Englisch? Nein, danke

Hitler hatte keinen Schul- und erst recht keinen Hochschulabschluss. Er kompensierte den Mangel durch eifrige Lektüre und ein fabelhaftes Gedächtnis. Er eignete sich ein gewaltiges Wissen auf allen Gebieten an. Aber Hitlers Wissen war auch lückenhaft und selektiv. Das Minderwertigkeitsgefühl des früh Gescheiterten saß tief. Er verachtete Intellektuelle, Professoren, Lehrer. Stets gab er vor, mehr zu wissen als er tatsächlich wusste. Ungern ließ er sich auf Bildungslücken aufmerksam machen. Hanfstaengl, Unterstützer und Freund Hitlers, versuchte Hitler nach dessen Entlassung aus der Haft dafür zu erwärmen, Englisch zu lernen und bot sich selbst an, ihn zweimal pro Woche zu unterrichten, aber Hitler lehnte ab: “Meine Sprache ist Deutsch, und die genügt mir.” Selbst der Versuch, ihn zu Reisen ins Ausland zu bewegen und damit die Welt aus einem anderen Blickwinkel zu erleben, schlug fehl. Von Parteigenossen erhielt er eine Einladung nach Argentinien. Heß war begeistert und ermutigte ihn, anzunehmen, aber Hitler fand immer neue Ausreden. So kam 1933 ein Politiker an die Macht, der – wenn man von den vier Kriegsjahren in Frankreich absieht – nichts von der Welt gesehen hatte. (Ullrich, Volker: „Als Hitler sich selbst erfand“, in: Die Zeit 40/2013: 17- 20)

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