Sieg der Horizontalen

Siegfried Kracauer verfasste eine persiflierende historische Studie über den Untergang des Hosenträgers. Der werde durch den eng geschnallten Gürtel ersetzt, der sportbeflissenen Horizontalen gehöre die Zukunft. (Kilb, Andreas: “Auf rasender Fahrt in den Abgrund”, in: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung 52/2012: 21)

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Schuldenschnitt

In der Tora gibt es in jedem fünfzigsten Jahr einen vollkommenen Schuldenerlass und in jedem siebtem Jahr einen kleinen Schuldenerlass. Das ist eine gute Idee, hat aber nicht funktioniert. Die Schuldner haben die Verträge so gedeichselt, dass die Tilgung genau im dem Jahr fällig geworden wäre, in dem der Schuldenerlass gewährt wurde. Das wiederum haben die Gläubiger durchschaut und Kredite verweigert. Weil es keine Kredite gab, sind die Bauern pleite gegangen und konnten ihr Saatgut nicht mehr vorfinanzieren. Die gesamte Wirtschaft kam zum Erliegen. Die gerechte Idee hatte ungerechte Verhältnisse hervorgebracht. (“Gott ist der erste große Gläubiger seiner Schöpfung”, Interview mit Elisa Klapheck, in: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung 52/2012: 31)

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Wassernot

Eine im British Medical Journal publizierte Studie untersucht die Behauptung, man müsse viel Wasser trinken, mindestens 1,5 Liter pro Tag. Das sei gut für Niere und Gehirn. Dummes Zeug, sagt die Studie, dahinter stecke eine Kampagne eines französischen Nahrungsmittelkonzerns, der mehrere Wassersorten vertreibt. (“Deutschland, ein Gurkentrauma”, in: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung 52/2012: 51)

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Mein Name ist Psycho

Irgendwann haben wir dann bei einer dreihundert Jahre alten Weißbuche gehalten … und der Lehrer hat gefragt, wer denn jetzt weiß, was das für ein Baum ist. Und keiner wusste es. Außer mir natürlich. Aber ich war auch nicht so bescheuert, dass ich vor allen Leuten zugegeben hätte, dass ich wusste, dass das eine Weißbuche ist. Das hätte ich ja gleich sagen können: Mein Name ist Psycho, und ich habe ein Problem. (Herrndorf, Wolfgang: Tschick. Berlin: Rowohlt, 2011: 34)

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Gefälschte Notizen

Er hat kaum geschlafen. Bis spät in die Nacht hinein hat er Notizen gemacht. Sie immer wieder durchgelesen. Und sich gefragt, ob die Notizen sich nicht zwischen ihn und dieses Mädchen schieben könnten. Wie viel von dem, was er aus Angst, es zu vergessen, notiere, tatsächlich noch etwas mit dem Fräulein zu tun habe. (Walser, Alissa: Am Anfang war die Nacht Musik. München: Piper, 2011: 35)

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Vaterliebe?

Ein Junge war im Düsseldorfer Zoo in ein Bärengehege geklettert. Wollte das niedliche Bärenbaby mal streicheln. Er wurde sofort von der Bärin angegriffen. Der Vater des Jungen sprang hinterher. Beide wurden zerfleischt. Was würde man machen? Reflex oder Ratio?  Vaterliebe. Gibt’s die, so wie es Mutterliebe gibt? Gibt’s auch nicht. Wird der Stammaffe, das Alphatier, vertrieben und ein neuer Patriarch kommt, beißt er die alte Brut tot und die Mutter schaut ungerührt zu, wartet auf die nächste Kopulation. (Timm, Uwe: Freitisch. Köln: Kiepenheuer & Witsch, 2011: 18)

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Dein Kuchen?

You like your cake, don’t you, boy? she said. I nodded. I like your cake, I answered. (Burnside, John: The Devil’s Footprints. London: Vintage Books, 2008: 51)

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Ex Occidente Lux?

Die ältesten überlieferten Schriftdokument stammen nicht aus Mesopotamien, wie immer angenommen wurde, sondern aus Europa, von der Donauzivilisation in Südosteuropa. Diese Erkenntnis beruht nicht auf dem Fund neuer Dokumente, sondern auf der Korrektur der Chronologie. Die ältesten Tontäfelchen mit Warenlisten und Aufrechnungen aus Mesopotamien stammen aus der Zeit um 3200 v. Chr. Für die vorgeschichtliche Epoche Europas wurde eine neue Chronologie erarbeitet, die auf der zuverlässigeren Dendrochronologie beruht statt auf  Radiokarbonmessungen. Nach dieser neueren Datierung stammen die ältesten Schriftdokumente aus der Zeit um 5300 v.Chr. (Haarmann, Harald: Geschichte der Schrift. München: Beck, 2002: 8-9)

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Sascha und Alexander

Nein, Mutti, sagte Kurt. Alexander ist nicht bei uns. – Wenn er mit Charlotte sprach, sagte er “Alexander” statt Sascha, was in Irinas Ohren merkwürdig klang: dass ein Vater den eigenen Sohn “Alexander nannte” – so sagte man im Russischen nur, wenn man sich siezte. (Ruge, Eugen: In Zeiten des abnehmenden Lichts. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 2011: 55-6)

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Catrin

Sie hatte nichts gegen Catrin mit C und ohne h (und Betonung auf i: Catrín!), abgesehen davon, dass sie nicht verstand, wieso Sascha sofort bei dieser Frau hatte einziehen müssen. (Ruge, Eugen: In Zeiten des abnehmenden Lichts. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 2011: 62)

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Stadt am Strom

Rom hat etwas mit Rheuma zu tun, was Griechisch ist und ‘fließen’ bedeutet und auch im Wort Strom steckt, so dass Rom schlicht ‘Stadt am Strom’ heißt. (Göttert, Karl-Heinz: Deutsch. Biographie einer Sprache. Berlin: Ullstein: 13)

 

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Musikprogramme

Bei Lochkarten denkt man zuerst an die frühen Computer. Tatsächlich wurden Lochkarten aber viel früher zum Speichern von Melodien verwandt, für Orgeln und Glockenspiele. Die früheste Speicherung einer musikalischen Tonfolge gelang den Brüdern Muhammed, Ahamad und Hassan Múrsa aus Bagdad, und  zwar schon zwischen 813 und 833! Sie verwendeten eine Walze zur Steuerung einer mechanischen Flöte. (Braun, Hans-Joachim: Die 101 wichtigsten Erfindungen der Weltgeschichte. München: Beck, 2005: 41-2)

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Temperaturmesser

Die Einheit Celsius zur Temperaturmessung geht auf einen Schweden zurück, Anders Celsius, die Einheit Fahrenheit auf einen Deutschen, Gabriel Fahrenheit aus Danzig. (Braun, Hans-Joachim: Die 101 wichtigsten Erfindungen der Weltgeschichte. München: Beck, 2005: 41-2)

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Essen aus Flaschen

Die ersten Konservendosen kamen im Krieg zum Einsatz – und waren auch dafür geschaffen worden – und zwar auf Seiten der Briten im Krieg gegen Napoleon. Schon vor den Briten hatten die Franzosen versucht, konservierte Lebensmittel zu verpacken, und zwar auch für die Versorgung von Soldaten, nämlich den Soldaten Napoleons! Es wurde ein Preis ausgeschrieben, und der ging an einen französischen Konditor, der die Lebensmittel in luftdichte Flaschen füllte. Sein Verfahren, Blechdosen zu verwenden, ließ sich der Engländer Peter Durand 1810 patentieren. Die Soldaten hatten aber Mühe, die Dosen ohne Anwendung roher Gewalt zu öffnen. Außerdem waren die Dosen schwerer als ihr Inhalt. Erst mit der Verwendung von Aluminium statt Weißblech wurden die Dosen leichter, nach dem 2. Weltkrieg! Vorher hatte es eine wichtige Erfindung gegeben: den Dosenöffner, 1858 patentiert, aber noch schwer zu handhaben. Dann kam eine entscheidende Verbesserung mit der Verwendung eines Rädchens. Das wurde dann wiederum später am Rand der Dose eingeklemmt. (Braun, Hans-Joachim: Die 101 wichtigsten Erfindungen der Weltgeschichte. München: Beck, 2005: 52-3)

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Glücksguru

Bei einem Heidelberger Symposium zum Glück machte der Herausgeber von Psychologie Heute, Heiko Ernst, nach einem Vortrag des amerikanischen Glücksgurus Seligmann folgende entwaffnende Einwände: Die Positive Psychologie schleppe noch viel zu viel Ungeklärtes und Widersprüchliches mit sich, um Rezepte verteilen zu können, Skepsis sei gesunder als Daueroptimismus, die Jeder-ist-seines-Glückes-Schmied-Ideologie sei ein Kind des Marketingkapitalismus und zu viel Glück mache dumm. (Strassmann, Burkhard: “Im Herzen der Sekte”, in: Die Zeit 1/2011: 39)

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