Kontrovers

Schreibt er seine Gedicht auf Latein oder auf Französisch. Das will Athanasius Kircher, Jesuit und Universalgelehrter, in einem (fiktiven?) Gespräch von Paul Fleming wissen. Der Dritte in der Runde ist Adam Olearius. Fleming hat sich als Arzt und Dichter vorgestellt. Die Antwort auf die Sprache der Gedichte ist so verwirrend, dass Kircher nachfragen muss: Wirklich, auf Deutsch? Wie kommt man denn auf so eine Idee? Fleming gesteht, dass das merkwürdig klingt. Er selbst habe frühre auch auf Latein geschrieben, aber jetzt versuche er es mit dem Deutschen. Das sei noch sehr ungelenk, eine Sprache, die erst noch im Erstehen sei, ein Wirrnis aus Dialekten. Und eine Sprache, die manchmal nicht das passende Wort parat habe. Dann greife man eben nach einem lateinischen, französischen oder auch italienischen Wort, um dieses Manko auszugleichen. Aber eines Tages werde auch das Deutsche erwachsen. Man müsse die Sprache nähren und pflegen, dass sie gedeihe. Das sei doch nur natürlich, dass man in seiner Sprache schreibe. Und üherhaupt, will er wissen: Ist es nicht komisch, dass wir drei hier, aus demselben Land kommten, Latein miteinander sprechen? (Daniel Kehlmann: Tyll. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 62018: 354-357)

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