Unverständlich

Bei den Trauerfeierlichkeiten für Nelson Mandela erschien auf der Rednertribüne, ganz in der Nähe Obamas, ein Mann, der die Reden der Staatsgäste in Gehörlosensprache übersetzte. Oder zu übersetzen schien. Schon während der Übertragung gab es aber Proteste von Gehörlosen, die darauf hinwiesen, man könne gar nichts verstehen. Der “Dolmetscher” machte tatsächlich nichts als unsinnige Zeichen, die nur ganz entfernt an Gebärdensprache erinnerten und allenfalls einzelne verständliche Wörter enthielt. Der Mann war, ohne dass etwas unternommen wurde, vier Stunden lang in Aktion. Was ihn antrieb und wie er dazu kam, an einer so exponierten Stelle zu stehen, blieb unklar. Obwohl das nicht seine Absicht sein musste, kann man seine Aktion als Kommentar auf die formelhaften, nichtssagenden Reden der Politiker verstehen. Zum ersten Mal wurde leeres Reden in leere Gebärden übersetzt. (Setz, Clemens J.: Der Mann im Nichts, in: Die Zeit 52/2013: 49)

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