Quasselstrippen

„Frauen reden mehr als Männer.“ Die meisten Studenten glauben, dass das stimmt. Jedenfalls ist das das Ergebnis, wenn ich die Sache in meiner Vorlesung anspreche. Und das glauben nicht nur die Männer unter den Studenten, sondern auch die Frauen unter ihnen. Ich selbst habe immer Zweifel daran gehabt. Die Vorlesung selbst ist ein Gegenbeispiel. In der Vorlesung, also im öffentlichen Raum, sind die Männer, gemessen an ihrem Anteil, aktiver als die Frauen. Studien zu dem Thema kommen zu widersprüchlichen Resultaten. Kein Wunder: Es kommt auf die Art der Überprüfung, die Auswahl der Testpersonen, den Kontext des Experiments an: Sind Männer und Frauen unter sich oder sind sie in einer gemischten Gruppe? Allein das kann einen gewaltigen Unterschied machen. Und: Sind solche Simulationen überhaupt repräsentativ? Eine Studie hat jetzt Probanden mit einem Aufnahmegerät versehen und den gesamten Tagesbedarf getestet. Wenn das Ergebnis stimmt, kann man das Klischee der quasselnden Frau getrost vergessen: Frauen kamen nur auf eine minimal höhere Zahl an Wörtern. Das hat mich weniger überrascht als die absoluten Zahlen: 15.669 für Männer, 16.215 für Frauen!

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