Verwöhnte Kunden

Immer mehr Pakete im Versandhandel werden zurückgeschickt. Und zwar nicht nur bei defekter Ware. Nach einer Studie der Universität Regensburg rechnen die Kunden bei 40% der Bestellungen bereits damit, die Ware wieder zurückzuschicken. Viele lassen sich verschiedene Paar Schuhe schicken, wählen eins aus und schicken die anderen wieder zurück. Das ist durchaus vom Handel beabsichtigt. Die Kunden sollen wie im Geschäft auswählen können. Es gibt aber auch die dreiste Variante: Mädchen veranstalten Auspackparties. Sie ziehen die bestelle Ware an, lassen sich photographieren, stellen die Photos online und schicken die Ware wieder zurück. Noch dreister: Kunden bestellen ein Trikot und einen Helm für die Radtour, benutzen sie und schicken die Ware anschließend wieder zurück. Nicht im Sinne des Erfinders. So steigt die Rate der zurückgeschickten Lederhosen und Dirndl nach dem Oktoberfest deutlich an. Das trübt auch die Umweltbilanz des Versandhandels beträchtlich. Lange galt der Versandhandel als eine gute Alternative. Eine Einkaufstour mit dem Auto, so die Kalkulation, verursacht mehr CO2-Ausstoß als ein verschicktes Paket. Aber wenn Pakete hin-und hergeschickt werden, wenn Pakete nicht ausgeliefert werden können, weil der Empfänger nicht zu Hause ist oder wenn die Leute sich erst im Einzelhandel umsehen und dann online bestellen, bricht diese Kalkulation zusammen. (Lütge, Gunhild: “Verflixte Retouren”, in: Die Zeit 15/2014: 26)

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