Namenlos

In Samarakis‘ Roman Der Fehler (im Original Το Λάθος) wird ein Verdächtiger von zwei Beamten des Geheimdienstes in die Hauptstadt überführt. Der Verdächtige heißt immer nur Der Mann aus dem Café Spor (dem Ort, an dem er verhaftet wurde) oder Der Andere oder Der Dritte. Seinen Namen erfährt man nicht. Bei der Lektüre dämmert es einem dann: Es kommen in dem ganzen Roman fast gar keine Eigennamen vor (bis auf die Namen von Cafés und Hotels). Der eine Beamte heißt Der Inspektor, der andere Der Manager (weil er angeblich früher Manager war, Manager eines Flohzirkus‘). Die Hauptstadt heißt immer nur Die Hauptstadt, die Stadt, in der die Verhaftung stattfand heißt, genauso wie eine Stadt, in der sie Halt machen, immer nur Die Stadt. Und  der Vorgesetzte heißt immer nur Der Vorgesetzte. Figuren und Orte bleiben anonym. Sie stehen nicht für sich selbst, sondern für etwas Allgemeines. Der Roman spielt zur Zeit der griechischen Militärdiktatur. (Samarakis, Antonis: Der Fehler. Berlin: Verlag Neues Leben, 1976.)

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