort wohnten die Unsterblichen, und eine Reise dorthin konnte einen sogar selbst unsterblich machen. In späteren chinesischen Traditionen werden die Gefahren beschrieben, die beim Reisen überall lauern, und zwar in allen Himmelsrichtungen, so z.B. bei Zhu Xi (XII). Der sagt aber, trotz allem sei das Reisen immer noch besser als einfach zu Hause herumzusitzen. Erst später wurden dann die Reize und Chancen des Reisens stärker betont, z.B. bei Kao P’an-lung (XVI). Der weist auch darauf hin, dass Konfuzius und Menzius, die das Zuhausebleiben propagierten, sich selbst nicht an ihre Vorschriften hielten und ständig durch die Gegend reisten. (Soffel, Christian: “Angst vor Unsterblichkeit? Zum Motiv der Fernreise in der chinesischen Kulturgeschichte”. Antrittsvorlesung im Fach Sinologie an der Universität Trier, 06/11/2013)

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