Ideologische Schlagseite

Auch Computer haben Vorurteile. Sie schnappen die Vorurteile der Menschen auf und machen sie sich zu eigen. Digitale Übersetzungsprogramme zum Beispiel beruhen auf großen Datensätzen, in denen sie nach Mustern suchen. Dabei kann es zu Fehlern und sogar zu Diskriminierungen kommen. Ein Fehler unterlief einem Übersetzungsprogramm, das Macron sich am Abend seines Wahlsiegs bei seinen “amerikanischen Mitbürgern” bedanken ließ. So wurde Macrons Tweet verbreitet. In der automatischen Übersetzung, die Twitter seinen deutschen Nutzern anbot, hatte sich “mes chers compratiotes” in “meine amerikanischen Mitbürger” verwandelt. Wie der Computer darauf kam? Er setzte compatriotes mit fellow Americans gleich, die als gängige Formel in den Reden amerikanischer Politiker auftauchen. Die Datensätze prägen auch das Weltbild der Maschinen. Man kann zeigen, dass sie mit Namen älterer Menschen eher negative, mit Namen jüngerer Menschen eher positive Eigenschaften assoziieren, Mathematik eher mit Männern, Kunst eher mit Frauen in Verbindung bringen. Eine Gerichtssoftware ermittelte aus dritten Daten die Hautfarbe eines Straffälligen. Die Verzerrungen sind Teil unserer Kultur, und auch dem Computer kaum abzugewöhnen. Man müsste erstens die Vorurteile erkennen und dem Computer in mathematischen Formeln vermitteln, und man müsste so viele Daten löschen, dass die Programme zu nichts mehr zunutze wären. (Wolfangel, Eva: “Google und die Frau am Herd”, in: Die Zeit 29/2017: 35)

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