Uni ohne Weiber?

Vor einigen Semestern gab es an der Universität Plakate mit der Aufschrift: „Könnt ihr euch eine Uni ohne Weiber vorstellen?“ Eine merkwürdige Frage in diesen aufgeklärten Zeiten, aber bei näherem Hinsehen stellte sich heraus, dass es sich um den Aufruf der Studenten der Juristischen Fakultät zu einem Fackelzug zum Verbleib eines Professors handelte, der einen Ruf an eine andere Universität erhalten hatte. Dessen Name war Weiber.

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Sprachliche Sternstunde

In Trier gibt es einige merkwürdig-schöne Straßennamen: Pfützenstraße, Wechselstraße, Rindertanzstraße, Sieh um dich, An der Meerkatz. Ich selbst wohne immer in Straßen mit langweiligen Namen, aber wenigstens fahre ich zur Uni über die Riesling-Weinstraße. Ein kurioser Name ist auch der der Sternstraße (zwischen Dom und Marktplatz), aber erst auf den zweiten Blick: ein normaler Name, aber kein Stern weit und breit, und die Straße ist auch nicht sternförmig. Der Name ist (vermutlich) abgeleitet von einem Tor in den Dombezirk, das an dieser Stelle stand, der Porta Posterna. In der nachrömischen Zeit verfiel das Bewusstsein für die Bedeutung von Posterna, die (unbetonte) erste Silbe fiel weg, und dann war es nicht mehr weit bis zur Sternstraße. Ein naheliegendes Beispiel für Volksetymologie.

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Through the bathroom window

“She came in through the bathroom window” is a perfectly normal sentence, clear and correct, if we disregard the fact that this is probably not the most common way of entering a house. But the sentence is only clear because we, as hearers, co-operate with the speaker. We automatically supply some information that is never given, we automatically assume that she came in through the open bathroom window. Of course, ghosts are known to walk through windows, and everything is possible in dreams, fiction and fantasy, where average people can walk through windows. But in the sentence above we would normally assume that this is not the case. By the way: The sentence “She came in through the bathroom window” was also the title of a pop song, sung by a band which was popular long before most of you started listening to pop music, long before most of you were born, actually. I bet you don’t know which.

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Desperately searching Tupton

A mate of mine spent a year as a foreign language assistant in Derbyshire in the English Midlands. One day, he had to go to a small place called Tupton, but when he got there he couldn’t find what he was looking for. After some further vain enquiries he finally found out why. In the Midlands (and elsewhere) the in Tupton is pronounced like the in bush, whereas words such as bad are pronounced with the sound that we would “normally” give to the in Tupton. Unluckily, in Derbyshire there is not only a place called Tupton, but also a place called Tapton. He had been sent to the wrong place.

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Tight associations

A (school) student once wrote in an essay that a man after an accident “was wearing an association around his arm”. It took me some time to figure out what the problem was, but then the penny dropped. The student had looked up the German word Verband in a dictionary, and then had used one of the words she found there to describe what she wanted to describe.

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Second before first?

Another (school) student once wrote in an exam when analysing a short story: “The first dam followed the second”. Now here was another puzzle for me. Why should the first dam follow the second, i.e. come after the second? That did not seem to make sense. Then I realised that the student was translating from German: “Dem ersten Damm folgte der zweite”. Here, the second is the one that follows, because it is the subject of the sentence, although it appears at the end. That’s fine in German, but if you do it in English, you get it all wrong.

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Drei Viertel vier

In der Unterstufe verlas unser Mathe-Lehrer, „Bum“ Krüger, ein gebürtiger Ostpreuße, einen Rundlauf des Direktors. Er sagte, am Nachmittag desselben Tages sollten sich alle Schüler der Unterstufe „um drei viertel vier“ auf dem Schulhof einfinden. Das Ergebnis: Wir kamen alle zu unterschiedlichen Zeiten, um viertel nach drei, um viertel vor vier, um viertel vor fünf …

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Entschlackungskur

Die Ehefrau eines Freundes macht alljährlich eine Entschlackungskur. Eine Woche lang wird dem Körper so gut wie nichts zugeführt, und dann, so die Vorstellung, ist wieder alles schön sauber, eine Art innerer Frühlingsputz. In einem Interview sagte einmal ein Arzt, diese gesamte Vorstellung sei unsinnig, der Körper entschlacke sich ohnehin ständig selbst, nach ein paar Tagen sei von dem, was wir ihm zugeführt haben, ohnehin nichts mehr übrig – im menschlichen Körper liege keine Schlacke herum, alles, was beim Stoffwechsel übrig bleibe, werde zuverlässig von Niere und Darm abtransportiert. (s. auch „Stimmt’s?“ Die Zeit 19/2004: 38). Ob das stimmt, weiß ich nicht, aber es könnte ja stimmen, und wenn es stimmt, zeigt es zwei Dinge über Sprache: Sprache bildet die Welt nicht nur ab (Es gibt das Wort Entschlackungskur, aber es gibt keine Entschlackungskur) und Sprache kann unser Denken beeinflussen (Es gibt Menschen, die an Entschlackungskuren glauben, weil es ein Wort dafür gibt).

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Let it be

Eine der chronisch gut gelaunten Radiosprecherinnen von RTL kündigte einen Popsong so an: „Und jetzt die Beatles mit ‘Let it be’ – „Lass es sein“. Ja, denkste! Natürlich heißt „Let it be“ nicht „Lass es sein“, sondern „Lass es geschehen“, also fast das genaue Gegenteil! Was kluge Kommentare angeht, möchte man der Moderatorin am liebsten raten: „Let it be!“

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Hot air from the pistol

Here are some of my favourite words from other languages: In Greek, the word for a threshold is katofli, and I imagine sentences such as “She was standing on the katofli”, or “She stumbled over the katofli”. Also in Greek, the word for a hair-dryer is pistolaki, which I think is wonderfully plausible. In Italian, scrambled eggs are uova strapazzate. Poor eggs! My all time favourite, however, is the Spanish word for handcuffs. It is esposas, ‘spouses’, ‘wives’, which, besides being fun, has the additional charm of being politically incorrect.

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Hilfreicher Wink

Eine Studentin sagte mir einmal über einen Dozenten, er habe ihr in der Cafeteria „so nett zugewunken“. In der Fußballberichterstattung heißt es manchmal, der Linienrichter habe „schon längst vorher abgewunken“. Das ist kurios. Das Partizip von winken ist natürlich (natürlich?) gewinkt, nicht gewunken. Jedenfalls war es das, und als ich klein war, gab es unter den Kinderreimen, mit denen man sich über falsche sprachliche Formen lustig machte, auch einen zu winken, so etwas wie „Sie hat mir gewunken, das hat mir gestunken“. Das nahm natürlich keiner ernst, und es war klar, dass gewunken nicht in Frage kam. Die Regel war eindeutig. Aber das nützt alles nichts. Wenn es eine Regel gibt, an die sich keiner hält, verliert die Regel ihre Gültigkeit, und es muss eine neue Regel her, die das zur Regel macht, was alle sagen. Und das scheint bei gewunken der Fall zu sein. Eine Zeit lang werden beide Formen nebeneinander bestehen, und schließlich wird gewinkt vielleicht ganz verschwinden, und es wird nur noch gewunken übrig bleiben. Das wäre nicht weiter bemerkenswert und ein ganz normaler Fall von Sprachwandel, wenn es nicht dem zuwider liefe, was wir „normalerweise“ erwarten würden. Sprachen haben eine Tendenz zur Vereinfachung, und so wäre die Entwicklung gewunken > gewinkt, also die Abschaffung der „unregelmäßigen“ Form, zu erwarten, nicht umgekehrt. Aber es muss auch den umgekehrten Prozess geben, sonst müssten ja alle Sprachen, zumindest morphologisch, immer einfacher werden. Mein Erklärungsversuch für die „unregelmäßige“ Form sieht so aus: Der Sprecher, besonders der gebildete Sprecher, hat unterschwellig die Furcht, als „ungebildet“ zu gelten, und greift zu der „schwierigeren“ Form. Er nimmt ein Hindernis, das es gar nicht gibt.

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Esteban Martínez aus Caracas

Esteban, Martínez, Caracas, Ibiza. Wie spricht man diese spanischen Eigennamen aus? Deutsche betonen diese Wörter, das Betonungsmuster des Deutschen auf die Fremdsprache übertragend, unwillkürlich auf der ersten Silbe. Alle diese Wörter werden im Spanischen auf der zweiten (der vorletzten) Silbe betont. Umgekehrt betonen Spanier, das Betonungsmuster des Spanischen auf die Fremdsprache übertragend, unwillkürlich diese deutschen Eigennamen auf der zweiten Silbe: Volkswagen, Adenauer, Adidas, Beethoven.

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Was bedeutet modern?

Zwei junge englische Schauspieler, mit denen ich in einem Café in Höxter ins Gespräch kam – Ich hatte sie am Abend davor auf der Bühne gesehen – fragten mich nach der Bedeutung eines Wortes, auf das sie in einem deutschen Kreuzworträtsel gestoßen waren. Sie wollten wissen, was modern heißt. Ich war ziemlich verblüfft und konnte als Antwort nur ein verdutztes Gesicht bieten. Es ist gar nicht so leicht, für so ein einfaches Wort adhoc eine vernünftige Erklärung zu finden, und gleichzeitig schien die Antwort viel zu offensichtlich, schon wegen der Ähnlichkeit mit dem englischen Wort. Nach einigem Hin und Her stellte sich heraus, dass wir uns missverstanden hatten. Sie hatten nicht das Adjektiv modern (mit Betonung auf der zweiten Silbe), sondern das Verb modern (mit Betonung auf der ersten Silbe) im Sinn.

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Studienfachwechsel

In Trier (und Umgebung) spricht man blau “plau” und grau “krau” und drei “trei” aus (Mein Lieblingssatz ist „Ich bin doch nicht plöd!“). Einmal wurde mir der “Prubacher Hof “empfohlen, den ich denn in den Gelben Seiten aber nicht fand. Erst viel später merkte ich, dass ich unter hätte nachschlagen müssen. Davon bleibt auch die Fremdsprache nicht immer verschont, und ich glaubte einmal im Seminar mit einem mir unbekannten Wort konfrontiert zu sein, als eine Studentin von “crammar” sprach, bis sich herausstellte, dass sie grammar meinte. Auch bemerkenswert in diesem Zusammenhang folgender Dialog mit einem Studenten: “Wie heißen Sie? – Kramlich. – Kramlich? – Nein, Kramlich. Mit G”. Dass auch die Orthographie davon nicht immer verschont bleibt, wusste ich nicht, bis eine Studentin in spe mir schrieb, um nach einem Termin für eine Besprechung zu fragen. Sie schrieb, sie habe vor, Anklistik zu studieren!

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Kolberger Straße

Bei deutschen Straßennamen schreibt man getrennt, wenn die Straße nach einem Ort benannt ist, z.B. Eurener Straße. Als ich Kind war, gab es in meiner Heimatstadt eine Straße, an deren einem Ende ein Schild mit der Aufschrift Kolbergerstraße, am anderen Ende ein Schild mit der Aufschrift Kolberger Straße stand. Beides hat seine Berechtigung: Es könnte sich um eine Person namens Kolberg oder um eine Stadt namens Kolberg handeln. Getrenntschreibung und Zusammenschreibung sind hier also Bedeutungsträger. Inzwischen hat man sich auf Kolberger Straße geeinigt, und diese kuriose Unebenheit ist aus dem Stadtbild verschwunden. In Trier gibt es den Kenner Weg, der, wenn man zuerst von ihm hört, eine ganz besondere Bedeutung zu haben scheint, wenn man nicht weiß, dass es einen Ort namens Kenn gibt.

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