In einem Vortrag am Center for Metropolitan Studies in Berlin wurde eine oft vernachlässigte Seite der deutsch-deutschen Vergangenheit abgehandelt. Es ging um die Grenzhunde der DDR. Die stammten in großer Zahl von den KZ-Wachhunden der Nazis ab. Nach 1990 wurden einige von ihnen an der Außengrenze der EU eingesetzt und zeichneten sich dort durch besonders aggressives Verhalten aus. Auch bei westdeutschen Hundebesitzern war die Nachfrage nach den Osthunden, die sich von den eher zahmen Westhunden unterschieden, groß. Die Autorin des Vortrags, Christiane Schulze, Doktorandin, sieht die Osthunde als manipulierte Opfer der von Gewalt geprägten deutschen Geschichte. Der Vortrag wurde mit Beifall aufgenommen und erschien leicht verändert als Artikel n der renommierten Zeitschrift Totalitarismus und Demokratie. So weit, so gut. Das Problem: Es gibt keine Christiane Schulze. Es gibt auch keine Studie zu Ost- oder Westhunden. Alles ist frei erfunden. Die falsche Christiane Schulze sagte in einem Interview mit dem Neuen Deutschland, sie habe erzählt, was die Leute hören wollten. Es reiche völlig, den richtigen Stil zu treffen und das alles ohne Lachen vorzutragen. Lügengeschichten werden geglaubt, wenn sie in dem Kram passen. Und zwar auch in der Wissenschaft. (Martenstein, Harald: „Über Nazi-Schäferhunde und andere Lügengeschichten“, in: Zeitmagazin 11/2016: 8)