Schlachtengeheul

Martin von Wolkenstein, am Wiener Hof aufgewachsen, wurde ungewollt einer der Zeugen der letzten Schlacht des Dreißigjährigen Kriegs, der Schlacht von Zusmarshausen. Wolkenstein schilderte die Schlacht in einer Lebensbeschreibung, die er im hohen Alter verfasste. Er hatte sich von dem bayerischen Oberbefehlshaber die Namen und Orte nennen und die Truppenstärken und die Aufmarschpläne erklären lassen, so dass er eine gute Vorstellung davon bekam, wo er wann gewesen war. Aber als er sich daran machte, die Schlacht zu beschreiben, wollten sich die Wörter aber einfach nicht einstellen, die Sätze sich einfach nicht fügen. Also stahl er sie woanders. In Grimmelshausens Simplizissimus fand er  eine Schilderung, die ihm gefiel. Die übernahm er. Und das, obwohl Grimmelshausen gar nicht die Schlacht von Zusmarshausen beschrieben hatte, sondern die von Wittstock. Das störte niemanden. Niemand bemerkte es. Was Wolkenstein aber nicht wissen konnte: Grimmelshausen hatte die Schlacht von Wittstock zwar erlebt, aber auch nicht selbst beschrieben. Er hatte die Beschreibung einem von Opitz übersetzten englischen Roman entnommen, dessen Autor selbst nie bei einer Schlacht gewesen dabei gewesen war.

This entry was posted in Geschichte, Literatur and tagged , , , , . Bookmark the permalink.