Entschlackungskur

Die Ehefrau eines Freundes macht alljährlich eine Entschlackungskur. Eine Woche lang wird dem Körper so gut wie nichts zugeführt, und dann, so die Vorstellung, ist wieder alles schön sauber, eine Art innerer Frühlingsputz. In einem Interview sagte einmal ein Arzt, diese gesamte Vorstellung sei unsinnig, der Körper entschlacke sich ohnehin ständig selbst, nach ein paar Tagen sei von dem, was wir ihm zugeführt haben, ohnehin nichts mehr übrig – im menschlichen Körper liege keine Schlacke herum, alles, was beim Stoffwechsel übrig bleibe, werde zuverlässig von Niere und Darm abtransportiert. (s. auch „Stimmt’s?“ Die Zeit 19/2004: 38). Ob das stimmt, weiß ich nicht, aber es könnte ja stimmen, und wenn es stimmt, zeigt es zwei Dinge über Sprache: Sprache bildet die Welt nicht nur ab (Es gibt das Wort Entschlackungskur, aber es gibt keine Entschlackungskur) und Sprache kann unser Denken beeinflussen (Es gibt Menschen, die an Entschlackungskuren glauben, weil es ein Wort dafür gibt).

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