Kulturreise

In einem Internetreiseforum lese ich folgenden Eintrag: “Wer in Krakau studiert, MUSS jeden Abend weggehen, denn das kulturelle Angebot in dieser Stadt ist RIESIG. Hier findet man hunderte von Kellerkneipen, Cafés, Studentenclubs und Diskotheken. “

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Adieu Federbüchse

In einem Artikel über Deutsch und dessen Zukunft, der mir von einer Studentin zur Verfügung gestellt wurde (und der ganz nebenbei auch die absurde Befürchtung widerlegt, in 50 Jahren gäbe es kein Deutsch mehr) geht es u.a. um Auskehrgericht, Federbüchse, Genüssling, Magdtum, und Weißsucht. Es sind Wörter, die aus der letzten Ausgabe des Duden verschwunden sind.

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Orange oder Apfelsine?

Eine ausländische Studentin fragt mich nach dem Unterschied zwischen Orange und Apfelsine im Deutschen. Ich antworte, etwas vorschnell, dass Orange das formalere Wort ist. Ich selbst sage immer Apfelsine, wenn es um das Obst geht. Orange klingt für mich fast etwas versnobbt. Andererseits sage ich immer Orangensaft, nie Apfelsinensaft. Ich frage aber dann, da es gerade zum Seminarthema passt, auch die Studenten. Die sehen das anders. Sie gebräuchten fast ausschließlich Orange. Hätte ich nicht gedacht. Vielleicht ist das ein Indix für Sprachwandel: Die jüngere Generation gebraucht zunehmend Orange, und Apfelsine wird allmählich verdrängt. Dann aber frage ich, neugierig geworden, in einem anderen Seminar. Dort ergibt sich ein anderes Bild. Einige der Studenten sagen vorwiegend Orange, andere Apfelsine, und eine Studentin stellt die kuriose Vermutung an, es könne sich um eine regionale Unterscheidung handeln. Hier, in Grenznähe zu Frankreich, herrscht Orange vor, anderswo nicht. Die ausländische Studentin trägt selbst noch bei, dass es in ihrer Sprache, dem Ukrainischen, auch zwei Wörter für Apfelsine gäbe: арельсин – appelsin (wie unsere Apfelsine ‘Apfel aus China’) und помаранча – pomarancia (eine Verbindung von fr. ‘Apfel’ und ital. ‘Orange ‘). Davon wird im Alltag fast nur appelsin benutzt; pomarancia ist ein formaleres Wort, und auch das Wort, das zur Benennung der Orange Revolution benutzt wird.

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Brett vorm Kopf?

Einer Zeitungsnotiz zufolge benachrichtigen Nachbarn die Polizei, als sie aus einer Wohnung Schreie hörten: “Du mieses Stück!” – “Dich mach ich fertig!” – “Zack!” – “Nimm das!” – “Und das!” – “Jetzt musst Du bluten!” – “Auf den Kopf!” – “Du kommst hier nicht mehr raus!”. Die Polizeistreife traf auf einen Mann, der vor dem Computer saß, online Schach spielte und seine Züge kommentierte.

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Kaputt

In einer Zeitungsnotiz lese ich, dass junge Leute das Wort kaputt durch schrotten ersetzen: “Ich habe mein Handy geschrottet.”  Das ist für mich neu, auch wenn sich die Bedeutung leicht erschließt. Allerdings hört es sich für mich so an, als wäre das Handy nicht von selbst kaputtgegangen, als hätte der Besitzer das Handy fallen gelassen oder nass werden lassen oder auf die Herdplatte gelegt. Das scheint aber nicht gemeint zu sein, jedenfalls nicht unbedingt. Meine Studenten, die das Wort tatsächlich gebrauchen und damit zu den jungen Leuten zählen, weisen allerdings auf etwas anderes hin: Sie gebräuchten das Wort zur Emphase oder zum Ausdruck von Verärgerung, im Gegensatz zu kaputt, das neutral sei. Dafür erfahren sie von mir, dass wir kaputt auch exportiert haben, nämlich ins Englische – vermutlich geläufiger im Amerikanischen Englisch als im Britischen Englisch – wo es seine Bedeutung erhalten, aber ein <t> verloren hat. Bevor wir es exportiert haben, haben wir es allerdings erst mal importiert, und zwar aus dem Französischen, und zwar im Dreißigjährigen Krieg. Abgeleitet wurde es von capot, und das kam aus dem Kartenspiel, wo faire capot ‘keinen Stich machen’ bedeutete. Und wenn man keinen Stich machte,  dann war man eben kaputt.

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Kirche und Fußball

Einer Statistik zufolge gehen in Deutschland an einem durchschnittlichen Wochenende fünfmal so viele Menschen in die Kirche wie in die Stadien der 1., 2. und 3. Bundesliga zusammen. Fünfmal so viele Kirchenbesucher wie Fußballzuschauer! Allerdings ist die Zahl der Kirchgänger seit 1995 um 40% gesunken, die der Fußballzuschauer um 40% gestiegen. Und die Statistik berücksichtigt nicht, wie viele Menschen am Fernseher Übertragungen von Fußballspielen und wie viele Übertragungen von Gottesdiensten sehen. Wäre auch interessant zu wissen, wie viele von den Kirchgängern auch ins Stadion gehen. Und umgekehrt.

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Geburtenschwäche?

Noch nie wurden in Deutschland so wenige Kinder geboren wie 2011. Das löst allgemein Befürchtungen, manchmal Entsetzen aus. Man könnte aber auch die Frage stellen: Ist das wirklich so schlimm? Man könnte die Prognosen einfach auf den Kopf stellen und ein positives Bild malen: kleinere Klassen, mehr Wohnraum, mehr Arbeitsplätze, vielleicht sogar weniger Staus, weniger Gedränge, kürzere Schlangen. Ist das schlecht? Deutschland hatte, so weit ich weiß, noch nie so viele Einwohner wie heute, auch als es viel größer war. Müssen es noch mehr werden?

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Japanische Geldwäsche

Die saubersten Geldscheine gibt es in Australien und Neuseeland, die schmutzigsten in China. Die Oberfläche von Geldscheinen ist, entgegen unserer Wahrnehmung, nicht glatt und damit ein idealer Nistplatz für Mikroben. Besonders mögen sie es, wenn das Geld möglichst direkt am Körper getragen wird, zum Beispiel in der Hosentasche. Da ist es schön warm. Vermehren können sie sich dennoch kaum, denn die Geldscheine haben ein Manko: Sie sind trocken. Dennoch geht man in Japan auf Nummer Sicher: Die Geldscheine, die man aus dem Automaten zieht, werden vorher auf 200° erwärmt.

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Andy Becker

Der Blaue Montag, höre ich in einer Radiosendung, sei ein Geschenk des deutschen Kaisers Andy Becker. Habe ich richtig gehört? Ein deutscher Kaiser mit dem Namen Andy? Und dem Nachnamen Becker? Hießen die nicht Konrad und Heinrich und Maximilian? Und hatten gar keine richtigen Nachnamen? Lange Leitung. Erst dann merke ich, dass ich nicht richtig gehört habe.

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Mutter Erde, Vater Himmel?

In den meisten Kulturen, heißt es in einer Radiosendung, sei der Himmel männlich, die Erde weiblich. Der Himmel bringt Regen hervor, den Samen der Götter. Die mütterliche Erde, die uns beherbergt, sei die andere Seite. Kann schon sein, aber warum so weit schweifen? Man kann einfach bei der Metapher bleiben: Die Erde empfängt den Regen. Aber das nur nebenbei. Wichtiger ist die Frage: Was bedeutet ‘in den meisten Kulturen’? Wer hat die gezählt? Wie kann man das überprüfen? Und: Gibt es auch Hinweise auf die Geschlechterrollen von Himmel und Erde in Kulturen, deren Sprachen kein grammatisches Geschlecht kennen?

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Vermisst

In Deutschland werden jeden Tag 200 Kinder als vermisst gemeldet. Die meisten sind Ausreißer und bald wieder zurück. Aber nicht alle. 1,600 Kinder gelten als dauerhaft vermisst.

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Autonomer Nachvollzug

Eine Studie der Universität Bern hat ergeben, das zwei Drittel aller Schweizer Gesetze von der EU-Gesetzgebung beeinflusst sind. Die meisten Regelungen übernimmt man ohnehin, und für den Export in die EU muss sich die Schweiz an die dort geltenden Regelungen halten (80% der Schweizer Exporte gehen in die EU). Auch der Schweizer Käse muss sich daran halten. Als die Europäische Union Bulgarien und Rumänien aufnahm, rief Bern seine Bürger zu einer Volksabstimmung auf. Jeder Schweizer sollte mitentscheiden, ob die mit der EU vereinbarte Freizügigkeit auch für Bulgaren und Rumänen gelten soll. Die Stimmung in der Schweiz war damals eindeutig gegen rumänische oder bulgarische Zuwanderer. Doch dann machte die EU der Schweiz klar, dass sie darüber nicht zu entscheiden hätte. Die Verträge gälten mit der EU insgesamt, man könne nicht einzelne Länder ausnehmen. Wenn die Abstimmung ein Nein ergebe, würden alle Vereinbarungen hinfällig. Die Schweizer würden die Freizügigkeit in der gesamten EU verlieren, die Schweizer Wirtschaft den Zugang zum Binnenmarkt, die Swiss Air könnte nicht mehr so frei über EU-Länder fliegen, und viele Studenten müssten ihr Studium im Ausland abbrechen. Daraufhin stimmten die Schweizer brav für die Öffnung ihrer Grenzen für Rumänen und Bulgaren. Dennoch wird die Fiktion der nationalen Autonomie aufrechterhalten. Autonomer Nachvollzug nennt sich dieser Prozess der Übernahme der Regelungen der EU. (“Zwischen Gipfeln und Abgründen”, in: SWR 2 Radioakademie, 26/05/12)

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Bremsgefahr

Stephensons Rocket und die anderen frühen Lokomotiven hatten keine Bremse. Die Geschwindigkeit wurde reduziert, indem man Dampf abließ. (“Sieg der Dampfrakete”, in: Arte, 26/05/12)

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Joggen beim Joggen

Zufällig habe ich beim Joggen eine Radiosendung gehört, in der es um Joggen ging. Die deutsche Übersetzerin von Asterix, Gudrun Penndorf, erzählt darin, wie sie das damals neu aufkommende Wort in einem der Bände verwenden wollte, aber damit bei dem Verlag nicht durchkam. Es musste durch Frühsport machen ersetzt werden. Außerdem erzählt sie, wie auch gute Übersetzungen  immer wieder überarbeitet werden mussten, weil der Text einfach zu lang war. Deutsch ‚dauert‘ länger als Französisch, es benötigt mehr Buchstaben, und das war besonders bei den Sprechblasen ein Problem. Sie wurde also immer wieder gebeten, den Text zu kürzen. Eine schwere Aufgabe für den Übersetzer. Genauso wie die Wortspiele, die oft auf den Unregelmäßigkeiten der französischen Rechtschreibung beruhten. Im Französischen gibt es bis zu fünf Schreibweisen, mit der ein und dieselbe Lautkette wiedergegeben werden kann. Da ist es nicht genug, gut Französisch zu können. Penndorf erzählt, wie sie, junge, wenig erfahrene Übersetzerin, ihr erstes Vorstellungsgespräch bei dem französischen Verleger hatte und der gar nicht von der Übersetzung oder überhaupt von Asterix sprach, sondern über Gott und die Welt. Er wollte nur herausfinden, ob ihr Französisch gut genug war. Was er nicht überprüfte, war, ob ihr Deutsch gut genug war. Das wird meistens einfach vorausgesetzt – ein Fehlschluss.

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Wrong Road

Bei der Lektüre bin ich auf das italienische Wort freccia gestoßen, ‘Pfeil’. Auf Spanisch heißt es flecha. In dem Zusammenhang erinnerte ich mich an span. Catalina vs. deutsch Katharina und engl. Catherine und Kathleen. Bei /l/ und /r/ befinden wir uns auf rutschigem Boden, nicht nur die Japaner und Chinesen, wie der japanische Student, der mir einmal erzählte, er hätte in London ein Taxi bestiegen und verlangt, zur Wrong Road gebracht zu werden.

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