Allzweckwaffe fürs Denken

Der Brite Tony Buzan suchte während seines Studiums nach einem Werkzeug, mit dem er die Inhalte des Studiums festhalten und ordnen konnte: Denken, Analysieren, Problemlösen und Kreativität sollte es miteinander verbinden. Das Denkmuster, das dahinter stand, nannte er radiant thinking, und das Werkzeug, das er entwickelte, trat als Mindmap seinen Siegeszug an, wurde gar zur vierten Kulturtechnik neben dem Lesen, Rechnen und Schreiben ernannt. Das Mindmap wurde zu einer Allzweckwaffe, schön bunt, letztlich aber stumpf als Denkwerkzeug, jedenfalls in der Form, in der es heute angewandt wird, in Seminarräumen wie in Büroetagen. Alle Elemente sind letztlich willkürlich um einen Kern angeordnet, und es wird eine Übersichtlichkeit vorgetäuscht, die es nicht gibt. Die Mindmap täuscht eine Ordnung vor, wo es um bloße Assoziationen geht, vereinfacht komplexe Onthologien zu Baumdiagrammen. Auf die Lust am unerschrockenen Denken kommt es bei der Mindmap nicht an. Für den Widerspruch, für den Konflikt des Denkenden mit sich selbst und der Welt lässt das Mindmap keinen Platz. (Neumann, Peter: “Mindmap”, in: Die Zeit 32/2019: 40.

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