Hitler hütet Schafe

Nach dem Krieg machten Gerüchte die Runde, Hitler habe Zuflucht in Argentinien gefunden, bei Perrón. Der hatte nie einen Hehl aus seiner Verehrung für Hitler gemacht. Die Gerüchte kamen auf, als in kurzen Abständen zwei deutsche U-Boote in Argentinien landeten. Das erste U-Boot, stellte sich heraus, war aber schon vor Mai 1945 gestartet. Es kam deshalb nicht in Frage. Anders bei dem zweiten U-Boot. Das war am 2. Mai gestartet. Und es hatte einen verdächtigen Umweg gemacht. Es wurde vermutet, man habe Hitler auf einer einsamen Insel oder in der Antarktis abgesetzt. Die Besatzung wurde immer wieder verhört, aber es gab kein Anzeichen dafür, dass Hitler tatsächlich an Bord des U-Boots war. Solche Gerüchte hatten Konjunktur. Hitler halte sich in den Bergen in den Alpen auf und hüte dort Schafe, Hitler sei nach Schweden entkommen, wo er zwei Kinder hatte. Solche Gerüchte konnten entstehen, weil Hitlers Leiche nie gefunden worden war. Außerdem war in den ersten Maitagen mitten in Berlin plötzlich ein Flugzeug gestartet, so plötzlich, dass die sowjetischen Soldaten überrumpelt wurden und es verpassten, auf das Flugzeug zu schießen. Hitler galt als die Verkörperung des Bösen, und das, so meinte man, könne nicht sterben. Stalin nährte solche Gerüchte. Er streute das Gerücht, Hitler sei nach Japan entkommen oder habe Zuflucht bei Franco gefunden. Überall wurde nach Hitler gesucht. Ein Mann, der ihm ähnlich sah, wurde immer wieder gefangen genommen, musste aber immer wieder frei gelassen werden. Bei der frenetischen Suche gingen dann andere Nazi-Größen ins Netz, nur Hitler nicht. („Hitlers Leichnam“ in: N 24, 18/10/2015)

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