Falsch gedacht

Das Sterbehaus Luthers ist nicht das Haus, in dem Luther starb! Luther war nach Eisleben gereist, 1546, um in einem Erbstreit zu schlichten. Die Sache war strapaziös und zog sich hin. Luther ging es nicht gut und er fühlte, dass er in Eisleben bleiben werde. Und so kam es. Er starb wenige Tage, nachdem der Streit beigelegt war. Luthers Sterbehaus wurde schon 1546 verehrt. Pilger strömten dahin, und man säbelte Späne vom Totenbett, um damit Zahnschmerzen zu bekämpfen. Der Klerus machte Schluss mit diesem unprotestantischen Hokuspokus. Man verbrannte das Bett. Allmählich geriet das Haus in Vergessenheit. Auch die Stadt erlebte mehrere Brände. Als das das Luthergedenken im 19. Jahrhundert wiedererwachte, wollte man auch die Sterbestätte wieder ausfindig machen. Dabei gab es eine Verwechslung. Der Sterbebericht hatte nur von “Dr. Drachstädts Haus” gesprochen. Diesen Dr. Philipp Drachstädt verwechselte der Stadtchronist mit einem Bartholomäus Drachstädt, und in dessen Haus pilgern heute die Touristen. Inzwischen ist es ein Ort echten Luthergedenkens, wenngleich am falschen Ort. (Dieckmann, Christoph: Martini Himmelfahrt, in: Die Zeit 6/2013: 18)

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