Während seiner Zeit in Diensten des Herzogs von Württemberg, als Militärarzt in Stuttgart, war Schiller jeder Verkehr mit dem “Ausland” verboten. Damit war Mannheim gemeint. (Burschell, Friedrich: Schiller. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt: 34)
Während seiner Zeit in Diensten des Herzogs von Württemberg, als Militärarzt in Stuttgart, war Schiller jeder Verkehr mit dem “Ausland” verboten. Damit war Mannheim gemeint. (Burschell, Friedrich: Schiller. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt: 34)
Der griechische Tausendfüßler, σαρανταποδαρούσα, hat nur vierzig Füße! Ebenso der russische: сороконожка, und der türkische, kırkayak. Der spanische, ciempiés, hat dagegen hundert, ebenso wie der englische, centipede! Der französische, mille-pattes, hat dagegen tausend wie der deutsche und der italienische, millepiedi. Der schwedische, mångfotingar, hat einfach viele! Soweit der alltagssprachliche Gebrauch. Das Auftauchen von hundert und tausend hat seinen Grund. Es gibt tatsächlich Centipedes und Millipedes, aber es sind unterschiedliche Tiere! Der Körper ist bei beiden in Segmente geteilt, wie bei einer Fahrradkette, und jedes Segment hat eigene Füße. Aber bei den Centipedes hat jedes Segment ein Paar Füße, bei den Millipedes zwei Paar. Weder die einen noch die anderen haben genau hundert oder genau tausend Füße. Es gibt Centipedes, die gerade mal 15 Paare haben, andere haben bis zu 177. Die Millipedes haben gar nicht viel mehr, meist zwischen 20 und 80 Paare (auch wenn es im tropischen Afrika eine Art gibt, die 375 hat). In ihrem Verhalten sind die beiden ganz unterschiedlich: Centipedes sind Fleischfresser und gehen auf Jagd. Deshalb müssen sie schnell sein, und sind es auch. Das erste Paar Füße ist zu Fängen ausgebildet, die Gift enthalten. Das wird zur Verteidigung eingesetzt, aber auch zur Überwältigung der Beute. Millipedes sind im Allgemeinen Vegetarier, jedenfalls jagen sie nicht. Deshalb können sie sich Zeit lassen. Pflanzen und tote Dinge bewegen sich nicht. Sie sind viel langsamer als die Centipedes! Auf die Zahl der Füße kommt es nicht an. (Exploring Life Science. New York u.a.: Marshal Cavendish, 2000: 168-169; Eaton, Eric R. & Kaufmann, Kenn: Kaufman Field Guide to Insects of North America. New York: Hillstar Editions, 2007: 26-27)
In der Physikalischen Gesellschaft, die 1789 in Berlin gegründet wurde, waren Geographen, Mediziner und vor allem Biologen vertreten. Mit Physik im engeren Sinne hatte das nichts zu tun. Die Bedeutung von physikalisch war einfach ‘naturwissenschaftlich’. (Meyer-Abich, Adolf: Alexander von Humboldt. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 131998: 29)
Über naive und sentimentale Dichtung ist der Titel eines großen Essays von Schiller. Darunter können wir uns heute wenig vorstellen. In moderner Terminologie würde es vermutlich heißen Über das Verhältnis von Realismus und Idealismus. (Burschell, Friedrich: Schiller. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt: 134)
Geschlecht ist nur erlernt. Um diese These zu beweisen, befreite John Money, amerikanischer Sexualforscher, den zweijährigen Bruce Reimer von seinem (bei der Beschneidung beschädigten) Genital und ließ ihn als Mädchen aufwachsen. Kastration und Herstellung von Schamlippen konnten als “Therapie” durchgehen. Alice Schwarzer rühmte das Experiment als eine der wenigen Forschungen zum Geschlechterverhältnis, die nicht manipulieren, sondern aufklären. Der erwachsene Reimer ließ die Umwandlung rückgängig machen und nahm sich das Leben. (Martenstein, Harald: „Schlecht, Schlechter, Geschlecht“, in: Zeitmagazin 24/2013: 12-19)
Marguerite Yourcenar wurde als erste Frau in die Académie Française aufgenommen, damals eine konservative, wenn auch prestigeträchtige Altherrenversammlung. Als der Vorschlag gemacht wurde, gab es einen Aufruhr. Fast alle vierzig Mitglieder waren dagegen. Es wurde ironisch argumentiert, man wolle es ihr ersparen, unter lauter alten Männern alt zu werden. Jean d’Ormesson, der sie vorschlug, hatte zur Verteidigung seines Vorschlags, wie er selbst später sagte, auch keine sehr “eleganten” Begründungen vorgebracht: Marguerite Yourcenar sei zwar eine Frau, aber keine sehr weibliche, und außerdem werde sie vermutlich ohnehin nicht sehr häufig kommen. Marguerite Yourcenars Biographie machte die Entscheidung nicht leichter: Sie war in Brüssel geboren, war amerikanische Staatsbürgerin geworden (erst wegen der Aufnahme in die Académie Française nahm sie wieder die französische Staatsbürgerschaft an), und sie lebte mit einer Frau zusammen. Sie wurde trotzdem gewählt. Ihr Künstlername ist ein Anagram ihres bürgerlichen Namens, Crayencour.
Aphrodite ist mit Hephaistos vermählt. Er steht für handwerkliche Kunstfertigkeit, für technisches Know-how, für schöpferische Phantasie. Das Zepter des Zeus ist sein Werk, ebenso die Ägis oder der Wagen des Helios, vor allem aber der Schild, den er in einer Nacht für Achilles herstellt. Mit Hephaistos und Aphrodite vereinen sich höchste Vollendung in der Kunstfertigkeit und höchste Vollendung in der Liebe. Und was macht Aphrodite? Sie geht fremd. Mit Ares, dem Kriegsgott! Dämonische, urtümliche, vom Menschen kaum zu kontrollierende Mächte sind hier am Werk. (Bannert, Herbert: Homer. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 1992: 100-103)
Expedit esse deos et, ut expedit, esse putamus – Es ist nützlich, dass es Götter gibt, und da es nützlich ist, wollen wir daran glauben. So fand es Ovid. Klingt zynisch. Aber die Religion bedeutete ein stabilisierendes Element im Leben der staatlichen Gemeinschaft, und das wurde als notwendig empfunden nach den traumatischen Erfahrungen des Bürgerkriegs. Religion war einfach nützlich. Gesinnungsschnüffelei wurde nicht betrieben. Jeder konnte seine Teilnahme an Festen und Riten als Traditionspflege verstehen und als Wahrung eines kulturellen Erbes. (Giebel, Marion: Ovid. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 52003: 96-97)
Jefferson plädierte dafür, dass an der von ihm gegründeten Universität Virginia in Charlottsville nur “nützliche Wissenschaften” studiert werden sollten. Eine Professur für Theologie gab es nicht. Zu den “nützlichen Wissenschaften” zählte dagegen auch Altenglisch. (Nicolaisen, Peter: Thomas Jefferson. Reinbek: Rowohlt, 1995: 132)
420.000 amerikanische Soldaten fielen im 2. Weltkrieg, 620.000 im Amerikanischen Bürgerkrieg. In Vietnam fielen 58.000, in Afganistan und im Irak 6.600. (Piper, Nikolaus: „Revolution ohne Anführer“, in: Süddeutsche Zeitung 297/2015: 25)
Im 2. Teil des Don Quijote begegnet Don Quijote – Don Quijote! Der zweite Don Quijote schaut in Gesellschaft von Sancho und der einiger Freunde auf den ersten Don Quijote. Er erlebt ihn als Kunstwerk und kommentiert und kritisiert ihn. Fiktion steht im Gegensatz zur Wirklichkeit, die aber selbst auch Fiktion ist. Das wiederholt sich, als Don Quijote Lesern des Don Quijote des Avellaneda begegnet und ihnen versichert, ihr Don Quijote sei nicht real. Er sei der wahre Don Quijote. (Dietrich, Anton: Cervantes. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 1984: 118-119)
In der Verbannung in Tomi, am Schwarzen Meer, erlebte Ovid sein blaues Wunder: Die Menschen dort sehen abenteuerlich aus: Sie tragen Felljacken und lederne Hosen gegen die Kälte, spitze Mützen und Kapuzen. Die Einheimischen, die zum Markt in die Stadt kommen, sind Nomaden. Der Dolch an der Seite wird oft gezückt. Latein spricht kaum jemand, das Griechische ist mit getisch-sarmatischen Wörtern vermischt und klingt ihm fremd, ist oft unverständlich. Die lingua franca ist Getisch. Die versteht er nicht. Angesichts der Lage fühlt er sich beargwöhnt und verfolgt, von Feinden umgeben. Im Laufe der Zeit wird das Verhältnis besser. Ovid lernt Getisch und dichtet sogar in der Sprache. (Giebel, Marion: Ovid. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 52003: 119)
Eine Frau begehrt ihren Vater, eine Frau begehrt ihren Bruder, ein Mädchen, als Junge aufgezogen, verliebt sich in ein Mädchen, eine Frau begehrt den Anführer der gegnerischen Armee und verrät ihr Heimatland und opfert dabei ihren Vater. Menschen, die im Zwiespalt leben, ein Zwiespalt zwischen Leidenschaft und Vernunft, zwischen Trieb und Norm. Verborgene Seelenbereiche werden durchleuchtet, und die Frage wird gestellt: Was ist natürlich, was ist Konvention bei jenem komplexen Gefühl, das man “Liebe” nennt? Das sind moderne Motive, sollte man meinen. Aber neu sind sie nicht. Alles steht bei Ovid: Myrrha und Biblis, Iphis und Skylla heißen die Figuren. Ovid – ein Frauenversteher? (Giebel, Marion: Ovid. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 52003: 60-61)
Glühwürmchen sind keine Würmchen, keine Würmer. Trotzdem gibt es für das Wort eine Erklärung, eine Erklärung, die so einfach und naheliegend ist, dass man sich wundert (und ein bisschen ärgert), dass man nicht selbst darauf gekommen ist: Das Wort Wurm hat einfach seine Bedeutung verändert. Es bedeutete früher ‘Käfer’ oder ganz allgemein ‘Insekt’. Etymologisch ist es auch verwandt mit engl. vermin, ‘Gewürm’, und mit schwed. orm, ‘Schlange’. Diese Bedeutung ist wiederum im Gebrauch von Wurm in älteren Bibelübersetzungen zu finden, wo es sich z.B. auf die Schlange im Garten Eden bezieht. Und dazu passt dann wiederum der Lindwurm.
Dicke Kellner stimulieren den Konsum: Bei dicken Kellnern bestellen Gäste viermal häufiger einen Nachtisch und 17% mehr alkoholische Getränke. Dicke Kellner sind eine gute Investition für Wirte. (DLF 5. Januar 2016)