Mein Name sei Luther

Er hat die 95 Thesen nie angeschlagen, er hat nie gesagt „Hier stehe ich, ich kann nicht anders“, er hat nicht die erste deutsche Bibelübersetzung geschaffen – es gab schon vierzehn oberdeutsche und vier niederdeutsche Vollbibeln! – und er hieß noch nicht einmal Luther. Bis zu seinem 24. Lebensjahr hieß Luther nämlich Luder. Zum ersten Mal unterschreibt er mit Luther einen Brief an Erzbischof Albrecht, und zwar 1517, dem Jahr der Veröffentlichung der Thesen. Luther war die Kurzform für den griechisch-lateinischen Namen Eleutherius, ‚der Freie‘, der ‚Befreite‘, und diese Form benutzte er dann tatsächlich kurz darauf in einem Brief an einen Erfurter Freund. Das war einmal so Usus, den eigenen Namen nach Humanistenmanier zu antikisieren. Luther verband damit aber eine elektrisierende Botschaft: Er gab zu verstehen, dass er sich befreit fühlte, befreit von den Fesseln der scholastischen Theologie, aus der Furcht vor den Kirchengewaltigen, aus der Angst vor einem rächenden Gott. (Feldmann, Christian: Martin Luther. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 2009: 7-10, 35-6)

 

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