Dem lieben Gott gewidmet

Bruckners Neunte Symphonie ist “dem lieben Gott gewidmet”. So steht es explizit über der Partitur. Bruckner war fromm und betete eifrig: 4 Rosenkränze, 10 Vaterunser, 9 Ave Maria, 4 Gloria Patri und 2 Salve Regina verzeichnet er für einen Tag – alles akribisch festgehalten. An die Gebete schloss er persönliche Wünsche an wie “Lieber Gott, lass mich bald gesund werden, damit ich die Neunte fertigmachen kann.” Wenn es beim Jüngsten Gericht schief gehen würde, würde er dem lieben Gott seine Partitur vorhalten und sagen, “Schau, das habe ich alles für Dich alleine gemacht!”. (Klüppelholz, Werner: “Ein kreuzbraver Anarchist: Anton Bruckners Leben und Werk (5)”, in: SWR2 Musikstunde: 17/01/2014). Ich beneide Menschen um eine solche Religiosität, naiv und pragmatisch zugleich. Aber man sieht auch, wie unter der Oberfläche Aberglauben und Agnostizismus durchschimmern.

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