Die Radgeber

Bei einem Gang durch die Innenstadt bin ich in Mainz auf drei Geschäfte mit kuriosen Namen gestoßen: das Fahrradgeschäft Die Radgeber, den Verkaufsstand Brezialitäten, und den Friseursalon Coiffeur Meyer. Der Friseursalon bedient sich eines französischen Lehnworts, das heute vermutlich etwas nobler klingt als Friseur, das selbst ein französisches Lehnwort ist – genauso wie das ältere Barbier.  Den Friseur schreibt man heute oft Frisör, eine Adaptation des Wortes an die deutsche Rechtschreibung. Das weibliche Pendant des Frisörs heißt nicht mehr, wie zu meiner Schulzeit, Friseuse, sondern Frisörin, eine Adaptation an die deutsche Morphologie. Die Brezialitäten verbinden ein fremdes Suffix mit einem einheimischen Stamm, ein Indiz dafür, dass das Suffix selbst einheimisch geworden ist. Die Radgeber spielen mit der Auslautverhärtung im Deutschen, die zur Folge hat, dass Rad und Rat Homophone sind. Sie sind aber keine Homographen, und durch die ungewöhnliche Schreibweise suggeriert man, dass man hier sowohl Räder als auch Ratschläge bekommt.

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