Kochkunst?

Komisch, sich das klar zu machen: Unsere Generation ist die erste, deren frühe Kindheitserinnerungen mit dem Fernsehen verbunden sind: Augsburger Puppenkiste, Hier und Heute, Große Leute, kleine Leute. Zu den Sendungen, die in Erinnerung geblieben sind, gehört auch Clemens Wilmenrod bittet zu Tisch. Wilmenrod war der erste Fernsehkoch. Tatsächlich war er kein Koch, sondern Schauspieler. Seine Markenzeichen waren seine lockere Sprüche, sein Schnäuzer und sein Konterfei auf der Schürze, natürlich mit Schnäuzer. Wilmenrod hatte eine große Fangemeinde. Dabei verstand er vom Kochen so gut wie gar nichts. Er war nicht einmal Hobbykoch. Seine Frau zeigte ihm vor der Sendung im Studio in einem Nebenraum, wie man die Gerichte zubereitete, damit nicht allzu viel schief ging – nicht immer mit Erfolg. Seine mangelnde Kompetenz machte er wett durch sein spontanes Auftreten, durch die hochtrabenden Namen, die er den Gerichten gab und durch die Einführung von Neuerungen aus der mediterranen Küche. Wilmenrod hieß eigentlich Carl Clemens Hahn. Sein Pseudonym war der Name seines Geburtsortes, Willmenrod im Westerwald. Dort wurde er auch begraben, nachdem er mit 60 Jahren Selbstmord begangen hatte. (SWR: Unsere Lieblingsgerichte: 21/12/2013)

This entry was posted in Eigennamen, Leben, Sprache and tagged , , , , . Bookmark the permalink.