Der Entdecker Europas

Er hatte viele Namen, wie es in seinem Volk, den Eora, üblich war: Wogetrowey, Boinba, Bundabunda. Am liebsten nannte er sich Woollarawarre. Bekannt wurde er unter dem Namen Bennelong: der berühmteste Ureinwohner Australiens. Er lernte Englisch, reiste nach London und suchte einen Ausgleich mit den britischen Kolonisten. Er war ca. 25, als er die ersten weißen Eroberer sah. Als er starb, 1813, gehörte das Land, auf dem er zuletzt gelebt hatte, nicht mehr seinem Clan, sondern einem britischen Hühnerdieb namens James Squire. Der betrieb auf dem Gelände einen Pub, und Bennelong soll in den letzten Lebensjahren einer seiner besten Kunden gewesen sein. Dass er in einem von Squires Sudfässern ertrunken ist, ist allerdings wohl ein Gerücht. Er interessierte sich für die Lebensart der Fremden, versuchte aber auch, ihnen mit Tanz und Gesang die Kultur seines Landes nahe zu bringen. Und er erzählte von den rituellen Schlachten der Eora und den Eroberungen clanfremder Frauen. Besonders gut verstand er sich mit dem britischen Gouverneur Arthur Philipp. Sie tauschten ihre Namen aus, eine große Ehre. Philipp durfte sich jetzt Woollarawarre nenne, Bennelong durfte sich Gouvernour nennen. (Bielicki, Jan: “Der Entdecker Europas”, in: Süddeutsche Zeitung 10/2013: V2/9)

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