Richard the Lionheart – Richard Cœur de Lion – Richard Löwenherz – Ricardo Corazón de León – Ριχάρδος ο Λεοντόκαρδος – Rikard Lejonhjärta – Ричард Львиное Сердце – überall ist er bekannt, und überall mit dem gleichen Beinamen. Viel bekannter als die meisten anderen englischen Könige, und beliebter, jedenfalls beim Volk. Vielleicht auch wegen des suggestiven Beinamens. Aber woher kommt der? Der Legende zufolge tötete er einen Löwen, den Heinrich VI. in seine Zelle in Trifels sperren ließ. Diese Legende findet sich zum ersten Mal in dem mittelenglischen Versroman Richard Cœur de Lion (XV), 300 Jahre später. Er hatte aber in seinem Auftreten, in seinem Charakter etwas Kämpferisches, Beherztes. Feige war er nicht. Auf dem Hoftag in Speyer, wo er als Gefangener auftrat, hielt er eine flammende Rede und forderte die anderen Ritter mutig zum Zweikampf heraus. Am Ende musste Heinrich ihm die Versöhnung anbieten. Ließ ihn allerdings noch nicht frei, nicht, bevor es Lösegeld gab. Nur hieß das Lösegeld jetzt nicht mehr Lösegeld. Seine Popularität steht im Gegensatz zu seiner Bewertung durch die Historiker. Die sehen ihn viel kritischer: gewalttätig, rebellisch, verschwenderisch, impulsiv, grausam. Und er war fast immer unterwegs, auf dem Kontinent, auf dem Kreuzzug, in Kämpfen und Schlachten. Und kümmerte sich nicht besonders um England (ob er Englisch sprach, ist umstritten). Bei einer Schlacht kam er auch ums Leben, mit 41, bei der Belagerung einer Burg. Acu hier hat sich eine Legende um ihn gebildet. Derzufolge verlief die Sache so: Der Kampf war längst entschieden. Aber Richard wollte sich vergewissern, ob alles glatt lief. Und wurde von dem einzigen Schützen, der noch auf der Burg stand, mit der Armbrust getroffen. Er wurde nur an der Schulter getroffen, aber er wusste, als erfahrener Kämpe, dass das sein Todesurteil war. Und zeigte Größe und Kaltblütigkeit: Er ließ seine Mutter kommen, setzte seinen Bruder John, mit dem er ständig Zwist hatte, zum Nachfolger ein und verzieh dem Armbrustschützen. Seine Mutter reagierte weniger gelassen auf den Tod des Sohnes. Sie ließ dem Todesschützen die Haut abziehen.