Im Altertum konnte man den eigenen Kindern die Namen von Tieren geben. Das ist bei uns verloren gegangen. Im Gegenteil benutzen wir die Tiernamen eher als Schimpfwörter: Esel, Kuh, Schaf, Ziege. Im jüdischen Altertum hießen die Kinder dagegen Rebecca, ‚Kuh‘, Jona, ‚Vogel‘, Rachel, ‚Mutterschaf‘, Deborah, ‚Biene‘ usw. Dadurch brachte man die Nähe zu den Tieren und deren Wertschätzung zum Ausdruck. Heute werden Haustieren eher die Namen von Menschen gegeben, Ausdruck der übertriebenen Liebe, die den Haustieren entgegengebracht wird, im Gegensatz zu den Nutztieren, zu denen man ein distanziertes Verhältnis hat. Auf das Paradox, dass der Mensch zu seinen Haustieren eine emotionale Beziehung hat, zu den Nutztieren aber nicht, hatte schon Horkheimer aufmerksam gemacht. (“Bruder Esel, Schwester Schlange. Das Christentum und die Tiere”, in: Forum, SWR2: 31/01/2014)