Trauriger Ritter?

Cervantes’ größtes Werk: Persiles. So fand es jedenfalls – Cervantes. Und seine Mitwelt teilte diese Meinung! Auch die Romantiker waren begeistert. Die meisten anderen finden das Buch schwer erträglich, und Menéndez Pelayo schrieb das Buch der “senilen Schwäche” von Cervantes zu. In der allgemeinen Wahrnehmung aber ist Don Quijote sein größtes Werk. Dessen Rezeption begann in Frankreich. Dort wurde es in erster Linie als Satire gesehen, als Satire auf Spanien, das damals noch eine Weltmacht war, aber gerade von Frankreich überholt wurde. Da “passte” es gut, ein Buch zu haben, das den Konkurrenten schlecht aussehen ließ. Von Cervantes’ Kunst hielt man nicht so viel. Das war in England anders. Dort begegnete man dem Quijote ohne kulturpolitische Scheuklappen. Man schätzte den vielschichtigen Humor Cervantes’, aber gerade in England wurde auch die humorvolle Schale des Quijote geknackt. In Russland verschob sich dann die Bewertung vom Ästhetischen zum Psychologischen und zum Religiösen. Don Quijote verkörperte den Glauben, den Glauben an etwas Ewiges, Unerschütterliches, Wahres. Don Quijote wurde zum “Gottesnarren”.  (Dietrich, Anton: Cervantes. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 1984: 110-123)

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