Junggesellenleben auf Römisch

Das Lateinische hatte kein Wort für ‚Homosexualität‘. Und das, obwohl es Wörter für sexuelle Praktiken gab, die wir der Homosexualität zurechnen würden: irrumo (in den Mund eines Mannes stecken) oder pedico (in den After eines Mannes stecken). Solche Praktiken waren eine Demonstration der Überlegenheit, der Stärke, hatten sozialpolitischen Wert. Die passiven Partner waren dabei Sklaven oder Jugendliche, also Untergeordnete, oder man drohte persönlichen Feinden an, sie für diese Rolle zu verwenden. Wenn man heiratete, bedeutete das das Ende solcher Praktiken. Der Bräutigam trug die Braut über die Schwelle, und von da an ging es um die Zeugung einer Nachkommenschaft. Das Junggesellenleben war vorbei. Man trennte sich von den Sklaven, ließ sie sich die Haare schneiden und entließ sie in die Freiheit. Sex war eine Frage der Rollen, nicht der Vorlieben. Gardini, Nicola: Viva il latino. Storie e bellezze di una lingua inutile. Milano: Garzanti, 2016: 80-83.

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