Im Trierer Dialekt ist das Wort nehmen unbekannt. Es wird regelmäßig durch holen ersetzt. Touristin im Reisebüro: „Da hol ich mir doch lieber gleich ein Einzelzimmer.“ Das ist gewöhnungsbedürftig. Hausfrau beim Betrachten eines Waschmittels: „Das kann man für Buntwäsche holen.“ Auch zusammengesetzte Verben bleiben nicht verschont. Mechaniker beim Betrachten eines Ersatzteils: „Das kann man ja leicht auseinanderholen.“ Schülerin in einem Deutschaufsatz: „Danach ging er in ein Tonstudio und ließ sich seine Stimme auf Band aufholen.“ Auch im übertragenden Sinne wird die Sache konsequent durchgezogen. Badegast im Freibad: „Das darfst du nicht persönlich holen.“ Diese Besonderheit, die allem Anschein nach nicht auf Trier (und Umgebung) beschränkt ist, sondern sich auch in Koblenz (und Umgebung) und Saarbrücken (und Umgebung) findet, zeigt immerhin, dass Sprache so redundant ist, dass ein wichtiges Wort gelöscht werden kann, ohne die Kommunikation zu beeinträchtigen. Dennoch gerät der Außenstehende gelegentlich einen Moment ins Grübeln. Verkäuferin im Supermarkt: “Ich muss dringend abholen. Ich habe zwei Kilo zugeholt.“
Zitate
Aliquando et insanire iucundum est – Manchmal ist es schön, verrückt zu sein
— Seneca-
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