Ja-Sager und Nein-Sager

Im Aufzug in der Universität hörte ich ein Gespräch zwischen zwei Studentinnen mit, die versuchten, in möglichst vielen Sprachen das Wort für Ja zu finden. Es ging auch ganz gut, bis sie zum Lateinischen kamen. Was heißt eigentlich Ja auf Latein? Die Studentinnen ahnten wahrscheinlich nicht, wie nahe an der Wahrheit sie mit ihrem Zögern waren: Es „gibt“ nämlich kein Ja auf Latein, wenigstens nicht im klassischen Latein und nicht in einem eigenen, einzelnen Wort. Das heißt natürlich nicht, dass es keine Entsprechung zu Ja gegeben hätte. In der Regel wiederholte man entweder einen Teil der Frage oder verwendete Ausdrücke wie ita est, um die Frage zu bejahen. Erst die romanischen Sprachen, die allerdings nicht aus dem klassischen Latein abgeleitet sind, haben dann ein eigenes Wort für Ja ausgebildet, wie das spanische (das von lateinisch sic abgeleitete) Sí.
Hier einige Beispiele für Ja aus gängigen modernen Sprachen (bei denen zur besseren Identifizierung das Wort für Nein hinzugefügt ist). Um welche Sprache handelt es sich? Ano + Ne, Da + Njet, Evet + Hayir, Hai + Iie, Igen + Nem, Ja + Neen, Ja + Nej, Kyllä + Ei, Nai + Oxi, Ne + Ani, Oui + Non, Si + No, Sí + No, Sim + Nao, Tak + Nie, Yes + No. Besonders verwirrend sind für uns Wörter, die sich wie Nein anhören und Ja bedeuten, wie im Griechischen oder Koreanischen, aber auch das umgangssprachliche polnische No (und das sächsische Nu). Zu den Zuckerstückchen zähle ich auch das umgangssprachliche tschechische Ahoi für Ja und das wunderbare deutsche Jein.

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