In einer Kurzgeschichte von Moravia wird ein Mädchen vom Lande, eine Ciociara, an einen alten Professor der Archäologie als Hausmädchen vermittelt. Als sie zum ersten Mal, in Begleitung des Portiers, der sie vermittelt hat, das Haus des Professors betritt, übergibt sie ihm ein Körbchen mit frischen Eier als Gastgeschenk und sagt: “Tie’, professore, prendi, t’ho portato l’ova fresche”. Der Portier ermahnt sie, man dürfe den Professor nicht duzen. Der aber nimmt das ganz gelassen hin. Die alten Römer hätten sich schließlich auch alle geduzt, wie in einer großen Familie. Sie hätten das Sie nicht gekannt. In einer weiteren Kurzgeschichte schickt Tullio, ein Mann vom Lande, einem jungen Städter, Remo, der sich gerade von einer Krankheit erholt, einen Brief und bietet ihm einen Sommeraufenthalt in seinem Haus auf dem Lande an. Dabei duzt er ihn. Remo nimmt das als sicheres Zeichen für die Unkultiviertheit von Tullio. Das Duzen scheint alles zu bestätigen, was er von den Landleuten erwartet: rustikale Trampel, die mit dem Blasebalg am Kohleofen stehen, die Schönheit von Eseln besitzen und sich zwischen Kastanienbäumen vor Langeweile verzehren. (Moravia, Alberto: Racconti romani. Römische Erzählungen. München: Dtv, 9/2011: 40 + 66-68)
Zitate
Beim Betrachten der Natur werden die Gefühle geboren.
— Japanisches Sprichwort-
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