Doppelter Doppelselbstmord

Hans Falladas Roman Jeder stirbt für sich allein, von Primo Levi als das beste Buch über den deutschen Widerstand gegen den Nationalsozialmismus bezeichnet, erlebt zurzeit einen ungeahnten Boom, ausgelöst durch eine gekürzte englische Fassung, die in den USA Furore macht. Fallada (eigentlich Rudolf Ditzen) schrieb den Roman nach dem Krieg auf das Betreiben von Johannes R. Becher. Beide verbindet, auf eine höchst bizarre Weise, eine höchst ungewöhnliche biographische Erfahrung: Beide waren Überlebende eines Doppelselbstmordversuchs, bei dem ihr Gegenüber ums Leben kam. Becher tötete mit 21 seine Geliebte, schaffte es aber nicht, sich selbst zu töten. Von einer Verurteilung wegen Mordes wurde er bewahrt durch die Intervention seines Vaters. Der war Richter. Fallada, von Jugend an depressiv, beschloss, zusammen mit einem Schulfreund, aus dem Leben zu scheiden. Man vereinbarte ein fingiertes Duell, bei dem sie sich gegenseitig töten wollten. Der Freund traf daneben, der kurzsichtige Fallada traf. Der anschließende Selbstmordversuch scheiterte. Von einer Verurteilung wurde Fallada durch die Intervention seines Vaters bewahrt. Auch der war Richter. (Zander, Alex: “Hans Fallada: Jeder schreibt für sich allein, aber für andere”, in: Prenzlauer Berg Nachrichten)

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