Auf den Kopf oder auf die Füße gestellt?

Adam Smith benutzt das Wort von der “unsichtbaren Hand” nur ein einziges Mal in The Wealth of Nations, auf mehr als 1000 Seiten. Immer wieder wird dieselbe Passage zitiert, und so wirkt es irgendwann, als sei das Konzept der Dreh- und Angelpunkt in Smiths Denken. Er hat das Wort auch nicht erfunden. Es war ganz gängig zu seiner Zeit und wurde meist von Predigern benutzt, die damit Gottes Wirken in der Welt beschrieben. Smith war bekannterweise ausgesprochen religionskritisch. Smith predigte auch keineswegs den Egoismus als Schlüssel zum Wohlstand. Eigeninteresse müsse langfristig ausgerichtet und von anderen “Tugenden” begleitet sein, um Wohlstand zu fördern. Die Bienenfabel kritisierte Smith jedenfalls und attackierte de Mandeville sogar, entgegen den wissenschaftlichen Gepflogenheiten der Zeit, unter Nennung seines Namens. Daraus kann man ganz andere Schlüsse ziehen, als es die Orthodoxie tut, wenn sie Smith für sich vereinnahmt. Das haben schon andere vor ihr getan: Kurz nach Smiths Tod wurde im Londoner Unterhaus der Mindestlohn diskutiert, und sowohl die Befürworter als auch dei Gegner beriefen sich auf Smith! (Fink, Pierre-Christian: “Auf der Suche nach Adam Smith”, in: Die Zeit 34/2013: 24-5)

This entry was posted in Gesellschaft, Irrtümer, Sprache and tagged , , , . Bookmark the permalink.