That is the question

During his farewell lectures, a colleague said that students, when dealing with non-fictional texts, should not ask What does the author want to tell me? but What question does the author try to answer? Good advice.

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Trinkfreudige Ahnen

Dass wir Alkohol überhaupt vertragen können, haben wir unseren trinkfreudigen Ahnen zu verdanken. Die tranken lieber Wein und Bier als Wasser. Aus Gesundheitsgründen. Der Alkohol diente als Desinfektionsmittel gegen verseuchtes Trinkwasser. In England lag der Konsum im 17. Jahrhundert bei drei Litern pro Person – Kinder eingeschlossen! Täglich, versteht sich. Da haben sich Genvarianten durchgesetzt, die uns heute das Trinken erlauben. Das gilt allerdings nicht für die ganze Welt. In Asien wirkte die Evolution möglicherweise genau umgekehrt: Wo Hepatitis verbreitet ist, bedeutet Alkohol ein zusätzliches Risiko. Deshalb sind viele Asiaten nicht besonders trinkfest. (Kleins, Stephan: “Die Evolution ging ins Auge”. Wissenschaftsgespräch mit Detlev Ganten, in: Zeitmagazin 11/2013: 22-30)

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Grammatikstunde

Genitiv ins Wasser, weil es Dativ ist.

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Armutszeugnis

Der Passus “Das Privatvermögen in Deutschland ist sehr ungleich verteilt” wurde auf Drängen des Finanzministers aus dem Armutsbericht der Bundesregierung gestrichen. Das hießt natürlich nicht, dass es nicht stimmt. Die Zahlen sprechen für sich: 10% der Bevölkerung besitzt 50% des Privatvermögens, 50% der Bevölkerung besitzt 1% des Privatvermögens!

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Mein Name sei Mark Twain

Die ganze amerikanische Literatur, befand Hemingway, leite sich von einem einzigen Buch ab, Mark Twains Huckleberry Finn.  Trotz des Lobs empfahl Hemingway, die Lektüre an der Stelle abzubrechen, wo man dem Jungen den Neger Jim fortnimmt. Der Rest sei Schwindel. Mark Twain, der eigentlich Samuel Langhorn Clemens hieß, verbrachte seine Kindheitsjahre in Hannibal am Mississippi, und immer wieder greift er in seinen Büchern die Kindheitserinnerungen aus Hannibal auf. Auch sein Pseudonym entnahm er der Landschaft seiner Kindheit. Mark Twain, ‘Marke zwei’, riefen die Lotsen auf dem Mississippi, wenn der Fluss die nötige Tiefe hatte. Das Lot markierte zwei Faden und das bedeutete, dass das Schiff zwölf Fuß Wassertiefe unter dem Kiel hatte und sicher war.  Ayck, Thomas: Mark Twain. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 6/2000: 10)

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Mein Name sei Gottlieb

Er besuchte nie eine Schule, er wurde im zweiten Studienjahr wegen Bummelei von der Universität verwiesen und mit einem Fußtritt des Oberküchenmeisters Graf Arco aus dem Dienst des Erzbischofs Colloredo entlassen: Johannes Chrysostomus Wolfgangus Theophilus Mozart. Kommt einem bekannt vor. Nur: Wo ist der Amadeus? Er ist da, aber man sieht es nicht so ohne weiteres. Es ist die latinisierte Form von Theophilus, die Mozart selbst aber so nie benutzte: In Italien nannte er sich Wolfgango Amadeo und später Wolfgang Amadé. Ursprünglich hatte er die griechische Form ins Deutsche übertragen und sich Gottlieb genannt. (Hennenberg, Fritz: Wolfgang Amadeus Mozart. Reinbek bei Hamburg, 1992: 7)

 

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Mein Name sei Luther

Er hat die 95 Thesen nie angeschlagen, er hat nie gesagt „Hier stehe ich, ich kann nicht anders“, er hat nicht die erste deutsche Bibelübersetzung geschaffen – es gab schon vierzehn oberdeutsche und vier niederdeutsche Vollbibeln! – und er hieß noch nicht einmal Luther. Bis zu seinem 24. Lebensjahr hieß Luther nämlich Luder. Zum ersten Mal unterschreibt er mit Luther einen Brief an Erzbischof Albrecht, und zwar 1517, dem Jahr der Veröffentlichung der Thesen. Luther war die Kurzform für den griechisch-lateinischen Namen Eleutherius, ‚der Freie‘, der ‚Befreite‘, und diese Form benutzte er dann tatsächlich kurz darauf in einem Brief an einen Erfurter Freund. Das war einmal so Usus, den eigenen Namen nach Humanistenmanier zu antikisieren. Luther verband damit aber eine elektrisierende Botschaft: Er gab zu verstehen, dass er sich befreit fühlte, befreit von den Fesseln der scholastischen Theologie, aus der Furcht vor den Kirchengewaltigen, aus der Angst vor einem rächenden Gott. (Feldmann, Christian: Martin Luther. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 2009: 7-10, 35-6)

 

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Mein Name sei Gutenberg

Welcher Mann wurde von einem amerikanischen Magazin zum Mann des Jahrtausends gewählt? Johannes Gensfleisch! Besser bekannt ist er allerdings unter dem Namen Johannes Gutenberg. Sein Geburtsname war allerdings Gensfleisch, und so nannte sich sein Vater sein Leben lang. Gutenberg war ein Namenszusatz, eine Ortsangabe, den die Familie erst ab den Zwanziger Jahren des 15. Jahrhunderts benutzte. Der Familie gehörte der Hof zum Gutenberg in Mainz, der heute nicht mehr existiert. Es war ein gotisches Gebäude mit zwei Stockwerken und bot Platz für mehrere Familien und mit ziemlicher Sicherheit auch für die Setzer- und Druckerwerkstatt. (Füssel, Stephan: Johannes Gutenberg. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 1999: 19-20)

 

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Spanische Grippe?

Die Spanische Grippe forderte zwischen 1918 und 1920 weltweit zwischen 50 und 100 Millionen Tote! Ihr Name ist irreführend, denn sie breitete sich bis zur Arktik und zu den entferntesten Inseln aus und hatte weder ihr Zentrum noch ihren Ursprung in Spanien. Sie war in den USA und in den anderen Teilen Europas aufgetreten, bevor sie Spanien überhaupt erreichte. Spanien, im 1. Weltkrieg neutral, wurde für seine Ehrlichkeit bestraft, denn es war das Land, in dem es keine Zensur gegen Nachrichten über das Auftreten oder die Verbreitung der Epidemie gab. Deshalb kamen die zuverlässigsten Nachrichten über die Epidemie aus Spanien.

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Schnelle Veränderung

Der erwachsene Goethe erlebte die Gründung der USA, die Französische Revolution, das Ende des Deutschen Kaiserreichs, den Aufstieg und Fall Napoleons, die Entdeckung der Dampfkraft, den Beginn der Industriellen Revolution, das Aufkommen der Romantik, das Erwachen der Demokratiebewegung und den Biedermeier, der das Glück im Privaten statt im Öffentlichen suchte. Und wir sprechen immer von der so schnell sich ändernden Gegenwart. Stimmt das überhaupt? In meinem Leben sind bisher das Ende des Sozialismus und die Computerrevolution die einzigen einschneidenden Ereignisse.

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Wachstumsrückgang

Der von einer Werbeagentur erfundene, auf statistischen Werten beruhende 18- jährige Durchschnittsdeutsche, Jan Müller, ist 1,81 groß. Wilhelm Müller, sein Pendant um die Jahrhundertwende, war 1,67 groß. Um 1950 lag die Durchschnittsgröße bei 1,74, um 1980 bei 1,79. Wir werden langsamer größer. (Uchatius, Wolfgang, “Jan Müller hat genug”, in: Die Zeit 10/2013: 17-19)

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Vatikanisches Vatizinium

Bei einer Geburtstagsfeier am Aschermittwoch sahen wir in der Küche des Gastgebers einen Kalender für das Jahr 2013, mit einer Karikatur für jeden Tag. Der Gastgeber zeigte uns die Karikatur des 11. Februar. Da sieht man den Papst mit seinem Lottozettel vor dem Fernseher sitzen. Im Fernsehen läuft die Übertragung der Lottozahlen, und die Zahlen sind genau dieselben wie die auf dem Lottozettel des Papstes: 6 Richtige! In der Sprechblase steht: “Morgen trete ich zurück!”

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Katholisch?

1) Die Hälfte aller Katholiken kommt aus Lateinamerika.
2) 61 von 117 Kardinälen des Kardinalskollegiums kommen aus Europa.

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Mein Name sei Strindberg

August Strindberg (der seinen Vornamen selbst Ågust aussprach) behauptete sein Leben lang, er habe lappländisches Blut in seinen Adern und deshalb Talent zum Zaubern. Sein Urgroßvater kam aus dem Ort Strinne in der Nähe von Kramfors in Västernorrland, und daher leitet sich der Nachname ab. Edvard Munch schrieb den Namen auf seinem berühmten Portrait von Strindberg falsch: Stindberg. Man glaubt, dass das kein Versehen war: stind bedeutet ‘dick’ oder ‘geschwollen’ im Norwegischen. (Ekdal, Niklas & Karlsson, Petter: Historiens 100 viktigaste svenskar. Stockholm: Forum, 2009: 393-4)

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Gleiche Ungleichheit

Die ungerechte Verteilung von Reichtum und Armut ist in Deutschland, trotz der sich verändernden absoluten Werte, in all den Jahrzehnten stabil geblieben: Bei den Einkommen entfällt 43% auf das obere Fünftel der Bevölkerung, 7% auf das untere, den Rest teilt sich der Rest. Daran hat sich seit den Fünfziger Jahren so gut wie nichts geändert. Bei den Vermögen ist die Ungleichheit auch insgesamt stabil geblieben, hat sich aber noch verschärft: Vor 40 Jahren fielen 44% auf das obere Zehntel, heute sind es 66%. Das Privatvermögen ist in den letzten fünf Jahren von 4,5 Billionen Euro auf 9 Billionen Euro gestiegen. So stand es in dem Armutsbericht, der der Bundesregierung vorlag. Die aber entschied, das lieber herauszustreichen, eine Intervention, die dem Leser eine wichtige Information vorenthält – und damit eine Idee davon, wo was zu holen wäre. (Wehler, Hans-Ulrich: „Wachsende Ungleichheit“, in: Die Zeit 7/2013: 47)

 

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