Der kleine Unterschied

Und wenn dann mal wieder eine Sache propagiert wurde, die nur Frauen können, dann nahmen wir das resigniert hin, beschämt ob unserer Unfähigkeit. Wir waren nicht nur naturhaft unmoralisch, gewalttätig, egoistisch, asozial und gefühlskalt, wir waren auch unfähig, unfähig zum Multitasking. Nur Frauen konnten das. Sie konnten mit der Freundin telefonieren und gleichzeitig ein Gedicht auswendig lernen, sie konnten einen Geschäfsbrief schreiben und gleichzeitig Arabisch lernen, sie konnten ein Regal aufbauen und gleichzeitig Hausaufgaben mit den Kindern machen, und sie konnten im Zweifelsfalle auch jede mögliche Kombination von drei solchen Dingen bewältigen. Schließlich heißt es ja Multitasking. Männer konnten das nicht. Immer schön eins nach dem anderen. Und Fußball gucken und gleichzeitig Bier trinken galt nicht als Multitasking. Aber jetzt kommt eine frohe Botschaft: Forscher im Fachjournal Psychological Science betonen, der Mensch sei nicht zum Multitasking geboren – und zwar weder Frau noch Mann. Das Gehirn sei nicht in der Lage, mehrere kognitiv fordernde Aufgaben gleichzeitig zu erledigen. Die Aufmerksamkeit springe dabei ständig hin und her, und man erledige keine der beiden Aufgaben so gut, wie man es könnte, wenn man eine nach der anderen in Angriff nähme. Klingt überzeugend. Erklärt aber nicht, warum wir Fußball gucken und Bier trinken können – gleichzeitig.

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