Auf den Hund gekommen

Ein jüdisches Sprichwort sagt, dass, wenn ein Jude einen Hund hat, entweder der Hund kein richtiger Hund oder der Jude kein richtiger Jude ist. Hunde haben einen schlechten Ruf im Judentum. Ein orthodoxer Jude würde nie auf den Gedanken kommen, sich einen Hund als Haustier zu halten. Das ist etwas für Nichtjuden. Hunde gelten als unrein. Die alte jüdische Tradition wurde dadurch verschärft, dass Juden im christlichen Abendland oft mit Hunden verglichen wurden. Hunde fraßen Abfälle, leckten ihre Wunden, fraßen rohes Fleisch und tranken Blut. Das alles wurde auch den Juden nachgesagt. Die Juden litten unter dem Vergleich und distanzierten sich von den Hunden. Jetzt haben archäologische Untersuchungen aber zutage gebracht, dass in der alten jüdischen Welt Hunde durchaus eingesetzt wurden, und zwar zum Schutz von Schafen und Kindern. Es gibt sogar Hinweise darauf, dass Hunde geopfert wurden, und das passierte nur mit Tieren, die als gut galten. Säkularisierte Juden haben längst die nichtjüdische Gewohnheit übernommen, Hunde als Haustiere zu halten. Wobei sich, einer jüdischen Hundebesitzerin zufolge, eine Frage noch nie gestellt hat: Muss Hundefutter auch koscher sein? (Kühn, Tobias: Das zwiespältige Verhältnis zu Hunden im Judentum, DLR Kultur: 14/11/2013)

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