Folgenschwerer Gang

Angeborene Geschlechtsunterschiede zwingen uns zu nichts und verwehren uns keine Option. Der Geschlechtstrieb ist angeboren, aber man kann enthaltsam leben oder sich für das Zölibat entscheiden. Dennoch gibt es beobachtbare Geschlechtsunterschiede. Deren Wurzel sind, der Psychologin Doris Bischof-Köhler zufolge, 400 Millionen Jahre alt. Als unsere Vorfahren an Land gingen, wurden Samen und Eizellen nicht mehr dem Meer anvertraut. Die Weibchen übernahmen die Bürde der inneren Befruchtung. Seitdem können sie erheblich weniger Nachkommen in die Welt setzen als die Männchen. Das bedingt eine permanente Konkurrenzsituation zwischen den Männchen. Und die hat einen Selektionsdruck ausgelöst, zu dem es bei dem weiblichen Geschlecht keine Entsprechung gibt. Alle wesentlichen Geschlechtsunterschiede leiten sich letztlich aus dieser Asymmetrie ab. Männchen ertragen Konkurrenzsituationen, haben Freude daran, lassen sich nicht entmutigen, gehen Risiken ein,  etablieren Rangordnungen, bilden Seilschaften, bis bessere Bedingungen eintreten. Das ist der folgenreichste Geschlechtsunterschied. Er bedingt, dass Männer immuner gegen Selbstzweifel sind und leichter Karriere machen. (Raether, Elisabeth: “Keine falschen Schlüsse ziehen”. Interview mit Doris Bischof-Köhler, in: Zeitmagazin 24/2013: 20-21)

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