Der Gau

In einem wunderbaren Radiobeitrag wird die Entscheidung des ADAC, das Wort Gau aus seiner Satzung zu streichen, kritisch unter die Lupe genommen. Es ist unglaublich, was man über das Wort Gau so alles nicht weiß. Es klingt für viele von uns nach Nationalsozialismus (Gauleiter), und das ist wohl auch der Grund, warum der ADAC, als Teil der Strategie zur Aufbesserung seines Images (die aus ganz anderen Gründen nötig ist), das Wort jetzt verbannen will. Das ist aber viel zu kurz gedacht. Das Wort ist natürlich viel älter als die Nazis. Es war schon vor dem 1. Weltkrieg en vogue, als der ADAC gegründet wurde. Und es war ganz und gar passend, denn durch die Gaue, reichbewässerte, fruchtbare Gegenden, fuhren die frühen ADAC-Mitglieder (die ja Motorradfahrer, nicht Autofahrer waren) mit ihren Krafträdern. Schon damals hatte das Wort eine kontroverse Geschichte hinter sich. Es war im 18. Jahrhundert verschmäht, wurde dann aber von Romantikern und Revolutionären wiederentdeckt. Besonders Burschenschaftler, Wandervögel und Turner gliederten sich in Gaue. Der Begriff klang mittelalterlich, und gerade das machte ihn modern. Etymologisch hängt der Gau mit der Au zusammen und findet sich in geographischen Bezeichnungen wie Breisgau und Allgäu. In der Schweiz heißt der Kanton, durch die die Aare fließt, Aargau, und der Kanton, durch die die Thur fließt, Thurgau. (Müller-Ullrich, Burkhard: “Beim ADAC wird der “Gau” zur “Region”, in: Deutschlandfunk: Kultur Heute: 02.07.2014)

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