Herzensgut

Er war ein gebildeter Mann, mit einem Faible für alternative Medizin. Er war ein anerkannter Psychiater, der sich auf Gruppentherapien spezialisiert hatte. Er fühlte sich wohl unter Akademikern, sprach fließend Englisch, trug oft Maßanzüge. Der Verhandlungstisch war ihm angenehmer als der Kasernenhof. Er nahm nie eine Waffe in die Hand, hat in seinem Leben keinen Tag als Soldat gedient. Wie es in der Armee zuging, bliebt ihm fremd. Dem Ort, in dem er aufwuchs, widmete er eins seiner frühen Gedichte. Auch seine späteren Gegner zollen ihm Respekt: Er habe einen Zauber entfaltet. Er habe Parteifreunde umarmt und auf die Wange geküsst. Er habe Gefühle in die Politik gebracht. Sein Name: Radovan Karadžić. (Willeke, Stefan: „Ein guter Mensch“, in: Die Zeit 15/2016: 10)

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Alexander der Große

Die Strecke gilt als „leicht“. Aber was ist das schon, ein „leichter“ Marathon? Und dann gibt es eben doch diese zwei nickligen Steigungen, und die kommen natürlich, wie immer, zur Unzeit.

Wenn die Strecke leicht ist, dann ist sie aber auch noch was anderes: langweilig. Und hässlich noch dazu. Fast die ganze Strecke geht es die Nationalstraße entlang. Und dabei passiert man nur einen einzigen Ort. Alles andere ist unbewohntes Industriegelände, grau, schmutzig, leblos. Am Ende ist das vielleicht egal. Wenn die Füße nicht mehr tragen, nutzt auch der schönste Ausblick nichts, kein See, kein Berg, kein Meer.

Mit Bussen werden wir von Thessaloniki nach Pella gekarrt. Immerhin 1800. Da kommen einige Busse zusammen. Auf dem Weg dahin hat es ein Läufer so  eilig, dass er fast mit einem Radfahrer zusammenstößt. Der kommt ohne Licht und mit hoher Geschwindigkeit die Hauptstraße hinunter.

Im Bus sitzt ein gesprächiger Mann neben mir, Jannis. Er arbeitet in einem Krankenhaus, in der Nähe des Flughafens. Arzt? Nein, Koch! Er hat Spaß an seiner Arbeit, sagt er. Ob meine Studenten wüssten, dass ich Marathon laufe. Nein, die wissen das nicht.

Es ist sein erster Marathon. Aber er ist hervorragend vorbereitet. Bis zu sechs Mal pro Woche sei er gelaufen. Dabei hat er auch mehrere Strecken von 30 km geschafft. Und zweimal einen Halbmarathon gelaufen, in Kavala und in Philippi. Mit ordentlichen Steigungen. Da sei das hier heute ein Kinderspiel dagegen.

Ob ich auf dem Sportplatz trainiere, will er wissen. Nein, auf der Piste. Im Wald oder am Fluss. Er läuft meistens auf dem Sportplatz. Runden. Das sind keine βόλτες, wie ich meine, sondern γύροι – wie beim Gyros, beim Girokonto oder beim Giro d’Italia. Und noch was lerne ich dazu: προπόνηση. Das Wort habe ich schon gestern nicht verstanden. Dabei ist die Bedeutung naheliegend: Training.

Er ist ein ganzes Stück jünger als ich. Überhaupt ist das hier eher eine Veranstaltung für Jüngere. Und für Männer. Die Frauen sind deutlich in der Minderzahl. Mein Alter sehe man mir nicht an, meint er. Was kann einem da schon ein Marathon anhaben, wenn der Tag so beginnt, noch vor dem Morgengrauen.

Es ist nämlich immer noch dunkel, als wir in Pella ankommen. Als aber der Startschuss fällt, ist es hell. Aber bewölkt. Eine lückenlose Wolkendecke. Wenigstens braucht man heute keine Sonnencreme.

Diesmal achte ich von Beginn an auf die Schmerzen. Schon bei den ersten Schritten tut das Knie weh, aber nach einem Kilometer verabschiedet es sich und meldet sich erst am Ende des Laufs wieder. Dann, nach etwa 13 km, fangen die Füße an, weh zu tun, vor allem die Zehen. Bei der Hälfte kommen die Oberschenkel dazu, und dann der Rücken, vor allem der untere Teil der Wirbelsäule. Und dann meldet sich auch noch der Bauch zu Wort. Ich habe viel Wasser getrunken, vielleicht zu viel, auch weil immer so viele freundliche Helfer am Wegesrand stehen. Und am Tag zuvor fast ungewollt zwei Kaffee getrunken, am Vormittag, und die waren beide so stark, dass sie mir sogar ein paar Stunden Schlaf geraubt haben.

Ich schließe zu drei jungen Männern auf, und einer von ihnen fragt: „Belgien?“ Nein, nicht ganz, aber die Richtung stimmt. Wir kommen ins Gespräch. Der in der Mitte läuft seinen ersten Marathon, die beiden anderen, τα παιδιά, haben ihn in die Mitte genommen. Sie witzeln herum über die Troika und über den Marathon, und ich lache mit ihnen. Der erste fragt mich, ob ich Deutsch-Grieche sei. Das hat mir noch nie jemand gesagt. Ich fühle mich geschmeichelt. Und der andere Begleiter, der links, kommt auf mich zu und will mir sein griechisches Kopftuch geben. Ein Geschenk. Die Griechen können umwerfend sein! Aber auch Stinkstiefel. Ich weiß nicht recht, wie ich meine Freude aussprechen soll, aber einer von ihnen merkt, dass ich jetzt mit dem Kopftuch nicht so viel anfangen kann, und wir einigen uns auf „später“. Dann aber komme ich nicht mit. Ich habe sie noch lange im Blick, aber dann verschwinden sie.

Ich habe mir vorgenommen, wenigstens bis zur Hälfte durchzulaufen. Das klappt auch. Dann nehme ich mir die 25 vor. Auch das klappt. Inzwischen ist das Feld, hier bei uns langsamen Läufern, weit auseinandergezogen. Manchmal ist man ganz alleine, dann wieder trifft man auf andere, einzelne Läufer. Die meisten laufen schon gar nicht mehr. Es ist verlockend, es ihnen gleich zu tun, aber ich beiße mir auf die Zähne und laufe weiter, bis 28, dann bis 30. Aber 32 hört sich besser an, und ich versuche es weiter, aber es geht einfach nicht mehr. Und jetzt geht auf einmal gar nichts mehr. Ich spüre nur noch den schmerzenden Körper und kann auch schon gar keine zusammenhängenden Gedanken mehr denken. Nur noch Erschöpfung, Leere, Verzagtheit.

Hin und wieder stehen jetzt doch Menschen vor ihren Häusern oder auf Balkonen und feuern uns an. Dann laufe ich mal wieder ein paar Meter, aber die meiste Zeit gehe ich. Jetzt kommt noch der raue Asphalt dazu, den man durch die Schuhsohlen spürt, bei jedem Schritt.

Mir kommt das Unverständnis in den Sinn, mit dem die griechischen Freunde auf mein Vorhaben reagiert haben, einen Marathon zu laufen: „Was, von Pella aus? Bis nach Thessaloniki?“ Sie halten das für ziemlich verrückt. Und da haben sie nicht ganz unrecht. Ich könnte jetzt fünf Stunden im Bett liegen, fünf Stunden Griechisch lernen oder fünf Stunden in einer Taverne sitzen. Und ich wünsche mir sehnlichst, ich hätte mich für eine dieser Alternativen entschieden.

Sieben Kilometer vor dem Ziel stoße ich auf eine junge Frau, mit Kopfhörer und einem watschelnden Laufstil. Unsere Blicke treffen sich, wir lächeln uns an und ich frage sie, wie es denn gehe. Μια χαρά, sagt sie, ausgezeichnet. Und tatsächlich. Locker läuft sie weiter, immer watschelnd, nur ein ganz klein bisschen schneller als ich, aber sie kommt weiter und entschwindet dann ganz meinen Blicken.

Unter den Läufern ist auch ein junger Mann mit Gehbehinderung. Ich denke erst, er habe eine Verletzung. Und das denken wohl auch die Sanitäter, die fragen, ob sie ihn behandeln sollen, aber er winkt leicht verärgert ab. Es ist keine Verletzung. Er hinkt. Immer wieder rafft er sich auf, obwohl er mit den Kräften ziemlich am Ende zu sein scheint. Eine tolle Willensleistung. Ich stelle mir vor, wie er gegen alle Einwände, gegen alle Hindernisse, gegen die Blicke von uns allen, diesen Kraftakt hinter sich bringt. Ich bin gerührt. Fast zu Tränen gerührt.

Jetzt, am Ende, kommt die Solidarität unter uns Läufern, unter den schwachen Läufern, immer mehr ins Spiel. Immer wieder wird man mitgezogen: Πάμε! Und das hilft. Ein paar hundert Meter läuft man dann zusammen, vielleicht einen Kilometer, und muntert sich gegenseitig auf: Wir schaffen das!

Dann kommt das Meer in Sicht. Endlich! Jetzt beginnt der schönste Teil der Strecke, und man entwickelt noch einmal neue Kräfte. Unglaublich. Die letzten zwei, drei Kilometer gehen wieder gut.

Wir treffen auf die große Gruppe der 5000-Meter-Läufer. Mit ihnen zusammen geht es Richtung Ziel. Die Marathonläufer sind an der Startnummer zu erkennen und haben eine eigene Spur und werden ganz besonders angefeuert: „Gleich geschafft“, „Toll gemacht“, „Nur noch zweihundert Meter!“. Und die schafft man dann auch noch.

Alexander der Große ist übrigens der Name des Marathons.

 

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Zoon politikon?

Dass der Maulwurf uns etymologisch hinters Licht führt, ist bekannt: Er wirft die Erde nicht mit dem Maul, sondern mit den Vorderpfoten hoch. Das Wort wurde im Laufe seiner Entwicklung zweimal umgedeutet. Aus dem ‘Haufenwerfer’ wurde, bereits etymologisch falsch, der ‘Erdwerfer’ und dann der ‘Maulwerfer’. (Olschansky, Heike: Täuschende Wörter. Kleines Lexikon der Volksetymologien. Stuttgart: Reclam, 1999: 99-100). Der Maulwurf hat aber auch sonst was zu bieten: Er wiegt ca. 100 Gramm und frißt so viel, wie er wiegt – jeden Tag! Er hält keinen Winterschlaf, gräbt sich aber unter der Erde ein und muss Vorrat anlegen. Dabei hat er ein Problem: Sind die Würmer tot, werden sie zu Gammelfleisch, sind sie lebendig, laufen sie weg. Der Maulwurf verfolgt eine erfolgreiche Strategie: Er verletzt die Würmer, ohne sie zu töten. Sie sind dann aber so eingeschränkt in ihrer Bewegung, dass sie nicht fliehen können. Politisch soll der Maulwurf auch eine Rolle gespielt haben: William III., der umstrittene “ausländische” englische König, soll bei einem Ausritt in Hampton Court mit seinem Pferd über einen Maulwurfshügel gestolpert sein und sich nicht mehr von den Folgen seines Falls  erholt haben. So stellt es jedenfalls eine Statue im St. James’s Square dar, die William mit Pferd und Maulwurfhaufen zeigt. Die Wahrheit war vermutlich prosaischer, aber die Geschichte ist doch schön. Das fanden auch die Jacobites. Die waren dem Maulwurf dankbar.

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Der deutsch-deutsche Schäferhund

In einem Vortrag am Center for Metropolitan Studies in Berlin wurde eine oft vernachlässigte Seite der deutsch-deutschen Vergangenheit abgehandelt. Es ging um die Grenzhunde der DDR. Die stammten in großer Zahl von den KZ-Wachhunden der Nazis ab. Nach 1990 wurden einige von ihnen an der Außengrenze der EU eingesetzt und zeichneten sich dort durch besonders aggressives Verhalten aus. Auch bei westdeutschen Hundebesitzern war die Nachfrage nach den Osthunden, die sich von den eher zahmen Westhunden unterschieden, groß. Die Autorin des Vortrags, Christiane Schulze, Doktorandin, sieht die Osthunde als manipulierte Opfer der von Gewalt geprägten deutschen Geschichte. Der Vortrag wurde mit Beifall aufgenommen und erschien leicht verändert als Artikel n der renommierten Zeitschrift Totalitarismus und Demokratie. So weit, so gut. Das Problem: Es gibt keine Christiane Schulze. Es gibt auch keine Studie zu Ost- oder Westhunden. Alles ist frei erfunden. Die falsche Christiane Schulze sagte in einem Interview mit dem Neuen Deutschland, sie habe erzählt, was die Leute hören wollten. Es reiche völlig, den richtigen Stil zu treffen und das alles ohne Lachen vorzutragen. Lügengeschichten werden geglaubt, wenn sie in dem Kram passen. Und zwar auch in der Wissenschaft. (Martenstein, Harald: „Über Nazi-Schäferhunde und andere Lügengeschichten“, in: Zeitmagazin 11/2016: 8)

 

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What the fuck?

A student once asked me whether he could do a word report about the word nigger. Instead of answering straight away, I took up his question and, in the next session, asked the class what they thought. They seemed to be surprised when I whole-heartedly said “Yes, of course.” There is no reason to ignore words only because they have negative connotations. They form part of the language, and whether we like the word in question or not is irrelevant. To illustrate my point further, I gave them a short report about a word which I myself do not use: fuck. It is a word which is frequently used and thus relevant for the linguist. So what can we say about fuck? To begin with, it can be used as a verb, as a noun and as an interjection, without any change of form, a phenomenon which is called conversion in word-formation. Then, compounds can be formed using it: fuckhead, fuckall, fuckwit. Phrasal verbs can be formed as well: fuck up, fuck off. It can be used in the literal sense but much more frequently is it used in the metaphorical sense. As a matter of fact, fuck is used metaphorically much more frequently than literally: What the fuck is going on? Get the fuck out of here. Who gives a fuck? Get a bigger fucking hammer. Fuck, you scared the shit out of me. Mary’s fucking beautiful. Moreover, one may wonder about the word’s  phonological form. There is a velar consonant and a closed vowel in the word fuck, and it is a short word. Are such words perhaps particularly apt to be swearwords, i.e. is there any sound symbolism involved in such words? Consider dick, bunk, dork, wank, prick, shag, wog, pig, slag. Whatever one may say about fuck, it can hardly be said that it is not an interesting word.

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Zug nach Norden

1915 taten die Autohersteller in Detroit einen ungewöhnlichen Schritt: Sie schickten Werber in den Süden, bis nach South Carolina, um dort schwarze wie weiße Arbeiter anzuheuern. Wie kam das? Es herrschte Arbeitskräftemangel, und zwar als Folge des Ersten Weltkriegs. Der Strom der Einwanderer aus Polen, Italien, Deutschland und Irland war abgebrochen. Man brauchte neue Arbeitskräfte. Und die Schwarzen kamen. In  Scharen. Sechs Millionen Schwarze wanderten vom Süden nach Norden. Sie hatten gute Gründe, zu fliehen. Nach dem Bürgerkrieg wollten die Nordstaaten den Süden völlig neu aufbauen, nach ihrem Bild formen. Nur befreite Sklaven und Weiße, die sich gegen die Sklaverei gestellt hatten, sollten dort das Sagen haben. Dagegen wehrte sich die alten weiße Eilte, mit Erfolg. In den Südstaaten wurden Rassengesetze erlassen, die die Schwarzen zu Bürgern zweiter Klasse machten, ohne Wahlrecht, ohne Zugang zu guten Schulen, ohne das Recht, neben Weißen sitzen zu dürfen. So setzte eine Flüchtlingsbewegung großen Ausmaßes ein. Das kann man an nackten Zahlen ablesen: Bis 1915 lebten noch 90% aller Schwarzen im Süden, danach nur noch 50%! Die große Migration veränderte das Gesicht der USA. Wenn sie trotzdem oft unterschätzt oder gar nicht erst gekannt wird, dann liegt das daran, dass sie innerhalb eines Landes stattfand. Es gab keine Sprachprobleme und keine Grenzen, die man schließen konnte. (Piper, Nikolaus: „Revolution ohne Anführer“, in: Süddeutsche Zeitung 297/2015: 25)

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Sprachgewalt

Ausländer können in den Augen der Japaner verschiedene Dinge nicht: mit Stäbchen essen, im Seiza sitzen oder Japanisch sprechen. Einst durften sie das nicht einmal: Während der über 200 Jahre dauernden Selbstisolation Japans war es den Kaufleuten der holländischen Handelsstation, den einzigen Weißen im Land, streng verboten, Japanisch zu lernen. (Neidhart, Christoph: „Sie können mit Stäbchen essen?“, in: Süddeutsche Zeitung 7/2016: 7)

 

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Who’s Bob?

On n’est pas Bob à moitiè. That’s what it said on a beer-mat in a pub in Belgium. I wondered: Who’s Bob? Part of the answer was on the beer-mat itself: Un vrai Bob ne boit pas d’alcool. A Bob, I learnt, was somebody who had volunteered to drive his friends home from the pub and remain sober all night. Bob, who despite his name can be male or female, is offered a free soft drink in many pubs and is recognizable by a soft wristband which has Bob written on it. Though I did not know who Bob was, most people I asked did, especially younger people. Though Bob is now known in many other places, his origins are actually in Belgium, the country where I first met him.

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Die Schnitter kommen

Ameisen sind Insekten. Insekten sind, der Wortbedeutung nach, ‚eingeschnittene‘ Tiere: insectum ist das Partizip Perfekt Passiv des lateinischen Verbs insecare, ‚einschneiden‘ (Sektion, Sekte, Sektor sind etymologisch verwandt).  Und Ameisen? Das mittelhochdeutsche āmeize besteht aus der Vorsilbe –a und einem Element, das ‚schneiden‘ bedeutet (und mit Meißel verwandt ist). Auch das bezieht sich (vermutlich) auf den Körperbau der Tiere). Ameise sind also ganz wörtlich, Insekten, und Insekten sind Ameisen. (Kluge. Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Berlin, New York: De Gruyter, 1999: 33 + 402)

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Hinterrücks

Ein australischer Mann überzeugte seine Ehefrau, ihre neugeborene Tochter Lanesra zu nennen. Die Frau sagte nach einigem Zögern zu, ohne zu ahnen, was hinter dem Namen steckte: Ihr Mann ist Anhänger des FC Arsenal.

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Das Ziegenproblem

Die Regierung hat die Steuern auf den Besitz von Ziegen deftig erhöht. Das gilt für das ganze Land. Die Ziegen zerstören die Wälder. Sie fressen die Knospen und zarten Triebe der Pflanzen, dekretiert die Regierung. Nur: Hier, in Galiano, gibt es keine Wälder. Die Ziegen knabbern an Dornbüschen und können da überleben, wo Schafe und Kühe es nicht können. Sie sind der einzige Reichtum der Bauern. Die Ziegensteuer ist zu hoch. Die Bauern können sie nicht bezahlen. Also schlachten sie die Ziegen und haben jetzt keine Milch und keinen Käse mehr. (Levi, Carlo: Cristo si è fermato a Eboli. Turin: Einaudi,  1990: 42)

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Hammelherde

Bei Eintracht Trier steht ein Spieler namens Hammel auf dem Feld, beim Gegner ein Spieler namens Faisthammel. Hammel schießt ein Tor, Faisthammel fliegt vom Platz.

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No zuo no die

This is English. At least, a form of English. It is of Chinglish origin. The word zuo is Chinese and means ‘act silly’ (though literally it refers to suicidal action). The phrase thus means: if you don’t do stupid things, they won’t come back to you, if you don’t look for trouble, you won’t find any (but if you do, you will, and you will come to feel the consequences of your own actions). The phrase has gained wide popularity and has now been entered, to the bewilderment of many, into an online US dictionary, together with the derived form zhuangbility. And the phrase is parodied in a song which has recently come out. The phrase is commonly used in internet communication as a comment on someone who has brought trouble onto himself through thoughtless action. Here’s an example:

  • Some dude baked cookies shaped like iPhone, held it by the mouth when driving, tried to mess with traffic cops.
  • Did he pull it off?
  • Cop was pissed and ran his name through the system. Turns out he’s got speed tickets unpaid!
  • No zuo no die.
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Mann vom Lande

Bauer ist ein gängiger Familienname in Deutschland. Er ist einer der zwanzig häufigsten. Und wo wohnen die Bauern? In der Stadt! Wo auch sonst? Um Bauer zu heißen, genügte es nicht, Bauer zu sein. Auf dem Lande Bauer zu sein, war nichts Besonnderes. Das waren praktisch alle. Erst wenn man als Bauer in die Stadt zog, war das ein besonderes Merkmal. Das ist bis heute spürbar. Die meisten Menschen mit dem Nachnamen Bauer wohnen in München! Aber da spielt noch etwas eine Rolle: Die Bedeutung von Bauer war viel weiter als heute. Bauer konnte auch ‘Nachbar’, ‘Mitbewohner’ bedeuten. Das gilt auch für andere Namen: Ein Bader war nicht nur Bademeister, sondern ein Allroundkünstler, der nebenbei auch zur Ader ließ, frisierte und die Zähne zog! (vgl. Maas, Herbert: Von Abel bis Zwicknagel. Lexikon deutscher Familiennamen. München, DTV, 1964: 21-24)

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Hat sich einen Namen gemacht

In Kadares Roman Chronik in Stein ändert ein Mann aus dem Nachbarviertel, Gjergj Pula, seinen Namen in Jorgos Pulos. Die Griechen haben in dem Ort die Macht übernommen. Es ist schon der zweite Namenswechsel, den er vornimmt. Vorher hatte er seinen Namen in Giorgio Pulo abgeändert. Das war, als die Italiener das Kommando übernommen hatten. Am Schluss des Romans hat er beim Standesamt eine weitere Namensänderung beantragt: Jürgen Puller. Die Deutschen sind einmarschiert. Es heißt, er habe noch einen Jogura in Reserve gehabt, für den Fall der japanischen Besatzung. (Kadare, Ismail: Chronik in Stein. Frankfurt: Fischer, 2012: 157 + 249)

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