Terrorist begnadigt

Jesus ist vermutlich ohne Urteil an Pilatus ausgeliefert und ohne ein Urteil des Pilatus hingerichtet worden. Jedenfalls ist nirgendwo in den Quellen von einem Todesurteil des Pilatus die Rede. Pilatus sah in Jesus keine Gefahr und hätte ihn lieber begnadigt als den Terroristen Barabbas. Der war an einem Terrorakt beteiligt gewesen, der Menschenleben gekostet hatte. Seine Kreuzigung, vor allem an einem jüdischen Festtag, Passah, würde ein Zeichen setzen. Wenn die Hinrichtung des Volkshelden aber zu Unruhen führen würden, würde das Volk die harte Hand Roms zu spüren bekommen. Aber die Menge forderte die Freilassung des Freiheitskämpfers Barabbas. Sie hasste zwar Jesus nicht, liebte aber Barabbas. Der Ruf der Menge “Kreuzige ihn!” auf Pilatus’ Frage, was denn dann mit Jesus geschehen solle, ist eigentlich überflüssig, denn Pilatus wusste, dass Jesus gekreuzigt werden würde, wenn Barabbas frei käme. (Flusser, David: Jesus. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 4/2006: 134-6)

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