Typisch ungarisch

Als die ungarische Bühenschauspielerin Franziska Gaal zum ersten Mal in einem deutschen Film mitwirkte, beschloss man, dass sie wegen ihres Akzents eine Ungarin darzustellen habe. Außerdem sollte der Film einen ungarischen Titel haben, und so machte man das “ungarischste” aller Wörter zum Titel des Films: Paprika. Nur ist Paprika gar kein ungarisches Wort: Es ist eine slawische Verkleinerungsform von gr. piperi, ‘Pfeffer’, und das geht wiederum auf altind. pippali, ‘Beere’, zurück. Wie wäre es denn mit Husar als Ersatz für das ungarischste aller Wörter? Husar ist eine südslawische Vermittlung aus dem Romanischen und eigentlich eine Doublette von Korsar. Und Pusta? Auch Pusta ist ein Lehnwort und enthält die slawische Wurzel pust, ‘leer’. Bliebe noch Csárdás, ein Wort, das sich in der ganzen Kulturwelt als ein Stück echten Magyarentums durchgesetzt hat. Aber auch mit dem Magyarentum von Csárdás ist es nicht weit. Es ist eine Ableitung von csárda, ‘Heideschenke’. Das Wort ist erst 1790 zum ersten Mal belegt und ist ein Lehnwort slawischer Herkunft. (Storfer, Adolf Josef: Wörter und ihre Schicksale. Zürich: Atlantis Verlag, 1981: 311-320)

This entry was posted in Etymologie, Irrtümer, Leben, Sprache and tagged , , . Bookmark the permalink.