Der nächste Einstein

Aus welchem Land wohl der nächste Einstein kommen würde, wollten Journalisten bei dem Nobelpreisträger-Treffen in Berlin anlässlich des Einstein-Jahres 2005 wissen.  Der Präsident der Akademie der Wissenschaften von Taiwan sagte, der nächste Einstein komme nicht aus einem Land, wo das Schulkind zuhause nach seinen Noten gefragt würde, sondern: „Hast Du heute eine gute Frage stellen können?“

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Schimmel ist kein Pferd

An der Akademie Jixia im Staate Qi verteidigte Ni Yue sein Paradox, demzufolge ein Schimmel kein Pferd sei. Er überzeugte alle und ging als Gewinner aus der Debatte hervor, aber auf der Rückreise wurde er am Zoll angehalten und musste für den Schimmel, den er ritt, Pferdesteuer bezahlen.

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Chenekwahow Tecumseh Migiskau Kioma

Eine Mutter wollte ihrem Sohn zwölf Vornamen geben. Er sollte Chenekwahow Tecumseh Migiskau Kioma Ernesto Inti Prithibi Pathar Chajara Majim Henriko Alessandro heißen. Der Standesbeamte lehnte ab. Er wollte nur drei Vornamen akzeptieren. Die Frau klagte bei Gericht. Das Gericht gab dem Standesamt grundsätzlich recht, erlaubte aber vier Namen. Die Frau klagte bei der nächst höheren Instanz. Wieder wurde das Urteil grundsätzlich bestätigt, aber das Gericht erlaubte fünf Namen. Schließlich klagte die Frau beim Bundesverfassungsgericht. Das bestätigte, dass der Staat ein Recht habe, in die Namenswahl der Eltern einzugreifen, um das Kind vor Nachteilen zu schützen. Ein Nachteil wäre es in diesem Fall, dass das Kind immer alle Namen in der richtigen Reihenfolge parat haben und offizielle Dokumente so unterzeichnen müsste. Auch, um das Kind vor Schaden zu bewahren, hatte frühere Gerichtsurteile Eltern untersagt, ihre Kinder Bin Laden, Sputnik oder Störenfried zu nennen. (WDR: “Mein gutes Recht”, 06/02/2012)

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Deutsch in Österreich

Seit der Einführung des Satellitenfernsehens scheint sich der sprachliche Konktakt  zwischen Deutschland und Österreich intensiviert zu haben. Als Folge der veränderten Sehgewohnheiten und Marktanteile schleichen sich deutsche Ausdrücke in die österreichische Alltagssprache ein: Neben Servus hört man Tschüss (besonders bei Kindern, die die Sesamstraße sehen), neben Verkühlung hört man Erkältung und neben jemanden pflanzen hört man jemanden verarschen.  (Muhr, Rudolf: “Language via satellite. The influence of German television broadcasting on Austrian German”, in: Journal of Historical Pragmatics 1/2003: 103-27)

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Etruskerspitzmaus

Die Etruskerspitzmaus ist das kleinste Säugetier der Welt. Sie ist 5 cm lang und wiegt 2 Gramm. Sie hat eine Herzfrequenz von 1,200 Schlägen pro Minute und verbraucht dadurch so viel Energie, dass sie im Laufe eines Tages das doppelte ihres Körpergewichts an Nahrung zu sich nehmen muss. Ansonsten droht sie innerhalb von 24 Stunden einzugehen. Aufregendes Leben. (Planet Wissen: Maulwurf und Igel. Streuner im Dunkeln:  25/02/2012)

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Doppelter Doppelselbstmord

Hans Falladas Roman Jeder stirbt für sich allein, von Primo Levi als das beste Buch über den deutschen Widerstand gegen den Nationalsozialmismus bezeichnet, erlebt zurzeit einen ungeahnten Boom, ausgelöst durch eine gekürzte englische Fassung, die in den USA Furore macht. Fallada (eigentlich Rudolf Ditzen) schrieb den Roman nach dem Krieg auf das Betreiben von Johannes R. Becher. Beide verbindet, auf eine höchst bizarre Weise, eine höchst ungewöhnliche biographische Erfahrung: Beide waren Überlebende eines Doppelselbstmordversuchs, bei dem ihr Gegenüber ums Leben kam. Becher tötete mit 21 seine Geliebte, schaffte es aber nicht, sich selbst zu töten. Von einer Verurteilung wegen Mordes wurde er bewahrt durch die Intervention seines Vaters. Der war Richter. Fallada, von Jugend an depressiv, beschloss, zusammen mit einem Schulfreund, aus dem Leben zu scheiden. Man vereinbarte ein fingiertes Duell, bei dem sie sich gegenseitig töten wollten. Der Freund traf daneben, der kurzsichtige Fallada traf. Der anschließende Selbstmordversuch scheiterte. Von einer Verurteilung wurde Fallada durch die Intervention seines Vaters bewahrt. Auch der war Richter. (Zander, Alex: “Hans Fallada: Jeder schreibt für sich allein, aber für andere”, in: Prenzlauer Berg Nachrichten)

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Der Kleine Prinz

Der Kleine Prinz gehört zu den Büchern, auf die sich alle einigen können. Das geht deshalb, weil solche Bücher niemandem etwas zumuten, weil sie Allerweltsbotschaften verkünden und darüber den Nebel des scheinbaren Tiefsinns legen. Der Erkenntnisgewinn ist gering. Es handelt sich um hübsch verpackte Banalitäten. Das Buch zeichnet ein schönes, romatisches Bild vom Kind als dem besseren, reineren Menschen, das irgendetwas in uns anspricht, aber falsch und wirklichkeitsfern ist. (Martenstein, Harald: “Das Evangelium nach Saint-Exupéry”, in: Die Zeit 1/2011: 15-17)

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Traumtod

Im Januar 1912 gingen der junge Dichter Georg Heym auf den Wannsee, zum Schlittschuhlaufen, in Begleitung seines Freundes Ernst Balcke. Beide kamen nicht mehr lebend zurück. Es gibt keine Zeugen für das, was geschah, aber man hat die Ereignisse rekonstruiert: Ernst Balcke geriet in eine Öffnung, die man für Wasservögel ins Eis gehackt hatte und schlug mit dem Kopf auf die Kante. Bei dem Versuch, den Freund zu retten, brach Heym ein. Er muss lange um sein Leben gekämpft haben, mit den schweren Schlittschuhen an den Füßen. Waldarbeiter berichteten von schrecklichen Schreien, die sie noch eine halbe Stunde lang gehört haben, ohne aber in der Lage zu sein, zu helfen, ohne Boote, Stangen, Leitern. Dann war Heym im Eis des Wannsees verschwunden. Die Einbruchstelle war wieder zugefroren, als man nach ihm suchte. Gefunden wurde er erst vier Tage später. Die Leiche, nicht vereist, lag auf dem Boden des Sees, die Hände zerkratzt von den verzweifelten Rettungsversuchen. In Heyms Gedichten tauchen immer wieder Tote unter Wasser auf. Er selbst hatte düstere Visionen vom eigenen frühen Tod, den er fürchtete. Und im Tagebuch, anderthalb Jahre vor seinem Tod, notierte er einen Traum, in dem er auf einem großen See stand, der voller Steinplatten war. Plötzlich fühlt er die Platten unter sich schwinden und versinkt ei dem grünen, schlammigen, schlingpflanzenreichen Wasser. In Traum kann er sich retten, im Leben nicht. Er wird auf dem Selbstmörderfriedhof Schildhorn begraben. Dort bestattete man die Toten, die im Wald und im See aufgefunen worden waren. Man legte ihn neben einen Handwerksgehilfen, der sich vor einen Zug geworfen hatte und den gefrorenen und aufgedunsenen Leichnam eines Malergehilfen, der in der Havel ertrunken war. Sein Kopf fehlte. Heym aber schien nur zu schlafen.  (Wieland, Rayk: “Unter uns Bäumen”, in: Süddeutsche Zeitung 11/2012: V2/7)

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Der arme Poet

Seit Jahrzehnten zählt Spitzwegs “Armer Poet” in den Meinungsumfragen zu den Lieblingsgemälden der Deutschen. Das Bild zeigt einen mittellosen Dichter in seiner Dachkammer. Das Dach ist undicht. Es regnet durch, und zum Schutz gegen den Regen hängt ein Regenschirm unter der Decke. Draußen liegt Schnee. Es ist kalt. Der Kachelofen ist aus. Mit Mütze, Schlafrock und einer Decke liegt der Poet auf einer Matratze. In der linken Hand hält der Poet ein paar Seiten Manuskript. Neben dem Kachelofen der Gehrock des Dichters, ein Gehstock und die als Brennmaterial gebündelten Zeitungen. An der Wand hängt das Versschema eines Hexameters, und auf dem Bretterboden liegen Bücher, darunter ein Buch zum Verfassen lateinischer Verse.

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Länderkrankeiten

Herz-Kreislauf-Erkrankungen spielen in Deutschland eine große Rolle, auch in der Mortalitätsstatistik. Eine Medizinjournalistin ging dieser Sache auf die Spur und fand heraus, dass bei unklaren Beschwerden in Deutschland die Diagnose vorzugsweise “Herz-Kreislaufbeschwerden” lautet. Es werden also Blutdruckmittel verschrieben. In England wurden dieselben Beschwerden vorzugsweise auf Verstopfung zurückgeführt, und es wurden Abführmittel verschrieben. In Frankreich wurden die Beschwerden vorzugsweise auf exzessiven Alkoholkonsum zurückgeführt. Hier wurde die Leber behandelt. Sprache und Tradition schaffen länderspezifische Wirklichkeiten. (SWR 2 Forum: Die Abschaffung der Gesundheit, 17/01/2012)

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Zoospeise

Escoffier, der Pariser Starkoch, bei dem alle speisen wollten, und das erst recht am 25. Dezember, hatte angesichts der preußischen Belagerung von Paris 1870 ein Versorgungsproblem: Es kam nichts durch, kein Huhn aus der Bresse, kein Lämmchen vom Atlantik, keine Austern aus Arcachon. Escoffier improvisierte und entdeckte den Zoo als Zulieferer von Frischfleisch. Auf der Speisekarte landeten gefüllter Eselskopf, Consommé vom Elefanten, Kamel  à l’anglais, Kängurupfeffer, gebratene Bärenkottelets in Pfeffersoße, Wolfskeule in Rehsoße, Antilopenterrine und Katze an Ratten. (SWR 2: “Pasticcio Musicale” 21/01/2012)

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Die Krankheitserfinder

Als die Grundlage für die Definition von Bluthochdruck verändert wurde, stieg die Zahl der “Erkrankten” in Deutschland von 7 Millionen auf 21 Millionen. Der Krankheitswert ist umstritten, die wissenschaftliche Basis für die neue Definition ist schwach. Die neuen Werte wurden von der Hochdruckliga durchgesetzt. In deren Kuratorium saßen wichtige Vertreter der Pharmaindustrie. Die hatte gerade neue Mittel zur Senkung des Blutdrucks auf den Markt gebracht. Die Grenzwertverschiebung schafft Kranke, Sprache schafft Wirklichkeit. (SWR 2 Forum: Die Abschaffung der Gesundheit, 17/01/2012)

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Doppelt gemoppelt?

“Bei Diamir haben die Reisenden ihre Reise gebucht gehabt.” Diesem Satz bin ich dieser Tage im Fernsehen begegnet, und zwar bei der ARD, bei einem Bericht über das havarierte Kreuzfahrtschiff. Es handelt sich wohl um eine verstärkte Perfekt-Form, die mir bisher nur aus Unterhaltungen mit meinen Lauffreunden geläufig war. Sie scheint jetzt aber Einzug zu halten in formalere Diskurse. Was genau dahinter steht, ist schwer zu sagen, vielleicht ein Bedürfnis nach Emphase oder das Gefühl, dass da noch etwas fehlt. Ganz aus dem Nichts kommt die Form ja nicht. Die Versatzstücke sind vorhanden, und haben … gehabt ist ja eine völlig normale Perfektform. Da scheint das zusätzliche Partizip nicht weiter zu stören. Es kann wie eine Ergänzung behandelt werden, in Analogie zu haben Glück gehabt oder haben es schön gehabt. Die Steigerung dieser Form wäre der Ersatz des Perfekts durch das Plusquamperfekt: “Bei Diamir hatten die Reisenden ihre Reise gebucht gehabt.” Auch das ist eine Erscheinung, die außerhalb der Standardsprache längst anzutreffen ist. Einige meiner Lauffreunde berichten über ihren gesamten Tagesablauf ausschließlich im Plusquamperfekt: “Ich war heute morgen in Mayen gewesen. Da hatte ich mit dem Ortsvorsitzenden gesprochen.” Sprache im Wandel? – Dies war der Stand der Dinge, bis mir eine aufmerksame Leserin einen Artikel zu lesen gab  der mir die Augen öffnete: Das Phänomen ist alles andere als neu. Es wurde in metalinguistischen Beschreibungen schon vor Jahrhunderten erwähnt, zum ersten Mal vermutlich 1574, und wurde dann zu einem Bestandteil vieler deutscher Grammatiken der frühen Neuzeit. Die traditionelle Interpretation besagt, dass es ein Ersatz für das Präteritum ist, das aus der mündlichen Sprache, vor allem im Oberdeutschen, mehr und mehr verschwand und eine Lücke hinterließ, die jetzt von dem Doppelperfekt geschlossen wurde.  Der Artikel argumentiert, dass es aber auch Beispiele aus dem Niederdeutschen gibt, aus einer Zeit, als das Präteritum noch nicht auf dem absteigenden Ast war. Er bietet deshalb auch eine andere Interpretation: Bei dem Doppelperfekt handele es sich um eine Aspekt-Unterscheidung: “Sie sagte, er habe das Buch im Sommer 2005 gelesen” sei nicht dasselbe wie “Sie sagte, er habe das Buch im Sommer 2005 gelesen gehabt”. Nur durch das Doppelperfekt könne der Abschluss der Lektüre im Sommer 2005 deutlich erkennbar werden. Das würde bedeuten, dass der Sprecher intuitiv das Bedürfnis habe, einen Aspektunterschied zu markieren, so wie man das auch in anderen Sprachen, z.B. im Russischen tun kann. Eine interessante These, die allerdings ein paar Fragen offen lässt: Lassen sich ähnliche Argumente auch für die Doppelformen in anderen Zeiten anführen, die der Artikel selbst diskutiert? Und machen meine Freunde vom Lauftreff, je nach Aspekt, Gebrauch von der einen und der anderen Form, oder variieren sie frei oder hat das Doppelperfekt das Perfekt einfach in allen Kontexten ersetzt?   (Rödel, Michael: “New Perspectives on Double Perfect Constructions in German,” in: Musan Renate & Rathert, Monika (Hg.): Tense across Languages. Berlin: de Gruyter, 2011: 127-146)

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Mormon for President?

22% der US-Amerikaner würden einen Mormonen nicht zum Präsidenten wählen. Das ist der drittschlechteste Wert, noch hinter Katholiken, Baptisten und Schwarzen, nur übertroffen von Schwulen und Atheisten. (SWR Forum: “Mit Romney an die Macht?”, 12/01/2012)

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Millionärsclub

Im Kongress und im Senat der USA ist jeder zweite Abgeordnete Millionär. (Kuls, Norbert: Der Washingtoner Club der Millionäre, in: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung 52/2012: 32)

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