Dem Wort Porzellan liegt ital. porcella zugrunde, ‘Schweinchen’, ‘kleine Sau’. Wie kommt das Schwein nur ins Porzellan? Da gibt es erst einmal einen technologischen Irrtum. Als das chinesische Porzellan nach Europa kam, kannte man hier einen wichtigen Bestandteil des Porzellans noch nicht, die Kaolinerde (die erst später so nach der Stadt Kaolin benannt wurde). Man rätselte, was das sein könnte, was da in dem Porzellan steckte, und kam zu dem Schluss, dass es zerstoßene Muschelschalen sein müssten, weil die so fein und glänzend waren wie das Porzellan. Ein Irrtum. Aber die Sprache hat ihn bewahrt. Die Muschelschalen waren die der Kaurisschnecke, einer Art Seemuschel, und die forderte mit ihrer klaffenden Öffnung die menschliche (männliche?) Phantasie heraus. Sie sah nämlich aus wie das weibliche Geschlechtsteil. Und so benannte man sie volkstümlich auch so, wie man das weibliche Geschlechtsteil benannte: porcella. Dieser Übertragung lag ein optischer Vergleich zugrunde liegt. Und wie kam die porcella dazu, die weibliche Scham zu benennen? Die Vorstellung war, dass, was mit Sexualität zu tun hatte, und erst recht mit weiblicher Sexualität, etwas “Schweinisches” an sich hatte. Dieser Übertragung lag ein moralisierender Vergleich zugrunde. Und der hatte Tradition: Schon bei Cato hieß die weibliche Scham porca. So kam also das Schwein auf dem Umweg über die Muschel ins Porzellan. (Kluge. Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Berlin, New York: De Gruyter, 1999: 641; Duden. Das Herkunftswörterbuch. Mannheim, Wien, Zürich: Dudenverlag, 1963: 521-2; (Storfer, Adolf Josef: Wörter und ihre Schicksale. Zürich: Atlantis Verlag, 1981: 347-348)

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